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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Cadvan ein, es zu wagen, wenngleich unter der Bedingung, dass sie noch zuwarteten, um zu sehen, ob der Nebel sich verschlimmerte. Nach einer Weile schien der Nebelvorhang sich etwas gelichtet zu haben, und so stiegen sie auf die Pferde und traten vorsichtig die Weiterreise an. Durch das weiße Treiben zu reiten war gespenstisch; es vermittelte den Eindruck, mitten in der Luft, mitten im Nichts zu hängen. Alles, was sie sehen konnten, war der dunkle, nach dem Schneeregen des Vortags noch nasse Pfad, der sich ein paar Schritte vor ihnen entlangwand, ehe er sich in weißem Dunst verlief. Die stehenden Steine, die den Weg säumten, ragten jedes Mal so plötzlich neben ihnen auf, als wären sie aus dem Nichts aufgetaucht.
    Bald waren sie von Tau durchnässt. Maerad hatte das Gefühl, verstopfte Ohren zu haben. Das Klappern der Hufe erstarb sofort in der Luft, und abgesehen vom Schnauben und Atmen der Pferde waren keinerlei Geräusche zu hören. Gegen Mitte des Nachmittags legte der Wind unverhofft zu, steigerte sich zu einem frostigen, böigen Luftstrom. Der Nebel begann aufzubrechen und zog in Schwaden und Fetzen an ihnen vorüber. Ab und an erhaschte Maerad einen flüchtigen Blick auf einen Hang, eine Gletscherspalte oder eine Baumgruppe, ehe der Nebelschleier die Sicht schlagartig wieder verhüllte.
    »Halt nach einer Bucht Ausschau«, rief Cadvan über die Schulter zurück. »Ein Sturm braut sich zusammen.« Der Wind riss ihm die Worte vom Mund. Maerad war zu kalt und müde, um etwas zu erwidern. Sie hoffte nur, in der nächsten Bucht würde sich Holz befinden, damit sie ein Feuer entzünden konnten. Suchend ließ sie den Blick die linke Felswand entlangwandern. In nicht allzu weiter Ferne sollten sie auf die nächste Bucht stoßen, dachte sie. Sie schienen im Abstand von etwa einer Wegstunde angeordnet zu sein, und annähernd diese Strecke mussten sie inzwischen zurückgelegt haben. Besorgt spähten ihre Augen prüfend über den Fels, der jedoch hartnäckig kahl blieb, und der Wind wurde mit jeder Minute stärker. Dann setzte heftiger, fast seitwärts prasselnder Hagel ein. Imi und Darsor scheuten schnaubend. Die Hagelkörner waren groß wie aus dem Himmel geschleuderte Kieselsteine; sie schmerzten und machten den Steinboden des Pfads gefährlich rutschig. Cadvan bedeutete Maerad abzusteigen. Mit den Zügeln in der Hand kämpften sie sich gegen den Wind vorwärts.
    »Wenn wir es bis zur nächsten Kehre schaffen, sind wir ein wenig geschützter«, brüllte Cadvan. Maerad konnte ihn kaum hören, dennoch nickte sie. An der Flanke des Berges waren sie den Sturmböen unmittelbar ausgesetzt, und selbst ein wenig Erleichterung vor dem Wind und Hagel wäre besser als nichts. Die Sicht war kaum besser als im Nebel, aber wenigstens herrschte noch Tageslicht; wenngleich ihr mit einem plötzlichen Anflug von Furcht klar wurde, dass sie nicht wussten, wie weit die nächste Bucht entfernt lag, und der Abend näherte sich rasch. Womöglich hatten sie im Nebel bereits eine Zuflucht passiert, ohne sie zu sehen. Eine Nacht im Freien bei diesem Wetter wagte sie sich nicht auszumalen. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang sie sich weiter, obwohl ihre Beine sich schwer wie Blei anfühlten und kalt wie Eis.
    Dann hielt Cadvan so jäh inne, dass Imi um ein Haar gegen Dar-sors Hinterteil prallte. Cadvan drehte sich zu Maerad um und brüllte etwas, aber seine Stimme verlor sich im Geheul des Winds. Voll aufkeimender Hoffnung dachte sie, dass er vielleicht endlich eine Bucht gefunden hatte; doch seine letzten Worte übertönte ein gewaltiges Grollen, als wären hunderte Tonnen Gestein gegen den Berg gekracht. Sie sah, dass Cadvan das Schwert gezogen hatte und vor Macht mit einem plötzlichen, gleißenden Licht erstrahlte, das Maerads Augen blendete; aber sie war so durchfroren, müde und vom Hagel geprügelt, dass sie sich kaum bewegen konnte. Verwirrt starrte sie in Cadvans Richtung.
    Imi wieherte vor blanker Angst, bäumte sich auf und entriss Maerads vor Kälte steifen Fingern die Zügel, dann preschte sie den Pass zurück davon. Die Zügel schwangen wild hin und her, die Bündel fielen vom Sattel. Mit einem Gefühl der Unwirklichkeit, als wäre sie in einem Traum gefangen und hätte mit all dem nichts zu tun, beobachtete Maerad, wie die Stute im Sturm verschwand, dann drehte sie sich zurück zu Cadvan um. Er stand mit hoch erhobenen Armen da und brüllte etwas in der Hohen Sprache, das sie jedoch über das Tosen des Sturmes nicht

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