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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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sah sie einen Lidschlag lang eine Lawine aus Schnee und Gestein, die sich gespenstisch langsam auf sie zubewegte. Instinktiv bedeckte sie die Augen und vergaß vorübergehend alles außer ihrer Todesangst. Darsor bäumte sich auf; Maerad stürzte zu Boden, rollte ein Stück und kam dicht am Rand des Abgrund zu liegen. Sie rappelte sich gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie sich Cadvan mit fahl schimmerndem Antlitz entsetzt umdrehte und ihren Namen rief. Er versuchte, Darsor zu zügeln, doch angesichts der halsbrecherischen Geschwindigkeit des mächtigen Hengstes gab es kein Anhalten. Sie beobachtete, wie das beherzte Tier, nach wie vor umhüllt von Cadvans Schild aus weißem Feuer, weiter durch die zunehmende Düsternis preschte und mit der letzten Kraft der Verzweiflung versuchte, der unaufhaltsamen Lawine zu entrinnen. Sie selbst rannte instinktiv in die andere Richtung, weg von den ersten Kieseln, die den Hang herabrieselten, dann drehte sie sich um, wischte sich das klatschnasse Haar aus den Augen und beobachtete das Geschehen, während ihre Brust sich schluchzend hob und senkte.
    Darsor und Cadvan rasten weiter die Steilwand entlang, doch bis zur nächsten Kurve war es viel zu weit; sie würden es nicht schaffen.
    In dem Augenblick, in dem die Dunkelheit sie verschluckte, rutschte der gesamte Berghang mit einem schauerlichen Geräusch auf die Straße, das sich wie endlos grollender Donner anhörte. Der Boden unter Maerad erbebte so heftig, dass sie beinahe vom Weg geschüttelt wurde. Eisiger Matsch und Kiesel prasselten auf ihr Gesicht ein. Der Rand der Gesteinslawine pflügte nur eine Körperlänge von ihr entfernt herab; schluchzend vor Grauen kroch sie zur Bergwand zurück. Als der Lärm verstummte, schaute sie auf. Wo sich zuvor die Straße befunden hatte, lag nun ein unüberwindlicher Schutthaufen aus Stein und Eis; und der Iridugul war verschwunden.
    Es bestand keinerlei Hoffnung, dass Cadvan und Darsor entronnen waren. Mit einem Schmerz so klar und schneidend wie der einer frischen Wunde begriff sie, dass unter diesem Berg aus Geröll diejenigen begraben lagen, die sie geliebt hatte wie ihr eigenes Leben. Ungläubig, wie benommen vergrub Maerad das Gesicht in den Händen. Es konnte nicht wahr sein; es musste sich um einen schrecklichen Albtraum handeln. Kraftlos rutschte sie mit dem Rücken an der Bergwand zu Boden. Es konnte einfach nicht wahr sein; und doch war es so. In einem krampfhaften Anfall überwältigenden Kummers schlug sie mit der Stirn gegen den Fels, bis sie blutete und besinnungslos auf den gefrorenen Steinboden sank.

Dritter Teil
     
Zmarkan
    O Rabe, sag, wohin fliegst du Fern über Schnee und Eis ? Rabe, ich liege im Sterben, Ohne dass meine Mutter es weiß.
    O flieg durch das bittere Wetter,
    Flieg durch die sternlose Nacht Dorthin, wo mein Volk sich versammelt Zum Gesang, wenn das Feuer erwacht.
    O such meine Mutter und küss sie, Denn ich werde sie nie wieder sehn, Sag ihr, wie ich sie vermisse Und wie weh es tut, nun zu gehn.
    O such meines Herzens Liebste, Ihre Lippen sind süßer als Wein, Sag ihr, ich lasse sie grüßen, Denn sie wird nimmermehr mein.
    O Rabe, sag, wohin fliegst du Fern über Schnee und Eis ? Rabe, ich muss nun sterben, Ohne dass meine Mutter es weiß.
     
    Traditionelles Volkslied der Pilanel, Bibliothek von Lirigon

Dreizehntes Kapitel
     
Die Flöte der Elidhu
    Als Maerad die Augen öffnete, war es so dunkel, dass sie dachte, erblindet zu sein. Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Vielleicht bin ich gelähmt, dachte sie; oder vielleicht tot. Die Vorstellung fühlte sich seltsam tröstlich an; lange lag sie in der Dunkelheit, ohne Erinnerung, ohne Gedanken. Nach einer Weile wurde ein Stein, der gegen ihre Wange drückte, ärgerlich unbehaglich, und sie versuchte erneut, sich zu bewegen. Diesmal gelang es ihr, den Kopf zu drehen, und dabei flutete Gefühl zurück in ihren Körper. Ihr ganzer Leib schmerzte, als wäre sie vom Scheitel bis zur Sohle mit Stöcken geprügelt worden, zudem war sie völlig durchnässt und fror. Stöhnend mühte sie sich auf, setzte sich mit dem Rücken gegen die Steilwand und hielt sich den Kopf, während heftige, unbeherrschbare Krämpfe ihren Körper durchzuckten.
    Als sie dort hockte, kroch die Erinnerung zurück, ein Bild nach dem anderen. Sie kramte nicht danach; vielmehr scheute etwas vor der grausigen Erkenntnis dessen zurück, was ihr widerfahren war. Trotzdem fluteten

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