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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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durchfrorenen Gliedern in Gang zu bringen. Die Sonne verbarg sich hinter einem Schleier aus grauen Wolken, die alle höheren Gipfel verhüllten und in dichten Schwaden die Hänge hinabwallten, ehe sie vom zunehmenden Wind in Fetzen Verblasen wurden. Gegen Mittag wurde der Wind noch stärker, und Schneeregen setzte ein. Maerad und Cadvan bedeckten die Gesichter mit ihren Halstüchern und kämpften sich hartnäckig weiter. Mit auf dem eisigen Pfad rutschenden Hufen, elend eingezogenen Schwänzen und eng an den Kopf angelegten Ohren stapften die Pferde den Pass entlang. Während der Nachmittag verstrich, wurde das Licht immer trüber, und Maerad wurde es kälter und kälter. Es war der bislang erbärmlichste Tag, und sie weinte beinahe vor Erleichterung, als sie endlich eine vor dem Wind und Schneeregen geschützte Bucht fanden und sie darin Feuerholz erblickte. Es dauerte eine Weile, bis es sich anzünden ließ; Maerad konnte ihre Ungeduld kaum zügeln, bis es Cadvan gelang, eine Flamme ins Leben zu rufen. Die ihrer Lasten entledigten Pferde hatten sich an die ferne Felswand zurückgezogen und kauten freudlos und stumm ihren Hafer, während die Barden sich vor dem Feuer die durchfrorenen Hände rieben. Von ihren triefnassen Kleidern stieg Dampf auf. Beide genehmigten sich einen Schluck Medhyl, danach bereitete Cadvan einen Eintopf für das Abendessen zu. Die Bucht war nicht annähernd so behaglich, wie es eine Höhle gewesen wäre, zumal sie wenig mehr als eine in den Berghang gehauene Grotte darstellte. Verirrte Böen schleuderten immer wieder Schneeregen auf den Boden, wo er schmolz und zischend in das Feuer rann. Dennoch schützte die Bucht sie vor dem ärgsten Unwetter, das sich, dem anschwellenden Geheul des Windes nach zu urteilen, stetig verschlimmerte. Jenseits des flackernden Feuerscheins herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Maerad saß so nah an den Flammen, wie es ihr möglich war, ohne selbst in Brand zu geraten.
    Nach und nach setzte ein Dämmerzustand der Erschöpfung bei ihr ein. »Ich hoffe, dieses Unwetter verzieht sich bis morgen«, meinte Cadvan. »Ein wirklich schlimmer Sturm könnte uns hier tagelang gefangen halten.« »Tagelang?«, sagte Maerad und schüttelte ruckartig ihre Benommenheit ab. »Wir können nicht tagelang hier bleiben.«
    »Naja, das ist immer noch besser, als in den Abgrund geweht zu werden«, gab er zurück. »Es sei denn, das wäre dir lieber.«
    »Ich will nur weg von hier.« Mit dunklen Ringen unter den Augen schaute Maerad verzweifelt zu Cadvan auf, und einen Lidschlag lang erkannte sie in seinem Blick einen Ausdruck, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, etwas zwischen Mitgefühl und Zärtlichkeit. Doch der Eindruck verflog sofort, und sie vermeinte, ihn sich eingebildet zu haben.
    »Ich auch. Aber nicht um den Preis meines Lebens.«
    »Könntest du den Wind nicht einfach beruhigen, wenn er morgen immer noch so tobt?«, fragte Maerad ohne große Hoffnung. Schon zuvor an jenem Abend hatte Cadvan keine Magie eingesetzt, um das Feuer zu entfachen; seine Knauserigkeit mit seinen Kräften trieb sie bisweilen zur Weißglut.
    »Hier wage ich nicht, den Wind zu beeinflussen«, erwiderte er. »Das würde jede böse Kreatur im Umkreis von mehreren Meilen auf unsere Gegenwart aufmerksam machen. Die besten Aussichten haben wir, wenn wir wie bisher Weiterreisen - unbemerkt.«
    »Aber in einem Sturm ist es einfacher, sich zu verstecken«, beharrte Maerad stur. »Und so schlimm ist er auch wieder nicht.« Wie um ihr zu widersprechen schwoll der Wind plötzlich zu einem hohen Kreischen an.
    »Ja, und dein Leichnam würde nie gefunden. Sei nicht töricht.«
    Eingeschnappt bereitete Maerad sich zum Schlafen vor. Die Vorstellung, mehrere Tage in dieser Bucht gefangen zu sein, entsetzte sie unaussprechlich; selbst sich durch den Schneeregen zu kämpfen, wie sie es heute getan hatten, konnte kaum schlimmer sein.
    Am nächsten Morgen hatte der Wind nachgelassen, und die Welt war weiß vor Nebel. Man konnte nur wenige Schritte voraus sehen. Maerad, die beim Gedanken, in den Bergen festzusitzen, regelrecht Panik empfand, sprach sich dennoch dafür aus, die Reise fortzusetzen. Cadvan hegte Zweifel und gab zu bedenken, dass der Nebel sich ebenso gut verdichten wie lichten konnte und durchaus die Gefahr bestand, dass sie sich im Nebel völlig verirrten und in die falsche Richtung gingen oder in einen Abgrund stürzten. Maerad aber gab nicht nach, und nach einer bangen Prüfung des Windes willigte

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