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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Kopf war völlig frei von Gedanken, womit sie rundum zufrieden war. Irgendwo zwitscherte ungesehen ein Vogel im Gebüsch, abgesehen davon herrschte Stille.
    Als der Abend anbrach und die Lampen angezündet wurden, klopfte Cadvan an Maerads Tür. Gemeinsam gingen sie durchs Bardenhaus zu den persönlichen Gemächern von Nerili, der Obersten Bardin von Busk.
    Nerilis Zimmerflucht befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Bardenhauses, weshalb sie auf dem Weg dorthin wieder durch den Innenhof mussten. Der Springbrunnen plätscherte friedlich im Zwielicht und murmelte sein endloses Lied, während darüber an einem tiefdunkelblauen Himmel die weißen Sterne zu funkeln begannen. Lieber hätte Maerad den ganzen Abend dort gesessen, als einem thoroldischen Barden zu begegnen, geschweige denn der bedeutendsten Bardin der ganzen Schule.
    Letztlich verließen sie den Innenhof und betraten einen wahren Irrgarten von Gängen, die immer und immer wieder abbogen, bis Maerad jegliches Richtungsgefühl verlor. Das Bardenhaus war riesig. Cadvan aber ging unbeirrt voraus, und schließlich gelangten sie zu einer hohen, wie die Eingangspforte des Hauses in Bronze gefassten Tür, an die sie klopften. Alsbald öffnete eine zierliche Frau, die sie lächelnd begrüßte. »Cadvan von Lirigon! Es ist lange her, seit deine Wege dich zuletzt hierhergeführt haben.«
    »Zu lange«, gab Cadvan zurück. »Aber das ist nun mal leider mein Schicksal.« »Ich finde es bedauerlich, dass die Reize Busks dich nicht öfter herlocken konnten«, erwiderte Nerili. Dabei schwang in ihrem Tonfall eine Schärfe mit, die Maerad einen weiteren Blick auf sie werfen ließ, doch da lächelte die Frau und streckte Maerad die Hand entgegen. Cadvan räusperte sich und stellte sie vor.
    Nerili von Busk entsprach nicht ganz dem, was Maerad erwartet hatte. Sie schien zu jung für eine Oberste Bardin zu sein, obwohl das Alter unter Barden stets schwierig zu schätzen war. Maerad fand, dass sie wie fünfunddreißig aussah, womit sie angesichts der dreifachen Lebensspanne von Barden um die siebzig oder achtzig Jahre alt gewesen wäre. Sie war kaum größer als Maerad, doch ihre Befehlsgewalt und ihre Anmut sowie der herausfordernde Blick, mit dem sie Cadvan bedachte, als sie beide eintraten, verliehen ihr den Anschein einer überragenden Statur. Nerili war atemberaubend schön; sie besaß die grauen Augen, das schwarze Haar und die olivfarbene Haut einer Thorolderin, und ihr graues Seidenkleid ergoss sich sanft schimmernd wie ein Wasserfall um sie. Das Haar hatte sie auf den Kopf hochgesteckt, wo es von Silberkämmen und einem Seidentuch gehalten wurde, ein Stil, den viele Frauen in Busk bevorzugten. Abgesehen von langen silbernen Ohrringen trug sie keinen Schmuck. Maerad fühlte sich ein wenig benommen und stammelte, als Cadvan sie vorstellte. Sie vermeinte, dass selbst Cadvan sich untypisch verlegen gebarte. Neugierig sah sie ihn an; er war doch gewiss nicht eingeschüchtert, oder?
    So wie Nerili selbst erwiesen sich auch ihre Gemächer als elegant. Die üblichen, in Busk allgegenwärtigen Seidenbehänge hatte sie vermieden. Stattdessen waren die Steinwände in einem fahlen Blau bemalt und besaßen ein Vogelmuster in einem etwas dunkleren Ton. Das einzige sonstige Zierwerk bildete eine Reihe erlesen glasierter blauer und weißer Fliesen um Türen, Fenster und den Kamin, jede mit einer anderen Darstellung des Lebens in Thorold bemalt:
    Fischer, Seidenweber, Ziegenhirten, spielende Kinder. Es war ein ruhiger, wunderschöner Raum. Durch eine halb offene Tür erspähte Maerad, was Nerilis Arbeitszimmer sein musste, worauf das Chaos aus Manuskripten, Schriftrollen und Büchern schließen ließ, die sie aufgetürmt auf einem Tisch sah. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptraums befand sich ein Esstisch mit Kerzen in Glashaltern und einem ausgiebigen Mahl - flache Laibe ungesäuerten Brotes, kleine Schalen mit in Essig eingelegtem Gemüse und Soßen, kaltes Fleisch und verschiedene Käsesorten. Außerdem erblickte Maerad einen Teller mit runden schwarzen, dornigen Gebilden, die wie sonderbare Früchte anmuteten, und eine große Schüssel voll Muscheln mit orangefarbenem Inneren. Maerad lief das Wasser im Mund zusammen; sie war ausgesprochen hungrig.
    Nerili lud sie ein, sich zu setzen, und schenkte hellroten Wein ein. »Also«, meinte sie und blickte mit ungewöhnlicher Unmittelbarkeit Cadvan an. »Elenxi hat mir gesagt, ihr hättet Neuigkeiten. Ernste, wichtige

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