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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nicht«, erwiderte Cadvan. »Aber natürlich ist es im Winter anders - da verlagert sich alles nach drinnen.«
    Die Schule von Busk befand sich über der eigentlichen Stadt, umgeben von einer niedrigen Mauer, die eher als Abgrenzung denn als Hürde diente. Hier wichen die allgegenwärtigen weißen Häuser und gewundenen Gassen breiten, von prächtigen Zypressen und Olivenbäumen gesäumten Alleen. So wie im Ort waren die Pfade auch hier steingepflastert und warfen das Sonnenlicht blendend grell zurück. Hinter den Bäumen lugten aus Marmor und dem örtlichen rosigen Granit errichtete Bardenhäuser hervor; ihre Vorderseiten zierten Vorbauten mit kunstvoll in hellen Farben und Blattgold geschmückten Säulen. Über viele davon rankten sich uralte Weinreben, deren pralle Früchte sich in der Sonne purpurn färbten. Hinter hohen Mauern erspähte Maerad die dunklen Wipfel von Nadelbäumen und dachte sehnsüchtig an kühle, abgeschiedene Gärten.
    Im Gegensatz zu Inneil und Norloch, den einzigen Schulen, die Maerad kannte, war Busk nicht in konzentrischen Kreisen angeordnet - das machte die steile, unregelmäßige Beschaffenheit der Insel unmöglich. Und wie Cadvan gesagt hatte, zogen die Thorolder es sowieso vor, die Dinge auf ihre Weise zu tun. Die Straßen waren in Terrassen angelegt, wobei breite Treppenfluchten die verschiedenen Ebenen miteinander verbanden, und war man ortsunkundig, bestand erhebliche Gefahr, sich zu verirren, weil die Pfade keiner vernünftigen Ordnung zu folgen schienen. Es gab keine Türme in Busk, abgesehen von den beiden, die den Hafen bewachten. Die prunkvolleren Bauten waren lediglich breiter angelegt und mit höheren Dächern versehen.
    Vor der Kulisse der beeindruckenden Architektur erwies die Schule sich als ebenso lebendig wie die Ortschaft darunter. Inzwischen war es Mitte des Nachmittags, eine Zeit, zu der, wie Maerad später herausfinden sollte, die Thorolder die Arbeit des Tages niederlegten und sich erfreulicheren Dingen widmeten. Die Straßen selbst waren verwaist, zumal die Sonne zu heiß vom Himmel brannte, um auszugehen. Während sie durch die Schule schlenderten, erblickte Maerad Barden auf einigen der breiten, schattigen Vorbauten. Wie alle Bewohner in Busk schienen sie in angeregte Unterhaltungen und Streitgespräche vertieft. Als Cadvan und Maerad vorübergingen, schauten sie neugierig auf. Einige winkten zum Gruß. Cadvan lächelte zurück.
    Scheu blieb Maerad stehen und verharrte brennend vor Neugier vor einem der Häuser. Die Barden lagerten in gemütlichen Korbgeflechtstühlen um niedrige Holztische, die meisten davon mit Obsttellern und Karaffen voll Wein und Wasser beladen. Sie beobachtete eine Frau, die ausgestreckt auf einem Stuhl lag und einer kleinen Gruppe ein Gedicht vortrug. Ihre Zuhörer lauschten aufmerksam, bis sie fertig war, dann platzten sie hitzig mit Anmerkungen heraus.
    Die Dichterin, eine große, plumpe Frau mit einem hellen Kopftuch um das Haupt und langen grünen Ohrringen, stand auf und verteidigte sich gleichermaßen hitzig, bis sie schließlich verärgert die Arme hochriss und ihrem lautstärksten Kritiker zum Jubel des halben Kreises einen Klaps hinter die Ohren verpasste.
    Die Barden beunruhigten Maerad stärker als die Stadtbewohner; schließlich war sie selbst keine Thorolderin, daher würde man erwarten, dass sie anders war. In der Schule jedoch war sie eine Bardin, eine der ihren. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich unter solchen Leuten wohl fühlen würde. Maerad warf einen Seitenblick zu Cadvan. »Sind die Barden von Busk immer so laut?«, fragte sie.
    Belustigt sah Cadvan sie an. »Im Großen und Ganzen schon, Maerad. Aber immerhin ist es hier lebendiger als in Norloch, findest du nicht?«
    »O ja, das auf jeden Fall«, antwortete sie mit Nachdruck eingedenk der strengen Barden, denen sie in Norloch begegnet war. »Aber weißt du, auf andere Art erscheinen sie mir genauso furchteinflößend.«
    »Du gewöhnst dich daran«, erwiderte er. »In gewisser Weise bist du selbst eine Thorolderin.«
    »Tatsächlich?« Mit offenem Mund drehte Maerad sich ihm zu.
    »Selbstverständlich. Ich habe es dir doch gesagt«, erklärte er mit jenem Ansatz von Ungeduld, der bei ihm stets aufkam, wenn er sich wiederholen musste, selbst wenn es sich um etwas handelte, was er beiläufig vor zwei Monaten erwähnt hatte. »Das Haus Karn floh während der Großen Stille nach Thorold. Die Insel war von jeher eines der unabhängigsten der Sieben

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