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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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knusprige, zähe Brot schmeckte köstlich, und auch das eingelegte Gemüse genoss sie, obschon sie das meiste davon nicht erkannte. Die verschiedenen Fleischsorten waren mit Zitrone, Knoblauch und Kräutern verfeinert.
    Die Meeresfrüchte, die sie noch nie gegessen hatte, weil sie nie am Meer gelebt hatte, behagten ihr weniger. Cadvan teilte ihr mit, dass es sich bei den Muscheln mit dem orangefarbenen Inneren um Speisemuscheln handelte, also ergriff sie eine, öffnete nach Cadvans Anweisungen die zweiteilige Schale und holte das Fleisch heraus. Allein das bereitete ihr ein wenig Übelkeit, dennoch blieb sie beharrlich und steckte sich ein kleines Stück in den Mund. Nur die Höflichkeit verhinderte, dass sie es auf den Tisch zurückspuckte, und den Rest schob sie ungegessen beiseite. Die schwarzen, dornigen Gebilde waren Seeigel, gekocht und aufgeschnitten, sodass ihr rosiges Innenleben freilag und sie exotischen, giftigen Blumen ähnelten. Nerili aß sie begeistert und löffelte das Fleisch aus der Schale, doch Maerad fand, dass sie wie modrige Stiefel rochen. Ihr fiel auf, dass Cadvan, der die Muscheln für sich allein beanspruchte, die Seeigel nicht anrührte.
    Nerili und Cadvan begannen ein verwickeltes Gespräch über die Politik Norlochs, das Maerad etwas langweilte, und der Wein verschwor sich mit ihrer Müdigkeit, um sie schläfrig zu machen. Ihre Gedanken begannen zu wandern. Sie hatte nicht gedacht, dass Cadvan eine Geliebte gehabt haben könnte, abgesehen von Ceredin, die gestorben war, als er noch ein junger Mann war; doch nun, da sie darüber nachgrübelte, fiel ihr kein Grund ein, der dagegen sprach. Sie vermutete, dass er und Nerili keine Liebenden mehr waren, und es war keineswegs so, dass sie und Cadvan … nun, jedenfalls hatte sie keinen Anlass, eifersüchtig zu sein. Dennoch war sie es. Sie hatte so wenige Freunde.
    Wieder fiel ihr Dernhil ein, der sie geliebt hatte und den sie in Panik und Verwirrung vor scheinbar so langer Zeit in Inneil zurückgewiesen hatte. Dernhil hatte über die Wege des Herzens mit ihr gesprochen, was auch Silvia getan hatte … Sogar Königin Ardina hatte mit ihr über Liebe geredet. Du besitzt ein großes Herz, hatte die Königin zu ihr gesagt, was du allerdings nur durch großen Schmerz erkennen wirst. Das ist der Liebe Weisheit und fragwürdiges Geschenk. Nur hatte Maerad es nicht verstanden. Sie verstand es immer noch nicht. Lag der seltsame Zug um Nerilis Mund an enttäuschter Liebe? Oder bildete sie sich das vielleicht auch alles nur ein? Vielleicht waren ja Nerili und Cadvan nur zwei Barden, die Fragen hehrer Politik erörterten, und die unterschwelligen Gefühle, die Maerad so beunruhigten, waren lediglich aus ihrer eigenen Erschöpfung geboren.
    Geistesabwesend starrte sie aus dem Fenster, wo purpurne Schatten den Garten erfüllten, während die Blumen fahl in der Dunkelheit schimmerten. Wann immer Barden mit ihr über die Wege des Herzens gesprochen hatten, war sie von einer unerklärlichen Furcht erfüllt worden. Sie hatte ihre Kindheit damit verbracht, sich gegen die gewalttätigen Männer in Gilmans Feste zu schützen, wovon gewiss ein Teil dieser Angst herrührte; doch auf einer tieferen Ebene verspürte sie zudem eine Art Vorahnung, ein Gefühl der Finsternis, die sich um jenen Teil ihrer selbst hüllte, der zu lieben imstande wäre, als könnte sie durch Liebe verlöschen. Es schien zu gefahrvoll, und sie wagte ohnehin bereits zu viel, indem sie einfach nur sie selbst war.
    »Bist du müde, Maerad?«, durchbrach Nerili ihre Gedankengänge. »Du siehst mir ein wenig so aus.«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe die vergangenen Nächte wenig geschlafen. Ich hätte nichts dagegen, zu Bett zu gehen.«
    »Maerad ist alles andere als ein Seemann«, warf Cadvan ein. »Den Großteil der Reise hatte sie eine äußerst interessante grünliche Gesichtsfarbe.« »Und du hast ihr nicht geholfen? Ich dachte, du wärst ein selten guter Heiler.« Nerili bedachte ihn mit einem spöttischen Blick, und Maerad stellte fest, dass sie sich unwillkürlich an Cadvans statt darüber ärgerte, wenngleich sie schwieg. »Findest du in dein Zimmer, Maerad?«, fragte Cadvan. »Es ist noch recht früh, und ich bin noch nicht bereit zu schlafen. Nerili und ich haben noch viel zu besprechen.«
    »Ich schaffe das schon«, erwiderte Maerad unbekümmert, ob-schon sie wünschte, Cadvan würde nicht bleiben und weiter mit Nerili reden, sondern mit ihr kommen. »Wir sehen uns morgen.« Sie

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