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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Türen mit weißen Läden innen und außen. Sie standen offen und führten über eine Veranda hinaus in einen schattigen Garten. Frische Kleider lagen für sie bereit - ein langes, scharlachrotes Kleid in thoroldischem Stil mit tief ausgeschnittenem Kragen, eng anliegenden Ärmeln und einem breiten Brokatgürtel. Maerad erkundigte sich nach dem Weg zum Bad. Danach überließ der plapperhafte Barde, den Elenxi damit beauftragt hatte, sie herumzuführen, sie endlich sich selbst.
    Maerad war süchtig nach Bädern. Den Großteil ihres Lebens, all die Jahre der Plackerei in Gilmans Feste, wo sie eine niedrige Sklavin gewesen war, hatte sie nicht einmal gewusst, was ein Bad ist. Aber seit ihr in der Schule von Inneil die bardischen Vorstellungen von Sauberkeit näher gebracht worden waren, konnte sie nicht genug davon bekommen. Dieses Badezimmer war in einem kühlen Blauton gehalten und öffnete sich zu einem winzigen Hof, auf dem Finken in den Topfbäumen umhersprangen. Das Bad selbst zierte ein Mosaik von Delfinen und anderen Meeresbewohnern, das Wasser war heiß und reichlich vorhanden. Als es tief genug war, um ihr bis an den Hals zu reichen, ließ sie etwas Lavendel und Rosmarin ins Wasser fallen und trat seufzend in das duftende Bad. Erst viel später verließ sie es wieder, kleidete sich gemächlich an, begab sich in ihr Zimmer und packte aus.
    Das Auspacken war zu einem Ritual geworden, einer Art Bestandsaufnahme ihres Lebens. Zuerst holte sie ihre hölzerne Leier hervor und befreite sie von der Tragetasche aus Leder, auf der das Lilienzeichen der Schule von Pellinor prangte, ein Geschenk von Cadvan. Die Leier selbst hatte ihrer Mutter gehört, und von allem, was Maerad gehörte, war dies ihr kostbarster Besitz. Doch sie wusste, dass die Leier ungeachtet ihres bescheidenen Aussehens auch auf andere Weise kostbar war: Es handelte sich um ein uraltes Instrument, um Dhyllisches Gewerk, gefertigt von einem Handwerksmeister und verziert mit Runen, die selbst die weisesten Barden nicht zu entziffern vermochten. Behutsam strich sie mit den Fingern über die zehn Saiten, um den reinen Klang zu hören, bevor sie die Leier sorgsam in die Ecke lehnte. All ihre Kleider legte sie zum Waschen beiseite. Von ihrem Mantel löste sie die silberne Brosche und legte sie auf den Tisch. Als Nächstes packte sie das leichte Kettenhemd und den Helm aus, die sie in Inneil erhalten hatte und nun zusammen mit ihrem Schwert im Schrank verstaute. In eine der Schubladen legte sie verschiedene andere Gegenstände: ein kleines Lederbündel mit einem Hufauskratzer und Bürsten für Pferde, eine Feder und einen schmalen Packen Papier, einen Wasserbeutel aus Leder, ein Klappmesser und eine blaue, mittlerweile fast leere Flasche mit dem Bardengetränk Medhyl, das gebraut wurde, um Müdigkeit zu bekämpfen.
    Zuletzt kramte sie eine Reihe von Habseligkeiten hervor, die sie vorsichtig über das Zimmer verteilte, da sie ihr teuer waren. Sie packte eine Reetflöte aus, die sie im Wagwald von einer Elidhu erhalten hatte, von der allein Maerad wusste, dass sie zugleich Königin Ardina von Rachida war - in jener Verkörperung hatte sie Maerad den erlesen geschmiedeten goldenen Ring geschenkt, den sie am kleinen Finger trug. Außerdem entnahm sie ihrem Bündel eine schwarze Holzkatze, die vermutlich als Kinderspielzeug geschnitzt worden war und die sie an dem Tag, an dem sie ihren Bruder Hem fand, von der Überfallenen Karawane mitgenommen hatte. Zuallerletzt wickelte sie ein kleines, aber wunderschön bebildertes Gedichtbuch aus seiner Öltuchhülle. Sie hatte es von Dernhil von Gant erhalten. Traurig betrachtete sie es. Bislang hatte sie noch wenig Zeit gehabt, darin zu lesen, und obendrein war Lesen für sie ein langwieriger Vorgang. Dennoch kannte sie die meisten Gedichte auswendig. Dernhils Tod lastete immer noch schwer auf ihr, gleichermaßen aus Bedauern und aus Kummer.
    Sie schüttelte den Kopf, um die trübsinnigen Gedanken zu vertreiben, ergriff eine goldene Birne aus der Schale auf dem Tisch und ging hinaus ins Freie. Alle Räume auf dieser Seite des Hauses besaßen Türen, die in den Garten führten. Mittlerweile wurden die Schatten allmählich länger, und eine frische Brise hatte eingesetzt, die leicht nach Meerwasser roch. Barfuß schlenderte Maerad über das kühle Gras und setzte sich im Schatten eines von fahlgelben Rosen überwucherten Spaliers auf den Boden. Langsam aß sie die Birne und ließ den süßen Saft ihren Mund füllen. Ihr

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