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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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ist«, gab die Frau unbeschwert zurück. »Vielleicht nennen ihn manche so. Hier ist er nur der Meister.«
    Maerad gab es auf; ihr Magen knurrte, und wie es schien, hatte Gima nicht die Absicht, ihr irgendetwas Nützliches zu verraten. »Wirst du wiederkommen?«, erkundigte sie sich, als die Frau ging.
    »Bald, bald …« Damit hob sie den Vorhang an und war verschwunden. Maerad verschlang die Mahlzeit binnen weniger als einer Minute. Sie war am Verhungern gewesen. Danach schob sie die Schüssel beiseite und fühlte sich besser. Vielleicht wäre es nun möglich, ein wenig umherzuspazieren. Sie massierte sich die Beine, die dünn und kraftlos aussahen, dann dachte sie, dass sie sich anziehen sollte. Maerad hatte gerade beschlossen, ihre Ersatzgewänder aus dem Bündel zu holen, so dreckig sie sein mochten, als Gima zurückkehrte. Sie brachte einen langen, mit weißem Pelz ausgekleideten Überrock, ein Kleid in sattem Scharlachrot, feine Wollstrümpfe und erlesen bestickte Fellschuhe. »Die hier wasche ich für dich«, sagte sie, ergriff Maerads eigene Kleider und schlang sie sich über den Arm. »Das hier ist für dich, auf Befehl des Meisters.« »Aber wer ist er?«, fragte Maerad erneut und etwas verärgert. »Und wo bin ich.« Gima kicherte nur und tätschelte ihr den Kopf. »Mach dir darüber keine Gedanken, junges Fischlein. Zieh dich einfach an, und vielleicht gehen wir danach zu ihm, hm?« Sie ergriff das Tablett und verschwand wieder. Maerad zuckte mit den Schultern. Es schien besser, saubere Gewänder anzulegen. Und wenn sie den Meister kennen lernen würde, wer immer er sein mochte, wäre es wohl besser, obendrein besonders fein gekleidet zu sein. Sie schlüpfte in das Kleid und den Überrock, stand auf und versuchte, von einem Ende der Kammer zum anderen zu gehen. Ihre Beine erwiesen sich als nicht mehr so zittrig; vielleicht hatte es nur am Hunger gelegen.
    Als hätte Gima vor der Tür gewartet, trat sie fast unmittelbar danach ein. »Gut«, stellte sie vergnügt fest. »Du bist schon angezogen. Na, dann komm mal mit.« Maerad, die an nichts anderes denken konnte als daran, aus der Kammer zu gelangen, um zu sehen, wo sie sich befand, zeigte sich sofort trotzig. »Wohin?«, verlangte sie in scharfem Tonfall zu erfahren. »Warum antwortest du mir nicht? Bist du blöd?« Sie verwendete das Jussack-Wort für »einfältig«, von dem sie wusste, dass es als besondere Beleidigung empfunden wurde, doch Gima zuckte mit keiner Wimper.
    »Oh, du steckst so voller Fragen. Dummes, dummes Mädchen. Komm, komm.« Sie lockte und winkte Maerad, als wäre sie ein besonders träges Kind, und Maerad ertappte sich dabei, dass sie Gima unwillkürlich die seltsamen weißen Gänge entlang folgte. Alles an diesem Ort erweckte ihren Argwohn, weshalb sie sich feindselig fühlte, andererseits verzehrte sie sich vor Neugier. Der Flur ging in einen breiteren Gang über. Auch dieser wies eine gewölbte, allerdings noch höhere Decke auf, und gelegentlich gingen sie unter Bogen aus schwarzem Eisen mit kunstvoll in eigenartige geometrische Formen geschmiedeten Tragbalken hindurch, von denen keiner dem nächsten glich. Auf sonderbare Weise wirkten sie schön. Bald erreichten Maerad und Gima eine große zweiflügelige Pforte.
    Gima blieb davor stehen, und ihre Unbeschwertheit geriet einen Lidschlag lang ins Wanken. Dann holte sie tief Luft und schob die Tür auf. Geräuschlos öffnete sie sich unter ihrer Hand, und sie traten ein.
    Der Raum erinnerte Maerad an Ardinas Halle in Rachida, nur bestanden die Wände und die Decke statt aus versilbertem Holz aus Eisen und weißem, durchscheinenden Stein. Schwarze Eisenbalken in denselben absonderlichen Formen, die Maerad auf den Gängen gesehen hatten, stützten die hohe Decke. Die Wände wurden von Wandteppichen in prächtigen Farben geziert, allerdings wiesen sie keine für Maerad erkennbaren Figuren auf; sie wirkten wie Sonnenlicht, das auf Schnee gleißte und in all seine Farben brach, oder wie die eigenartigen, wie Trugbilder anmutenden Schemen, die sie in dem Gletscher erspäht hatte. In der Mitte befand sich ein rechteckiges, aus dem durchscheinenden Stein gehauenes Becken, und dort strahlte das Licht am hellsten; es war ein kaltes und doch wunderschönes Licht, das den Raum gleichmäßig beleuchtete, sodass keine dunklen Winkel zurückblieben. Am fernen Ende befand sich ein niedriges Podium, darauf ein hoher schwarzer, völlig schmuckloser Thron und zwei niedrige Stühle. Auf dem Thron

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