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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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treiben lassen.
    »Eine Aufgabe? Ich nehme an, du meinst damit meinen alten Bekannten Sharma. Für ihn wärst du kaum mehr als eine lästige Mücke, fürchte ich.« Arkan lachte, und Maerad spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken kroch. Sharma, der Namenlose. »Es gibt so vieles, was du nicht verstehst. Nein, ich habe dich herbringen lassen, weil ich mit dir reden möchte. Wir haben viel zu besprechen, du und ich.«
    »Tatsächlich?« Maerad stand auf; ihre Beine zitterten zwar, aber es gelang ihr zu stehen. »Ich denke nicht, Winterkönig. Was könntest du mir zu sagen haben, das für mich von Belang sein könnte? Warum tötest du mich nicht einfach? Für deinen alten Bekannten Sharma würde das wahrscheinlich eine Menge Probleme lösen.« Sie spie ihm die Worte förmlich entgegen, dann wandte sie sich zum Gehen.
    »Mein alter Bekannter, mein alter Feind«, sprach Arkan leise. »Sharma warf mich den Hunden des Lichts vor; er hat mich verraten. Einst besaß er für einen Menschen durchaus Ausstrahlung. Er hat viele getäuscht, die sich nun nur noch daran erinnern, dass er mich täuschte - dass er sie selbst ebenfalls zum Narren gehalten hat, ziehen sie vor zu vergessen. Er hat alle Elidhu verraten.« Maerads Rückgrat kribbelte, und sie hielt inne, drehte sich jedoch nicht um. »Er hat etwas Kostbares von uns gestohlen«, fuhr Arkan fort. »Aber er konnte nur eine Hälfte davon verwenden; die andere befindet sich in unserem Gewahrsam.«
    Unwillkürlich wirbelte Maerad herum und starrte den Winterkönig verwundert an.
    »Ich will mein Lied zurück«, erklärte Arkan.
    Ein langes Schweigen folgte.
    »Woher weiß ich, dass es dein Lied ist?«, forderte Maerad ihn frostig heraus. »Es könnte ebenso gut Ardinas Lied sein. Ardina, die deine Feindin ist.« »Ardina ist nicht meine Feindin. Das Lied ist von uns beiden.«
    »Ich glaube dir kein Wort.« Damit drehte Maerad sich um und stapfte aus dem Thronsaal, ohne zurückzuschauen. Sie spürte, wie der Raum sich kurz verfinsterte, als wäre es ihr endlich gelungen, Arkan aus der Ruhe zu bringen. Aber er rief sie nicht zurück.
    An der Tür stieß sie auf Gima. Ausnahmsweise schwieg die alte Frau; sie wirkte ehrfürchtig und erschüttert. Die Greisin führte Maerad zurück in ihre Kammer. Dort angekommen sank Maerad dankbar aufs Bett. Zwar hatte sie es geschafft, den Weg zurück aufrecht zu bewältigen, aber es hatte ihr das letzte Quäntchen Kraft abverlangt.
    »Ein Punkt für mich«, sagte sie zu ihrer Leier. »Zwanzig für ihn, aber einer für mich.«

Vierundzwanzigstes Kapitel
     
Das Spiel
    Maerad träumte von Cadvan. Er trug nicht seine übliche verschlissene Reisekluft, sondern festliche Kleidung mit einem langen, mit silbernem Saum bestickten Mantel und der funkelnden Brosche Lirigons an der Brust. In dem Traum hatte Maerad vergessen, dass er tot war. Er stand vor einem langen Tisch, beladen mit Essen, das Maerad seit Monaten nicht mehr gesehen hatte annarischem Essen. Da waren frisches Roggen-, Weizen- und Leinsamenbrot, grüne, Blatt-, Radieschen-, Pilz- und Kräutersalate, herzhaft gebratene und gekochte Fleischgerichte, Schalen mit Erdbeeren, Haferpflaumen und Johannisbeeren, Kuchen mit Apfel- und Birnenfülle - veredelt mit Honig und Gewürzen, Teller mit Süßigkeiten, kandierten Äpfeln und gezuckerten Kastanien. Hohe Glaskaraffen mit vollmundigen Weinen stachen zwischen dem Festmahl wie glitzernde Juwelen hervor. Maerad lief das Wasser im Mund zusammen, und sie trat gierig auf den Tisch zu, doch Cadvan ergriff ihren Arm und hielt sie zurück. »Ich bin so hungrig«, sagte sie.
    »Elednor«, verwendete Cadvan zum ersten Mal seit ihrer Einführung ihren wahren Namen. »All das gehört dir. Du brauchst es dir nur zu nehmen.« Überrascht wandte Maerad sich ihm zu.
    »Aber du hältst mich davon ab«, erwiderte sie.
    »Nein«, widersprach er. »Du hältst dich selbst davon ab.« Als sie abermals auf ihren Arm blickte, erkannte sie, dass er sie tatsächlich nicht festhielt. Oh, dachte sie; dann habe ich mir das wohl nur eingebildet… Aber dann verflüchtigte sich der Traum in andere Träume, an die sie sich nicht erinnern konnte.
    Als sie erwachte, fühlte es sich ein paar Augenblicke lang so an, als hätten sich die vergangenen Monate nie ereignet: Cadvan und Dernhil lebten noch, sie selbst wurde weder gejagt, noch war sie eingesperrt. Sie befand sich wieder in Inneil, ein junges, aus der Sklaverei befreites Mädchen, das zum ersten Mal Freiheit

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