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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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hier sind, brauchen wir uns nicht mehr zu bewegen, bis es Zeit für das Ritual der Erneuerung ist. Wir können einfach essen und uns den Umzug ansehen.« Der sich als Aufsehen erregendes Spektakel erwies. Sie hatten die besten Plätze hoch droben am Balkon der »Kupfernen Meerjungfrau«. Maerad und Cadvan waren sich darin einig, dass dies deutlich besser war, als sich unten in der vordersten Reihe zu drängen, von alten Frauen mit Sonnenschirmen gepiekst zu werden und sich auf die Füße treten zu lassen. Die Gärten erstrecken sich vor ihnen in einer Reihe von Terrassen voller Tische und Stühle bis hinunter zur Elakmirathon, der Hafenstraße, die auf der einen Seite von dem langen Kai, auf der anderen von Tavernen, Werkstätten und weiter unten von den offenen Märkten begrenzt wurde.
    Im Verlauf des Nachmittags ließen immer mehr Menschen die Massen entlang der Elakmirathon anschwellen. Lamos, der Eigentümer der »Kupfernen Meerjungfrau«, schloss die Türen, damit niemand mehr hereinkonnte, und immer noch kletterten die Leute über die Mauern. Alle Balkone und Dächer entlang der Küste, jede Wand und jedes Fenster waren von redenden und lachenden Menschen besetzt. Trotz einer kühlen Brise, die vom Meer hereinwehte, sorgte das Gedränge der Massen für eine unangenehme Hitze. Maerad betrachtete die Menge und fragte sich laut, warum niemand erdrückt wurde.
    »Ungeachtet des äußeren Anscheins sind wir um diese Tageszeit eigentlich recht gesittet«, antwortete Honas grinsend. »Richtig getrunken wird erst später. Untertags wird hauptsächlich gegessen. Und bis dahin hat sich die Menge aufgelöst, weil alle zu ihren eigenen Feiern gehen. Bisher hatten wir selten Ärger am Mittsommertag. Später vielleicht ein paar Raufereien. Aber still jetzt, es fängt an.«
    Maerad verrenkte sich den Hals, um etwas zu erkennen. Sie hörte eine riesige Trommel, die in einem ernsten, beherrschenden Takt geklopft wurde. Plötzlich sah sie einen unvorstellbar fetten Mann, der eine vergoldete und scharlachrote Trommel um den Hals trug. Wo er ging, teilte sich auf wundersame Weise die Menge, obwohl es unmöglich schien, dass zwischen jenen hunderten Menschen überhaupt noch Platz sein konnte. Hinter dem Mann folgte der Umzug. Zuerst kamen die Akrobaten und Jongleure, alle in helle Farben gekleidet. Einige der Jongleure warfen verzauberte Bälle, die aussahen wie Fische oder Vögel mit Schwingen aus Juwelen und Gold, die in der Sonne glitzerten, außerdem funkelnde Sterne oder blaue, grüne und rote Flammen. Maerad beobachtete die Akrobaten mit offen stehendem Mund. Sie sprangen einander in unmöglich erscheinenden Bögen auf die Schultern, liefen auf den Händen oder auf Stelzen, bildeten miteinander Türme aus Dutzenden Menschen. Verzückt klatschte sie in die Hände.
    Nach ihnen folgte eine Kavalkade von Kindern auf stämmigen Gebirgsponys. Die Sättel und das Zaumzeug waren mit Federn und Blumen geschmückt. Maerad fand, dass die Tiere, die oft rückwärts oder seitwärts gingen statt dorthin, wo sie sollten, wenig begeistert von all dem Aufheben wirkten. Ein Pony warf ein kleines Mädchen ab. Statt in Tränen auszubrechen, rappelte sich das Mädchen, dessen hoher Kopfputz aus rosa gefärbten Federn beim Sturz beschädigt worden war, flugs wieder auf, klopfte dem Pony aufs Hinterteil und schwang sich unter Jubel wieder in den Sattel. Die Kinder waren nach allen Regeln der thoroldischen Kunst verkleidet, mit Kostümen aus mehreren Lagen Volant und Spitzen, Hemden und Hosen mit schillerndem Brokat und Masken aus Feder, Glas, Seide und Spiegeln. Dazu trugen sie wundersamen Kopfschmuck, an dem Federn hüpften und der in vielen Fällen eher zerbrechlich aussah. Einige hatten dasselbe Schicksal erlitten wie der des kleinen Mädchens, das vom Pony gefallen war.
    Nach den Kindern folgte eine Reihe von Umzugswagen, welche die verschiedenen Gilden von Busk darstellten und von Pferden mit prunkvollem Geschirr gezogen wurden. Unter den Gilden herrschte unverkennbar ein Wettstreit darüber, wer den außergewöhnlichsten Wagen bauen konnte, und jeder wirkte ausgefallener als der vorherige. Zuletzt kam der Umzugswagen der Schule von Busk mit einem Dutzend Barden, die Trugbanne woben, sodass es aussah, als schwebte der Wagen in der Luft. Sie hatten einen verzauberten Sommergarten mit bunten Blüten der sechsfachen üblichen Größe geschaffen, und ein Chor exotischer Vögel sang mit überirdischen Stimmen auf Thoroldisch das Lied des

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