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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Erschaffens. Maerad kannte dieses Lied seit ihrer Kindheit. Mirlad hatte es ihr beigebracht, allerdings hatte er ihr nie davon erzählt, was es bedeutete. Sogleich summte sie die Melodie mit, und ihr Herz schwoll vor Freude an.
    In der Mitte des Gartens wuchs der Baum des Lichts, genau wie Nerili ihn Maerad beim ersten Unterricht gezeigt hatte, nur viel größer. Er stand in voller Blüte. Uber dem Baum schien ein riesiger, ungeschliffener Kristall zu schweben. Wie Cadvan erklärte, handelte es sich dabei um ein Bildnis des Spiegels von Maras, jenem Stein, der beim Ritual der Erneuerung verwendet wurde. Als der Wagen vorüberfuhr, stieg ein süßer Duft zu den klatschenden Barden empor.
    »Nerili hat sich dieses Jahr selbst übertroffen«, meinte Kabeka, die ebenfalls begeistert Beifall spendete. »Das war einfach großartig.«
    Hinter dem Bardenwagen folgten noch ein paar Musikanten und Gaukler, danach war der Umzug zu Ende. Die Menschen pfiffen und jubelten noch eine Weile, weil niemand so recht gehen wollte, doch allmählich zogen sie ihrer Wege. In überraschend kurzer Zeit löste die gewaltige Menge sich auf, und Lamos öffnete die Türen wieder. Der Makilon-Spieler und der Trommler stimmten Musik an, und ein paar Leute begannen zu tanzen.
    Maerad seufzte vor schierer Glückseligkeit. »Das war das Beste, was ichje gesehen habe«, meinte sie mit leuchtenden Augen. »Oh, es war einfach wunderbar!«
    »Du möchtest doch bloß eine Trugkünstlerin werden«, lachte Cadvan. »Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen«, erwiderte sie. »Sieh nur, wie viele Menschen sich daran erfreuen. Und es muss so aufregend sein, solche Dinge erschaffen und den Leuten zeigen zu können.«
    »Ja, in der Tat«, meinte Cadvan. »Obwohl es nicht viele Orte gibt, an denen man die Kunst des Trugs so sehr liebt und zu solcher Vollendung geführt hat wie in Busk. In den meisten anderen Schulen wird sie als minderer Teil des Bardentums verschmäht. Vielleicht wirst du eines Tages die größte Trugkünstlerin von allen. Aber vorerstwandelst du leider auf einem dunkleren Pfad.«
    Maerad fühlte sich, als hätte Cadvan sie mit kaltem Wasser übergössen. Am liebsten hätte sie ihn dafür getreten, dass er ihre schillernde Seifenblase zerplatzen ließ und sie an die Schatten erinnert hatte, die sie selbst hierher verfolgten. Sie strafte ihn mit einem finsteren Blick und wandte sich ab, um sich mit Honas zu unterhalten. Cadvan blickte nachdenklich in sein Glas und schwieg. Etwas beunruhigte ihn.
    Als die Sonne tiefer sank, verließen die Barden die Taverne und traten den Weg zurück zur Schule an. Das Ritual der Erneuerung fand bei Mondaufgang im Zentrum der Schule statt, wo das Musikhaus, die Bibliothek, die Versammlungshalle und Nerilis Bardenhaus einen großen Platz umgaben. Er war mit rosa und weißem Granit in einem Schachbrettmuster gepflastert, ansonsten jedoch schmucklos. Genau in der Mitte befand sich ein rundes weißes Podium.
    Auf dem Platz hatten sich zahlreiche Menschen eingefunden, sowohl Stadtbewohner als auch Barden, aber dieser Schar haftete eine Feierlichkeit an, von der beim Umzug nicht das Geringste zu spüren gewesen war. Maerad spürte die Gegenwart der versammelten Macht der Barden, als Cadvan und sie sich einen Weg durch die Menge in Richtung des Podiums bahnten. Es fühlte sich wie Musik oder ein Licht in ihrem Kopf an, doch sie konnte keine passenden Worte finden, um es zu beschreiben; ein anderer Sinn erwachte in ihr und regte sich vor Erkennen. Das ist mein Volk, dachte sie bei sich, und ich bin froh, bei ihm zu sein.
    Cadvan führte Maerad geradewegs zum Podium, sodass sie bei den Barden des Ersten und des Zweiten Kreises sowie den Kammermitgliedern von Busk standen, die ihnen ernst zum Gruß zunickten. Nerili konnte Maerad nirgends ausmachen.
    Sie blickte zum Himmel empor, wo der Vollmond sich gerade vom Horizont löste und die Versammlung in ein ruhiges weißliches Licht tünchte. Alsbald setzten Musikklänge ein, Flöten und eine Leier, und die Anwesenden verstummten. Dies war keine ausgelassene thoroldische Tanzmusik, sondern die reine Musik der Barden. Ihre vielschichtige Klarheit hallte über die Menge, und das Schweigen der Lauschenden breitete sich wellengleich vom Pfad der Musikanten aus, als sie sich näherten. Dann sah Maerad die weiß gewandete Nerili. Das weiße Diadem ihres Ranges hing von einem silbrigen Reif um ihre Stirn. Langsam schritt sie auf die Mitte des Platzes zu. Hinter ihr folgten drei

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