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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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des weiten Meeres,
    Die geliebte Insel mit Licht umfangend,
    Denn ich muss scheiden.
     
    Als Maerad zu Bett ging, kuschelte sie sich unter die Schafsfelle, um sich gegen die überraschend schneidende Kälte zu schützen; sie hatte noch das Klagelied in den Ohren, das mit seiner Mischung aus Liebe und Kummer die ganze Nacht durch ihre Träume hallte.
    Am nächsten Morgen schnürten sie ihre Bündel und verließen Velissos, begleitet von zahlreichen herzlichen Lebewohls. Elenxi führte sie einen Pfad hinauf, der noch schwindelerregender war als die bisher bereisten; er wand sich um Hügelgräber aus Granit herum und karstige Bergrücken entlang. Mittlerweile befanden sie sich in solcher Höhe, dass es kühl war, obwohl der Himmel sich klar und blau präsentierte. Die Luft wirkte besonders frisch, ganz so, als wären sie die Ersten, die sie atmeten. Häufig plätscherten kleine Gebirgsbäche die Hänge herab, einige kaum breiter als einen Schritt. Zumeist ergossen sie sich nach winzigen Wasserfällen in Tümpeln voll glänzender Kiesel. Maerad kostete das Wasser; es war so kalt, dass es ihre Lippen betäubte.
    »Es stammt geradewegs von der Schneegrenze des Lamedon«, erklärte ihr Cadvan und wies mit dem Kopf zu den kahlen Steingipfeln empor, die über ihnen aufragten.
    Maerad beobachtete ein Adlerpaar, das so hoch droben kreiste, dass es kaum zu sehen war. Hinab blickte sie weder oft noch lange, denn die Höhe verursachte ihr leichte Schwindelgefühle.
    »Im Winter muss es hier ziemlich unwirtlich sein«, meinte sie.
    »Und ob«, bestätigte Elenxi. »Im Winter kehren die Hirten in die Dörfer zurück. Die Ziegen und Schafe werden in die Pferche gesperrt, und wir essen die süßen, eingelagerten Apfel und erzählen uns an den Feuern lange Geschichten, während uns die Stürme um die Ohren heulen! Das Wetter hier ist wie die Menschen: wild und unberechenbar.« Er grinste.
    Das Erklimmen der Hügel erwies sich als äußerst ermüdend. Kein Wunder, dass die Leute in Velissos so stark sind, dachte Maerad. Allein um sich durch das Gelände zu bewegen, brauchte man Muskeln aus Stahl. Nach drei Stunden hielten sie für eine Mahlzeit an, dann kämpften sie sich weiter. Allmählich begannen Maerads Oberschenkel heftig zu schmerzen, und sie war dankbar für den Wanderstab, den Elenxi ihr von einem Dornenbaum geschnitten hatte. Schließlich erreichten sie eine der wie smaragdgrüne Teiche über die Berge verstreuten Weiden. Diese war wesentlich größer als die meisten, und an ihrem Ende befand sich ein Steinhaus, das von drei Holzhütten und einem kleinen Garten umgeben war. Uber die Wiese streunten Ziegen mit Glockengebimmel und grasten, doch weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Maerad ließ sich zu Boden plumpsen, streckte sich auf den Rücken aus und blickte mit zusammengekniffenen Augen durch das sich neigende Gras und die tanzenden Wildblumen zum blauen Himmel. »Lasst mich einfach hier«, seufzte sie. »Oh, meine armen Beine!«
    »Was denn, du jammerst schon nach einem so gemächlichen Spaziergang?«, fragte Elenxi und zog die Augenbrauen hoch. »Wenn du zu einer Ehrenbürgerin Thorolds werden willst, musst du dich schon besser schlagen.«
    »Gnade!«, erwiderte Maerad. »Ich bin nicht sicher, ob ich die Kraft besitze, eine Thorolderin zu sein. Ihr scheint mir alle aus Draht gemacht.«
    Elenxi half ihr auf die Beine, und sie stapften gemeinsam über die Weide zu dem Steinhaus. Ziegen kamen herbei, mit komisch wackelnden Schwänzen, und stupsten sie neugierig an. Maerad sah ihnen in die seltsamen gelben Augen, versuchte jedoch nicht, mit ihnen zu sprechen. Sie war sicher, dass dafür später noch reichlich Zeit bleiben würde.
     
    Als sie sich dem Haus näherten, kam mit ausgebreiteten Armen ein Mann
    heraus, der so groß wie Elenxi war. »Willkommen, mein Bruder!«, rief er, zog Elenxi in eine Umarmung und küsste ihn auf beide Wangen, ehe er sich den beiden anderen Barden zuwandte. »Ich bin Ankil. Und ihr seid Cadvan und Maerad? Freut mich, dich endlich kennen zu lernen, Cadvan; willkommen Maerad. Nerili hat mir viel über euch beide erzählt. Kommt herein, kommt herein. Ich habe Wein, ich habe Wasser, und ich habe zu essen. Kommt herein und ruht euch aus.«
    Maerad musterte Ankil mit wachsender Neugier. Er sah Elenxi sehr ähnlich, doch noch mehr verwirrte sie ihre Überzeugung, dass er ein Barde war. Ihm haftete jener feine Schimmer an, durch den Barden einander erkannten, wenngleich er in seinem Fall so

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