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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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zu. Elenxi kam etwas später und zeigte sich höchst zufrieden. »Es ist überall auf der Insel dasselbe«, erklärte er und rieb sich die Hände. »Empörung über Norloch und das Gelöbnis, Widerstand zu leisten. Diese Berge sind voller Höhlen, und ich habe allen geraten, sie für den Fall eines Einmarsches Norlochs mit Proviant und anderen Notwendigkeiten zu bevorraten. In einer Woche wird ganz Thorold bereit sein.« Er trank einen ausgiebigen Schluck Wein, dann blickte er auf den Tisch hinab. »Beim Licht, ich hoffe, es kommt nicht so weit«, meinte er nüchtern. »Schule gegen Schule - und Norloch, der Mittelpunkt des Lichts, als Angreifer - etwas Derartiges hat es noch nie gegeben. Könige haben schon immer gekämpft, um ihre Reiche auszuweiten, aber Barden haben noch nie Krieg gegeneinander geführt. Doch falls es dazu kommen sollte, wird Thorold nicht untergehen.«
    Als Maerad, die sich selbst ein weiteres Glas einschenkte, den heißblütigen alten Mann betrachtete, glaubte sie zu verstehen, weshalb Thorold während der Großen Stille gegen den Namenlosen standgehalten hatte. Sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass die Thorolder erbitterten Widerstand leisten und bei ihrer Verteidigung niemals eine Niederlage hinnehmen würden.
    Die drei Barden setzten den Weg fort und ritten drei Tage lang durch das gebirgige Gelände von Dorf zu Dorf. Am dritten Tage kühlte das Wetter ab, und Elenxi schnupperte argwöhnisch die Luft, zumal er vermutete, es könnte sich ein Unwetter zusammenbrauen. In jener Nacht hielten sie in einem winzigen Weiler namens Velissos, der im Windschatten eines Berghangs lag. Elenxi war dort offenbar wohl bekannt, und sie wurden herzlich willkommen geheißen. Die Pferde stellten sie im Stall der kleinen Schänke ein, die aus wenig mehr als dem Vorderzimmer eines Hauses bestand. Sie hatten vor, die Pferde in der Ortschaft zu lassen; von hier aus würden sie den Marsch zu Fuß fortsetzen.
    Kaum hatten sie ihren Unterschlupf erreicht, brach der Sturm los, mit einem heftigen Regenguss, der auf das Ziegeldach der Taverne herabprasselte, und Maerad blickte verwundert hinaus auf die Wasserwand, die einem dichten grauen Vorhang glich.
    »Wir befinden uns inzwischen tief in Thorold«, erklärte Cadvan. »Das ist Gebirgsland. Man kann die Gebeine der Erde spüren.«
    »Naja, solange es mir nicht die Knochen bricht«, meinte Maerad.
    »Wird es nicht, wenn du vorsichtig bist«, erwiderte Elenxi. »Und das solltest du sein. Wir sind jetzt in der Nähe des Lamedon - das hier sind raue Gefilde. Dies ist mein Volk.«
    Maerad sah sich um und musterte die Dorfbewohner von Velissos; sie wirkten in der Tat wie ein abgehärteter Menschenschlag. Dies waren die Schafs- und Ziegenhirten, denen der köstliche Weißkäse zu verdanken war, den Maerad in Busk gegessen hatte. Die meisten sahen so zerklüftet aus wie die Berge, in denen ihr Besitz lag. Einige der Männer waren beinahe so kräftig gewachsen wie Elenxi, und auch die Frauen wirkten stark und geschickt.
    »Weil die Berghänge so steil sind, werden hier ganz besondere Ziegen gezüchtet«, erklärte Cadvan. »Ihre Beine sind auf der einen Seite kürzer als auf der anderen, damit sie gemütlicher grasen können.«
    »Wie seltsam«, meinte Maerad verwundert. »Die armen Tiere! Was ist, wenn sie sich umdrehen müssen? Ist das nicht etwas schwierig für sie?«
    »Na ja, es werden verschiedene Ziegen für verschiedene Hänge gezüchtet rechtsbeinige Ziegen für die eine Richtung und links-beinige-«
    Elenxi prustete vor Gelächter, und Maerad wurde klar, dass sie auf den Arm genommen worden war.
    »Oh, das ist gemein! Es hätte ja auch wahr sein können«, empörte sie sich. »Und ich habe dir auch noch geglaubt.«
    An jenem Abend holten sie ihre Instrumente hervor, und es wurde getanzt. Maerad erstaunte, wie die einsilbigen Dorfbewohner genauso übermütig und laut wie die Barden von Busk wurden; sie wurde von großen Männern mit buschigen schwarzen Schnurrbärten und mächtigen Muskeln, knorrig und braun wie Baumäste, emporgehoben und herumgewirbelt. Nach dem Tanzen folgte Gesang, und die ganze Schänke stimmte darin mit ein, die Hände an die Brust gedrückt, die Stimmen zitternd vor Gefühlen. Erst spät begaben sie sich zur Ruhe, nachdem sie zum Abschluss eine der beliebtesten Weisen der Thorolder gesungen hatten, Das Lied von Theokas, ein Klagelied, das vor leidvollem Verlangen überging:
     
    Mit den Blicken Lamedons Gipfel küss ich
    Und die weißen Arme

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