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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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verwüstete Dörfer und Felder. Als sie sich dem Ufer näherte, erspähte sie einen hohen roten Turm, gekrönt von einer goldenen Kuppel, in der sich die Strahlen der tief stehenden Sonne fingen. Er war höher als jeder Turm, den sie bisher kannte, abgesehen vom Machelinor in Norloch, und er ragte aus der Mitte einer mächtigen, von hohen Mauern umringten Stadt. Sie wusste, dass es sich um Turbansk handeln musste, und das Herz schlug ihr bis in den Hals. Schwarzer, übel riechender Qualm stieg daraus auf, und selbst aus der Ferne erkannte sie, dass die hohen Mauern an mehreren Stellen durchbrochen und von Feuer versengt waren.
    Dann befand sie sich schlagartig, ohne Übergang, innerhalb der Stadtgrenzen und blickte von hoch über den Mauern hinab. Eine schreckliche Kraft war hier am Werk gewesen: Einige der Gebäude waren völlig in sich zusammengefallen; keine einzige Mauer von ihnen stand noch. Gewiss konnte selbst der Krieg keine solch völlige Verheerung bewirken, dachte sie.
    Nur der rote Turm und die ihn umgebenden Gebäude, die ihrer Vermutung nach zur Schule von Turbansk gehörten, waren heil geblieben. Rings um sie wimmelte es vor den Hundssoldaten, die Maerad in ihrem vorherigen Zukunftstraum gesehen hatte. Aus der Nähe betrachtet, schnürten sie Maerad vor Furcht die Kehle zu. Sie erblickte lange, grässliche Schnauzen, bewehrt mit Fängen aus Stahl; von dumpfroten Flammen erhellte Augen; Glieder, an denen Waffen aus Metall prangten oder von denen Feuerstrahlen züngelten; und all das angetrieben von einer bösartigen Verschlagenheit.
    Maerad stellte fest, dass die Hundssoldaten in Gruppen zusammenarbeiteten und die Überreste von Turbansk nach Überlebenden abschnupperten. Sie sah an die hundert gefesselte und geknebelte Gefangene mit geneigten Häuptern an einer Wand aufgereiht. Verzweifelt bemühte sie sich, mehr zu erkennen, doch sie vermochte nicht zu sagen, ob sich unter ihnen Hem oder Saliman befand. Ein Schrei stieg ihr in die Kehle, doch sie brachte keinen Laut hervor. Schweißgebadet erwachte sie, den Schrei noch auf den Lippen; das Grauen und der Kummer ihres Traumes füllten ihr Bewusstsein vollständig aus. Allmählich nahm sie die Umrisse ihres Zimmers und ihrer sorgsam darin verteilten Habseligkeiten wahr, die sich in einem fahlen, vormorgendlichen Licht abzeichneten. Langsam zählte Maerad sie, um sich in die Gegenwart zurückzuholen, wie sie es immer tat, wenn Träume sie heimsuchten. War Turbansk zu einem Schicksal als Schlachthaus verdammt? Lag Hem bereits erkaltet in den Ruinen, während Krähen auf ihn herabstießen, um ihm die Augen auszupicken? Maerad vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte, ihre grässlichen Visionen zu vertreiben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Hem stürbe, dachte sie. Ich würde den Verstand verlieren.
    Als sie sich allmählich beruhigte, versuchte sie angestrengt, sich daran zu erinnern, was Cadvan ihr über Zukunftsträume erzählt hatte. £5 kann gefährlich sein, die Rätsel von Zukunftsträumen zu entschlüsseln, hatte er zu ihr gesagt. £5 kursieren zahlreiche Geschichten über jene, die versuchten, ihre  Prophezeiungen zu vermeiden, und dadurch erst recht herbeiführten, was sie am meisten fürchteten. Sie dachte bei sich: Vielleicht habe ich ja nur gesehen, was geschehen könnte, wenn alles fehlschlägt. Wenn unsere Suche erfolglos bleibt. Wenn wir das Baumlied nicht finden .. . Allerdings wusste sie bereits von den Streitkräften, die sich gegen Turbansk scharten, weshalb ihre Beteuerungen den leeren Worten ähnelten, mit denen man ein verängstigtes Kind beschwichtigt, obschon man weiß, dass es keine Hoffnung gegen die ringsum herannahende Finsternis gibt.

Zehntes Kapitel
     
Die weiße Krankheit
    Es war ein frostiger Morgen, der einen frühen Herbst ankündigte, als sie von Ossin aufbrachen. Die Pferde prusteten Dampfwölkchen aus den Nüstern und schlitterten über den harten Boden. Ihre frisch beschlagenen Hufe zerbarsten die gefrorenen Pfützen und verwandelten sie in Matsch. Maerad hatte sich zusätzliche Kleidungsstücke übergezogen, zudem hatte sie zum ersten Mal seit Wochen das Kettenhemd angelegt, das sie in Inneil erhalten hatte. Es war ein wundervolles Ding aus fein geschmiedeten Stahlgliedern, leicht und biegsam wie ein schwerer Mantel. Aber es fühlte sich an, als schlüpfte sie in eine Haut aus Eis, und sie spürte das Gewicht mit einem Schauder der Furcht. Über allem anderen trug sie ihren blauen Wollmantel, dessen

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