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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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gutheißen, dass meine Tochter sich den Gefahren stellen würde, die du zu bewältigen hast.«
    Gemeinsam gingen sie zurück zum Haus, und Gahal gebarte sich wieder als sein übliches, wortreiches Selbst, doch die Unterhaltung hatte Maerad beunruhigt. Sie hatte das Gefühl, einerseits zu verstehen, was er meinte, andererseits auch nicht. Sprach er von dem Elementarteil in ihr? Sie wusste, dass Barden den Elementaren misstrauten.
    Danach war sie zum Fluss hinabgeschlendert, um ein wenig Zeit in der Gesellschaft von Owan zu verbringen, den sie seit dem ersten Abend kaum zu Gesicht bekommen hatte - er war am Flusshafen beschäftigt gewesen. Owan hatte die Weiße Eule aus dem Wasser geschleppt, gewissenhaft begutachtet und die gebrochene Reling instand gesetzt, den schlimmsten Schaden, den das Boot beim Gefecht gegen den Sturmhund davongetragen hatte. Außerdem überprüfte er jede Planke auf Bruch- oder Schwachstellen.
    Bald darauf brach Owan nach Thorold auf. Der Abschied war herzlich und zugleich traurig ausgefallen. In ihrer gemeinsamen Zeit hatte Maerad gelernt, das tief verankerte Empfinden wahrzunehmen, das unter seinem schweigsamen Wesen verborgen lag. Zudem bewunderte sie seine Unerschütterlichkeit, die er selbst unter gefährlichsten Bedingungen wahrte. Mittlerweile zählte sie ihn zu ihren engsten Freunden. Sie fragte sich, ob sie ihnje wiedersehen würde.
    Darsor und Imi trafen an jenem Nachmittag ein. Eine junge Bardin aus Gant war auf Darsor geritten und hatte Imi geführt. Sie schien etwa in Hems Alter zu sein und freute sich unverkennbar über die Aufgabe, die man ihr zugedacht hatte. Eigentlich wurde eher sie von Darsor gelenkt als umgekehrt. Darsor war ein prächtiges schwarzes Tier, etwa siebzehn Handbreit hoch. Er besaß einen stolz gewölbten Hals und einen Körperbau, der sich gleichermaßen für Ausdauer wie für Geschwindigkeit eignete. Er entstammte der Linie des Lanorgil, jenes heldenhaften Rosses von Maninae, dessen Ahnen dem Vernehmen nach schwingenbewehrte Fesseln hatten. Aufgrund seines Wesens konnte ihn niemand reiten, wenn er es nicht gestattete. Maerads stahlgraue Stute Imi war kleiner als Darsor, aber tapfer und zäh.
    Maerad, die sich mit Lyla draußen befand, als die Pferde ankamen, eilte los, um sie zu begrüßen. Die junge Bardin glitt von Darsor, reichte Maerad mit einem Nicken schüchtern die Zügel und rannte ins Haus, um nach Gahal zu suchen. Maerad nahm sich die Freiheit, Darsor auf die Nase zu küssen, dann schlang sie die Arme um Imis Hals.
    Wie geht es dir, meine Freundin ?, fragte Imi und zerzauste ihr das Haar. Jetzt, da ich dich sehe, umso besser, antwortete Maerad in der Hohen Sprache. £5 war ein weiter Weg für euch!
    Oja, bestätigte Imi. Aber es war auch lustig. Turbansk hat mir gefallen. Dort gibt es Futtertröge aus Gold.
    Darsor schnaubte. Aus Kupfer, berichtigte er. Aber guten Hafer. Wo ist mein Freund ?
    Drinnen, gab Maerad zurück. In jenem Augenblick schwang Cadvan die Tür auf, kam heraus, begrüßte Imi hingebungsvoll und umarmte Darsor.
    Ihr seid wirklich stets zur Stelle, wenn man euch braucht, sagte er. Auf zu unserer nächsten Reise.
    Darsor hob den Kopf und wieherte. Die um seine Hufe scharrenden Hühner gackerten und stoben aufgescheucht davon. Maerad hielt sich die Ohren zu. Sein Wiehern klang wie ein Schlachtruf.
    In jener Nacht, ihrer letzten in Ossin, ereilte Maerad ein weiterer Zukunftsträum. Wie den vorherigen haftete ihm eine unwirklich anmutende, fast bittere Klarheit an. Sie schien hoch über die Nebel und Dämpfe einer von Gefechten zernarbten Landschaft gehoben zu werden; sie sah in rauchende Ruinen verwandelte Ortschaften, brennende Wälder und Dörfer, Felder übersät von reglosen Leichnamen in grotesken Posen. Rötlicher Tau durchtränkte das Gras der sanften Weiden unter ihr.
    Gleich einem Adler schwebte sie hoch darüber und überblickte die Verheerung in jeder Richtung, so weit das Auge reichte. Völlige Stille umgab sie. In weiter Ferne lag ein großer See, der rot glitzerte und auf den Flüsse wie scharlachrote Fäden zuliefen. Hinter ihr ragte eine Gebirgskette auf. Mit bleierner Schwere im Herzen erkannte sie, ohne zu wissen weshalb, dass sie über Suderain schaute, jenes üppige, fruchtbare Gebiet zwischen dem Osidh Am und dem Meer von Lamarsan.
    Ohne Vorwarnung wurde sie plötzlich jäh und mit großer Geschwindigkeit ostwärts auf das Meer zugewirbelt. Unter sich sah sie das weiße Band einer Bardenstraße und weitere

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