Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
sprach aus seinen Augen dieselbe rege Ausdrucksstärke wie aus jenen Dernhils, und Maerad fiel es schwer, ihn unmittelbar anzusehen.
    »Es freut mich, dich kennen zu lernen«, begann Anhil höflich und ergriff ihre Hand. »Kurz, bevor mein Bruder starb, hat er mir von dir geschrieben. Du hast ihn sehr beeindruckt.«
    Ein Kloß bildete sich in Maerads Hals, sodass sie nur nickte, da sie im ersten Augenblick zu keiner Erwiderung fähig war.
    »Sein Tod ist so beklagenswert«, meinte sie schließlich. »Mein aufrichtiges Beileid. Es muss schwer für dich gewesen sein.«
    »Ja«, antwortete Anhil. »Es war ein großer Verlust für uns alle, am meisten aber für diejenigen, die ihn geliebt haben.«
    Maerad hatte keine Ahnung, was sie darauf sagen sollte, weshalb sie abermals nur nickte und sich auf die Lippe biss. Zu ihrer Erleichterung betrat in jenem Augenblick Cadvan das Zimmer. Anhil drehte sich ihm zu und begrüßte ihn, Cadvan umarmte ihn wortlos. Maerad setzte sich mit pochendem Herzen an den Tisch. Sie fühlte sich ungehobelt und verlegen.
    Lyla beugte sich zu ihr und flüsterte: »Siehst du, ich habe dir ja gesagt, dass er gut aussieht.« Maerad lief hochrot an. »Ich wusste gar nicht, dass du Dernhil gekannt hast.«
    »Ja«, bestätigte Maerad. »Allerdings viel zu kurz.«
    »Es ist traurig, was ihm widerfahren ist«, sagte Lyla. »Seine Asche befindet sich in Gant.« Maerad murmelte zur Antwort etwas Unhörbares. Lyla begriff endlich, dass es Maerad unangenehm war, über das Thema zu sprechen. »Wie auch immer, probier mal von diesem Honig. Er ist sehr gut. Mama kümmert sich um die Bienenstöcke, und sie versorgt die Bienen reichlich mit süßem Klee.« Dankbar widmete Maerad sich dem Essen. Allmählich beruhigten sich ihre aufgewühlten Gefühle, sodass sie anfangen konnte, der Unterhaltung zwischen Cadvan, Anhil und Gahal zu lauschen. Anhil gehörte dem Ersten Zirkel von Gant an, und sein Besuch hatte nur indirekt mit Cadvans und Maerads Anwesenheit zu tun. Ein weiterer Gesandter aus Norloch war eingetroffen und verlangte von Ileadh Soldaten für Norlochs Feldzug gegen die Finsternis. »Natürlich«, sagte Anhil zu Gahal, »haben wir ihm mitgeteilt, dass wir während deiner Abwesenheit keine Entscheidungen treffen und dass er sich bis zu deiner Rückkehr aus Damaroch gedulden muss.«
    »Damaroch?«, meldete Cadvan sich zu Wort.
    »Wir wissen, wie gefährlich es für euch ist«, erwiderte Anhil und wandte sich ihm zu. »Und für uns, wenn bekannt wird, dass wir euch helfen. Nur der Erste Zirkel weiß, wo sich Gahal aufhält. Gahal hat ein Ebenbild seiner Selbst nach Damaroch geschickt; tatsächlich ist es Rhyd. Gahal ist auf Umwegen und in Verkleidung hierhergeritten, so wie ich selbst. Ich bezweifle, dass einer von uns verfolgt wurde, wenngleich ich befürchte, dass man Ossin beobachtet. Es ist gut, dass ihr im Schutz der Nacht eingetroffen seid.«
    Cadvan nickte, und Maerad spürte, wie ihre Furcht, die ein paar kostbare Stunden gewichen war, nach und nach zurückkehrte.
    »Ich habe einen Schutzbann um Ossin gelegt«, warf Gahal ein. »Vorerst sind wir recht sicher; niemand kann uns hier beobachten. Aber das sind üble Neuigkeiten, Anhil. Ich denke gar nicht daran, Soldaten nach Norloch zu entsenden. Und dass Enkir Streitkräfte sammelt, bedeutet, dass die Angst vor einem Einmarsch in Busk vermutlich nicht unbegründet ist.« Er runzelte die Stirn. »Außerdem vervielfacht sich dadurch meine Sorge um dich und Maerad, wenn ihr durch Annar reist.«
    »Das sehe ich auch so«, pflichtete Cadvan ihm bei. »Dennoch fürchte ich, dass drei Sturmhunde auf See ein sicheres Todesurteil wären. Schon einer hätte uns beinahe getötet. Selbst mit Armeen, die uns verfolgen, stellt Annar das geringere Wagnis dar.«
    »Ich soll euch ausrichten, dass zwei Pferde, Darsor und Imi, vor einer Woche in Gant eingetroffen sind«, sagte Anhil. »Darsor meine, du hättest sie gebeten, euch dort zu treffen.« Maerad stieß einen Freudenruf aus. Ihre Pferde hatten Saliman und Hem nach Turbansk getragen, und Maerad vermisste ihre Stute Imi fast so sehr wie Hem.
    Sie blieben weitere zwei Tage in Ossin. Maerad verbrachte den Großteil der Zeit mit Lyla, mit der sie mühelos Freundschaft geschlossen hatte. In Lylas Gesellschaft konnte sie vergessen, dass sie die Feuerlilie von Edil-Amarandh verkörperte, die Ausersehene, die sowohl das Licht als auch die Finsternis verfolgten. Ja, sie konnte sogar vergessen, dass sie überhaupt eine

Weitere Kostenlose Bücher