Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Podium erstreckte. Um den Thron standen mehrere niedrige Stühle aus demselben, wundersamen Filigran wie der Thron selbst, und auf ihnen saßen fünf Menschen. Sie drehten sich um und beobachteten, wie Saliman und Hem sich näherten. Dabei erkannte Hem mit einem Flattern im Bauch Alimbar, den er zuletzt vor der Tür von Salimans Haus gesehen hatte. Außerdem erblickte er Juriken, den Obersten Barden von Turbansk, und II Hanedr, von dem er wusste, dass er der Hauptmann der Stadtsoldaten war, der Hüter der Sonne. Eine hartgesotten wirkende dünne Frau - Har-Ytans Obergardistin, Menika - stand stumm in der Schlachtrüstung von Turbansk neben der rechten Schulter der Ernani, daneben saß mit geneigtem Haupt eine weitere Frau in formellen Roben.
    Die Ernani beobachtete reglos, wie sie sich näherten. Hem wagte einen flüchtigen Blick in ihre Richtung, obwohl ihn mittlerweile solche Ehrfurcht ergriffen hatte, dass er kaum wusste, wohin er die Augen wenden sollte. Die Ernani war das erhabenste menschliche Wesen, das er je zu Gesicht bekommen hatte.
    Sie musste genauso groß wie Saliman sein, und ihr Körper wirkte zugleich sinnlich und stark; wäre sie kleiner gewesen, hätte Hem sie vermutlich als stämmig empfunden. Sie trug ein eng anliegendes Kleid aus Seide, meisterlich gefärbt in zahlreichen Schattierungen von Rot und Orange. Es schimmerte auf ihrer schwarzen Haut, als wäre sie in eine lebendige Flamme gehüllt, und ihr langes, im Stile Turbansks zu winzigen Zöpfen geflochtenes Haar zierten Rubine und Gold, sodass es sich ihr, gleich einem glitzernden Wasserfall, auf den Rücken ergoss. An ihrer Stirn funkelte ein riesiger Rubin, vor der Brust hing ein Anhänger aus Gold, den ein Sonnensymbol schmückte. Abgesehen von schlichtem Gold um die Handgelenke waren ihre kräftigen Arme nackt, und auf ihrem Schoß ruhte ein blankes Schwert als Zeichen des Krieges. Als sie das Podium erreichten, sank Saliman auf ein Knie und neigte das Haupt. Hem tat es ihm hastig gleich und wünschte, er besäße Salimans Anmut. Er war froh, dass ihm aufgetragen worden war, nicht zu sprechen; sein Mund fühlte sich völlig trocken an, und er war überzeugt, dass ihm jeglicher Laut, den er von sich zu geben versucht hätte, als klägliches Krächzen aus der Kehle gedrungen wäre.
    Zu seinem Erstaunen wandte die Ernani sich in der Hohen Sprache an sie; erst später erfuhr er, dass die Hohe Sprache in Suderain für alle Unterredungen der hohen Politik verwendet wurde, und obwohl Har-Ytan keine Bardin war, beherrschte sie die Sprache bemerkenswert gut. Ihre Stimme erwies sich als tief und melodisch und schien durch den gesamten Thronsaal zu hallen.
    »Du kommst spät, Saliman«, sprach sie. »Wir haben bereits gewartet.«
    Hem richteten sich die Nackenhaare auf. Er hoffte inständig, dass sie nicht ihm die Schuld daran geben würde.
    »Verzeih, Har-Ytan, Quell des Lichts«, erwiderte Saliman. »Ich wurde von anderen dringlichen Aufgaben aufgehalten. Und nur die dringendsten konnten mich von eurer ruhmreichen Gegenwart fernhalten.«
    Die Ernani lachte. Es war ein wohl klingender Laut der Belustigung, der Hem einen seltsamen Schauder über den Rücken jagte.
    »Dann betrachte dich als lediglich getadelt. Willkommen, Cai von Pellinor.« Erst erschrak Hem darüber, dass sie seinen Namen kannte, dann errötete er, weil er angesprochen worden war. »Setzt euch. Wir haben viel zu bereden und nur wenig Zeit.« Hem rappelte sich auf die Beine und folgte Saliman zu einem Stuhl; er wagte kaum, von seinen Füßen aufzublicken. Irc zeigte sich von seiner Verlegenheit angesteckt und quiekte nicht einmal, als ihn die Bewegung beinah von Hems Schulter purzeln ließ. Nach der Erhabenheit ihres Eintritts überraschte Hem die folgende Unterredung - es dauerte eine Weile, bis ihm einfiel, dass der Oberste Barde und die Ernani tatsächlich eine gleichwertige Befehlsgewalt über Turbansk besaßen. Jegliche Förmlichkeiten wurden beiseitegeschoben, und es fand eine lebhafte Besprechung der derzeitigen Verteidigung Turbansks statt, in die Berichte von allen Anwesenden über die jüngsten Entwicklungen einflössen.
    II Hanedr, Hauptmann der Stadtwache, verkündete, dass seine Kundschafter berichtet hatten, die Schwarze Armee befände sich zwei Tagesmärsche entfernt und bereite sich darauf vor, den II-Dara-Wall anzugreifen, der sich zwanzig Wegstunden südlich von Turbansk befand und die letzte größere Hürde für die Schwarze Armee bildete. Der Wall war von rund

Weitere Kostenlose Bücher