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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schrumpfte und erstarb; trotz Salimans düsterer Worte, trotz allem, was Hem von den Überlebenden aus Baladh in den Heilhäusern gesehen und gehört hatte, trotz der Versammlung vom Vortag im Ernan hatte Hem unvermindert geglaubt, dass die in Turbansk Verbliebenen deshalb noch hier waren, weil sie dachten, sie könnten die Streitkräfte des Namenlosen besiegen, die auf sie zumarschierten. Die verwaisten Märkte jedoch verrieten ihm deutlicher, als Worte es vermocht hätten, dass dies Wunschdenken war; die tausenden Menschen, die sich auf die Verteidigung Turbansks vorbereiteten, taten es keineswegs, weil sie glaubten, sie könnten gewinnen.
    Warum blieben sie dann? Die Frage ging Hem nicht aus dem Kopf, während er seinen trübsinnigen Spaziergang fortsetzte. Warum war er geblieben? Darauf hatte er eine einfache Antwort: Er wollte nicht von Saliman getrennt werden. Aber warum blieb Saliman?
    In der Straße der Kaffeehändler blieb Hem stehen und kaufte sich geistesabwesend einen Kaffee am einzigen Stand, der noch geöffnet hatte. Als er dem Verkäufer eine Kupfermünze überreichte, sagte dieser in gutem Annaren: »Du bist der junge Barde aus den Heilhäusern, richtig?«
    Aus seiner Grübelei gerissen musterte Hem den Mann neugierig. Er war gedrungen und besaß die schwarze Haut eines Turbanskers. Tiefe Lachfalten säumten seine Augen, seine Zähne blitzten weiß und wirkten kräftig. An seinem Gürtelbund hing ein Kurzschwert. Warum blieb er? »Ja«, bestätigte Hem. »Woher wisst Ihr das?«
    Der Standbesitzer lachte. »Die Kunde hat sich verbreitet«, erwiderte er. »Und jeder hat von deinem Vogel gehört. Es widerstrebt uns, unsere Kinder im Krieg einzusetzen, und ich weiß von keinen anderen, die so jung wie du und geblieben sind. Meine Tochter Amira war sehr wütend, als sie von dir gehört hat. >Vater<, sagte sie zu mir, >du schickst mich gegen meinen Willen fort - obwohl ich kämpfen kann, obwohl ich mein Leben opfern würde, um die Stadt zu retten, die ich liebe -, aber ein fremder Junge aus Annar, der sogar noch jünger ist als ich, darf bleiben<«
    Hem lächelte, und der Standbesitzer fuhr fort.
    »Ich habe ihr erklärt, dass es das Gesetz so verlangt, aber auch dem Gesetz meines Herzens entspricht. Und ich habe ihr gesagt, dass sie ohnehin in Amdridh wird kämpfen müssen, wenn die Dinge hier böse enden. Das hat ihr nicht gefallen.« Er lachte, doch Hem stellte überrascht fest, dass in dem Laut keine Verbitterung mitschwang. »Ihr selbst aber seid geblieben«, meinte Hem.
    »Ja«, bestätigte der Mann.
    »Und glaubt Ihr, wir können Turbansk retten?«
    Der Standbesitzer antwortete nicht sofort. Stattdessen drückte er Hem einige mit Honig überzogene Süßigkeiten in die Hand und winkte Hems Angebot ab, dafür zu bezahlen. Hem steckte die Leckereien für später in die Tasche. Dann sagte der Standbesitzer: »Alle, die hier geblieben sind, fürchten, dass wir die letzten Tage unserer Häuser miterleben. Die Barden und die Ernani machen uns keine falschen Hoffnungen: Sie sagten, die Schwarze Armee sei sehr groß und unsere Streitkräfte können sie nicht besiegen. Wir sollen alles, was uns lieb und teuer ist - unsere Kinder, unsere Wertgegenstände - nach Car Amdridh schicken, wo sie besser geschützt werden können. Dennoch haben sie alle, die dazu in der Lage sind, aufgefordert zu bleiben, um die Stadt zu verteidigen, um Zeit für jene zu erkaufen, die fliehen, und um es Amdridh zu ermöglichen, seine Verteidigung vorzubereiten und Truppen auszuheben. Wir werden Turbansk, das Juwel von Suderain, nicht einfach aufgeben und den Aasgeiern der Finsternis überlassen. Und vielleicht gelingt es uns sogar, die Schwarze Armee zu schwächen, damit es diejenigen, die nach uns gegen sie antreten, einfacher haben.« Er lächelte verkniffen.
    Hem betrachtete den Standbesitzer und wunderte sich über dessen Tapferkeit. »Wie heißt Ihr?«, wollte er schließlich wissen.
    »Boran«, antwortete der Mann. »Und du?«
    »Hem.«
    »Ein tausendfacher Segen auf deine Tasse, Hem«, bedachte Boran ihn mit der traditionellen Segnung vor dem Trinken.
    »Und auf die Eure, Boran«, gab Hem zurück. Da er zumindest diesen Satz beherrschte, sprach er ihn in Suderain aus, dann trank er den Kaffee aus und gab Boran die Tasse zurück. Anschließend dankte er ihm, setzte seinen trübsinnigen Spaziergang fort und trat einen vor ihm liegenden Stein weg, der über das Kopfsteinpflaster klapperte.

 
Zelika
    Hem achtete kaum auf seine

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