Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
schätzte, und ein Großteil ihrer Reihen setzte sich aus Hundsoldaten zusammen. Obendrein war er unsicher, welche Hexereien Imank einzusetzen gedachte. Nach seinem Bericht fiel Hem auf, dass niemand von einem möglichen Sieg sprach; unbehaglich verlagerte er auf seinem Sitz das Gewicht. Zuletzt meldete sich Indira zu Wort, eine Frau, die während der gesamten Besprechung stumm und aufmerksam gelauscht hatte. Sie war eine Gesandte aus Zimek, einer großen Schule südlich von Turbansk.
    Zu seinem Entsetzen erfuhr Hem, dass Zimek aufgegeben werden sollte und sich sämtliche Einwohner des Ortes bereits auf dem Weg nach Car Amdridh befanden. »Natürlich behagt das nicht allen«, sagte Indira mit düsterer Miene. »Viele erzürnt der Gedanke, ihre Heime zu verlassen; sie finden, dass wir wie Feiglinge fliehen. Aber wir alle wissen, dass unser Los andernfalls jenes Baladhs wäre - wir würden von der Schwarzen Armee ausgeweidet wie ein Kadaver von Krähen. Wir sind zwar stark, je- doch nicht stark genug. Auf diese Weise konnten wir zumindest selbst bestimmen, wann wir aufbrechen und was wir mitnehmen, wenngleich es uns die Herzen bricht. Wir befördern alles, was wir tragen können, brennen die gesamte Ernte nieder und leeren sämtliche Obstgärten. Für die Schwarze Armee wird nichts zum Plündern verbleiben.«
    Juriken und Har-Ytan nickten. »Wie lange wird es dauern, bis Zimek geräumt ist?«, erkundigte sich Har-Ytan.
    »Zwei Tage, mehr nicht«, antwortete Indira. »Danach ist es vollbracht. « Während ihrer Ausführungen hatte sie keine Gefühlsregung gezeigt, nun jedoch kippte ihre Stimme, und sie bedeckte die Augen. Har-Ytan streckte die Hand aus und drückte mitfühlend ihre Finger.
    »Das habt ihr gut gemacht«, meinte sie leise. »Leider werden unser aller Herzen zerrissen werden, bevor dies überstanden ist.«
    Nach der Versammlung im Ernan fühlte Hem sich zutiefst erschöpft, deshalb schickte Saliman ihn nach Hause, während er selbst zum Hafen aufbrach, um mit den Schiffskapitänen zu sprechen, die mittlerweile von einem weiteren Angriff auf die Beutefahrer der Schwarzen Armee zurückkehrten. Erst viele Stunden später kam er nach Hause, und nachdem er Hem begrüßt hatte, begab er sich zu Bett, ohne etwas zu essen. Saliman blieb bis spät am nächsten Tag in seinem Zimmer.
    Im Osten stieg erneut Rauch auf, wieder näher. Doch inzwischen war die Verteidigung von Turbansk bereit.
    Am nächsten Tag stellte Hem fest, dass er nichts zu tun hatte und hungrig war. Saliman war, weit und breit nirgends zu finden. Statt die Vorratskammer aufzusuchen, wanderte Hem zum Marktplatz von Turbansk und fragte sich, ob er Saliman dort, in der Nähe des Hafens, antreffen würde.
    Seit Turbansk begonnen hatte, die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen, war es das erste Mal, dass Hem die Märkte besuchte. Noch vor zwei Wochen hatten sie das vor Leben strotzende Herz von Turbansk gebildet. Die Märkte waren der Ort, an den Hem am häufigsten ging, wenn er sich in der Schule unglücklich fühlte; dort konnte er sich in den Menschenmengen verlieren und staunend von Stand zu Stand schlendern. Der Schule am nächsten befand sich der Blumenmarkt, eine uralte Klosterhalle aus Stein. Dort herrschte selbst in der stärksten Mittagshitze immer Kühle, weil man den Stein feucht hielt, damit die Blumen frisch blieben. Daneben schloss der Lebensmittelmarkt mit seinen Marmortheken an, auf denen die Standbesitzer von Fischern im Meer von Lamarsan gefangene Forellen, Brachsen und Krebse, sorgsam aufgetürmte Haufen saftiger Früchte und Stapel von Gemüse feilboten.
    Nun jedoch präsentierten die Märkte sich trostlos und betrüblich. Der Blumenmarkt war gänzlich geschlossen. Die Steintische waren leer, die Fenster verschlossen und verriegelt, die Mittagssonne gleißte grell von den nunmehr nackten Wänden. Ein paar streunende Hunde schnüffelten in den Rinnsteinen der Gassen nach Essensresten, und die Menschen, die zu sehen waren, trugen überwiegend Rüstungen und schritten zielstrebig vor sich hin, statt zu schlendern, wie es das Volk von Turbansk im Allgemeinen vorzog. Früher waren die Menschen stets darauf vorbereitet gewesen, unverhofft zu einer Plauderei bei einer Tasse starkem, süßem Kaffee eingeladen zu werden.
    Zum ersten Mal wurde Hem richtig bewusst, dass diejenigen, die in Turbansk geblieben waren, nicht erwarteten, dem bevorstehenden Angriff standzuhalten. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, den er in seinem Herzen genährt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher