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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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zusammengestoßen.«
    »Es gibt keine Menschenmengen mehr, das macht Stehlen schwierig«, sagte Hem. »Ich habe noch nie zuvor gestohlen«, verriet Zelika entwaffnend schlicht. »Ich weiß nicht, wie das geht.«
    Hem betrachtete sie eingehender. Er hatte sie für ein Gossenkind wie die Waisen gehalten, die er in seiner Kindheit gekannt hatte, nun jedoch kam ihm der Gedanke, dass sie von edlerer Geburt sein könnte. Er dachte daran zurück, wie sie ihren Namen regelrecht verkündet hatte. Vielleicht entstammte sie einer der bedeutenden Familien von Baladh. Eingedenk ihrer Rangelei fand er, dass sie für eine Adlige gut kämpfte; in seiner kurzen Zeit an der Schule hatte Hem bereits herausgefunden, dass Schüler aus wohlhabenderen Familien sich bei Raufereien wesentlich zimperlicher gebarten als solche aus ärmeren Häusern. »Ich sollte deine Wunde heilen«, meinte er mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit in der Stimme. In den Heilhäusern hatte er sich um viele kleinere Verletzungen gekümmert. »Komm mit.«
    Zelika folgte ihm mit erfreulicher Unterwürfigkeit in Salimans Haus, wo er sie zunächst ins Badezimmer führte. »Du solltest dich zuerst sauber machen«, schlug er vor. »Ich hole dir Kleider. Warte hier.« Er rannte in seine Kammer, leerte seine Truhe und kehrte mit einem Kittel und einer engen Hose zurück.
    Zelika saß im Badezimmer auf der Bank und wirkte mit einem Mal verloren und erschöpft.
    »Willst du dich waschen?«, fragte er.
    Stumm nickte sie, rührte sich jedoch nicht. Kurz überlegte Hem, ob sie erwartete, dass er sie wüsche; dieser Verantwortung fühlte er sich nicht gewachsen.
    »Ich warte dort auf dich«, verkündete er bestimmt, deutete auf den Flur, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Kurze Stille folgte, dann hörte er das Plätschern rinnenden Wassers. Hem setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden und richtete sich darauf ein zu warten. Es dauerte nicht lange bis Zelika aus dem Badezimmer kam. Sie trug die Kleider, die Hem ihr gebracht hatte und die sich als etwas zu groß für sie herausstellten. Sie hatte sich die Haare gewaschen und gekämmt, und sie fielen ihr nun in glänzenden Löck-chen über den Rücken. Erstaunt blinzelte Hem; sie war viel hübscher, als er gedacht hatte.
    Er führte sie zu seiner Kammer, wo er sich der Verletzungen in ihrem Gesicht annahm. Sie waren nicht besonders schwer, abgesehen von der Entzündung. Gewissenhaft entfernte er den Eiter, trug die Heilsalbe auf und murmelte dabei Heilsprüche in der Hohen Sprache. Obwohl Zelika dabei Schmerzen verspüren musste, gab sie keinen Laut von sich.
    Als Hem seine Arbeit beendete, hörte er, wie die Tür zur Straße sich öffnete und mit einem Knall wieder schloss. Er forderte Zelika auf, in seiner Kammer zuwarten, und rannte los, um nachzusehen, ob es Saliman war: Die Zeit für die Mittagsglocke war beinah gekommen, und er ging davon aus, dass der Barde zum Mittagsmahl nach Hause zurückkehren würde. Es war tatsächlich Saliman, und bevor er auch nur den Mund zu einer Begrüßung öffnen konnte, erzählte Hem ihm atemlos von Zelika. »Ist es in Ordnung, dass ich sie hierher mitgenommen habe?«, fragte er angespannt. »Ich wusste nicht, wohin ich sie sonst bringen sollte. Sie war nicht so schlimm verletzt, dass sie die Heiler gebraucht hätte; ich habe ihre Wunden selbst gereinigt…« Saliman hatte die Augenbrauen hochgezogen und runzelte die Stirn, woraufhin Hems Stimme sich verlor und verstummte.
    »Turbansk ist kein Ort für ein Kind«, meinte Saliman knapp. »Sie sollte nicht hier sein.«
    »Ich bin auch ein Kind«, hielt Hem dem entgegen und verspürte plötzlichen Zorn. »Und ich bin hier. Und außerdem ist es jetzt zu spät - alle Wagen sind fort.« Nach kurzer Stille seufzte Saliman. »Wir essen in meinen Gemächern. Alle anderen sind unterwegs«, sagte er. »Geh los und hol sie.«
    Zelika war zögerlich mitgekommen, um Saliman kennen zu lernen, danach hatte sie zunächst schweigend dagesessen, sich geweigert, Fragen zu beantworten, und sich stattdessen ganz dem Essen gewidmet. Saliman hatte sie dabei verstohlen beobachtet und über das Wenige nachgedacht, was Hem ihm über sie erzählt hatte. Nach dem Ende der Mahlzeit hatte Saliman gemeint, dass sie noch an jenem Tag nach Car Amdridh aufbrechen sollte; zwar waren bereits alle Wagen fort, doch ein Bote bereitete sich darauf vor, an jenem Nachmittag loszureiten, und Zelika könnte ihn begleiten.
    Salimans Äußerung riss

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