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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Eishexers, entflohen war. Maerad, die Gestaltenwandlerin, die nach Belieben zu einer Wölfin werden konnte. Maerad, die Auserwählte, die vom Schicksal Ausersehene, deren Bestimmung es war, Edil-Amarandh vor der Finsternis zu retten.
    Maerad, die Unberechenbare, fügte sie im Geiste hinzu, als ihr ein alter Scherz Cadvans einfiel. Aber ich bin wirklich unberechenbar. Und ich will keinen dieser hehren Namen. Genauso wenig wie diese geheimnisvollen Kräfte, die brave Menschen verängstigen und der Grund sind, weshalb die Finsternis mich jagt. Ich will nur bleiben, wo ich bin, und in einem Bett mit sauberen Leinenlaken und einer warmen Decke schlafen. Und ich will nie wieder frieren oder hungrig oder traurig sein.
    Allerdings war Maerad, so lange sie zurückdenken konnte, immer traurig gewesen.
    Ihre Grübelei wurde durch das Eintreten von Silvia unterbrochen, die überrascht verharrte, als sie Maerad erblickte. Dann, als Maerad aufstand, eilte sie herbei, umarmte sie innig und küsste sie auf die Stirn.
    »Maerad!«, rief sie aus, löste sich ein wenig von ihr und musterte mit ernster Miene Maerads Gesicht. »Was für eine Erleichterung! Als mir gesagt wurde, nur Cadvan sei eingetroffen, befürchtete ich schon das Schlimmste … aber du bist ja hier!«
    Maerad lächelte glücklich. »Ja, ich bin hier!«, bestätigte sie. »Und es fühlt sich so gut an. Inneil ist genauso wunderschön, wie ich es in Erinnerung hatte.«
    »Ja. Trotzdem haben die Dinge sich seit deinem letzten Aufenthalt verändert.« Silvias glatte Stirn runzelte sich kurz, doch sie schüttelte den Kopf und verdrängte derlei Gedanken. »Aber-war hier nicht ein Wolf? Malgorn meinte, Cadvan habe den Verstand verloren und darauf bestanden, einen Wolf ins Haus zu bringen.« Maerad lachte. »Das war ich«, erklärte sie. »Cadvan wollte nicht, dass jeder von meiner Anwesenheit erfährt.«
    Eine Weile starrte Silvia Maerad schweigend und mit ausdrucksloser Miene an. »Du?«, brachte sie schließlich hervor.
    »Ja.« Maerad erwiderte Silvias Blick mit einem Anflug von Traurigkeit, da sie abermals die Kluft zwischen sich und jenen spürte, die sie liebte. »Ich kann meine Gestalt verwandeln. Das gehört zu den Dingen, die ich über mich herausgefunden habe.« Sie überlegte, ob sie Silvia von ihrem Elidhu-Ebe erzählen sollte, jenen angeborenen Kräften, die sie von anderen Barden unterschieden, doch vorerst konnte sie sich dem Gedanken noch nicht stellen. Barden misstrauten den Elidhu zutiefst, jenen Elementarwesen, deren Wege sich vor langer Zeit von jenen der Menschheit getrennt hatten, und Maerad fühlte sich nicht imstande, die Zweifel zu ertragen, die unweigerlich in Silvias Antlitz auftauchen würden. Ein anderes Mal. »Es ist ein Teil… ein Teil meiner Gabe.«
    »Ich sehe schon, hier gibt es eine bemerkenswerte Geschichte zu erzählen«, meinte Silvia. »Das können wir beim Abendessen tun. Malgorn bereitet es vor, also wird es mit Sicherheit gut; selbst in diesen harten Zeiten sind wir in Inneil stolz auf unsere Tafeln.« Sie lächelte und griff nach Maerads Hand - dann erstarrte sie erschrocken. Maerad errötete, zog die Hand zurück und verbarg sie wieder in den Falten ihres Kleids, wo sie zuvor geruht hatte, um sie vor Silvias Augen zu verstecken. Behutsam streckte Silvia die Arme aus, ergriff die verstümmelte Hand wieder und drückte sie zwischen den eigenen Fingern.
    »Oh, Maerad«, sagte sie mit vor Kummer belegter Stimme.
    »Es… ich habe in der Kälte ein paar Finger verloren«, erklärte Maerad stockend. »Ist schon gut. Die meisten Dinge kann ich trotzdem tun.«
    »Aber mit einer solchen Hand kannst du nicht auf deiner Leier spielen!«, rief Silvia aus und legte die Finger geradewegs auf die schlimmste Wunde. »Ach, Liebes, es tut mir so leid … Oh, diese Welt!«, rief sie voll plötzlicher Inbrunst, während ihr Tränen in die Augen traten. »Sie ist von solchem Schmerz erfüllt!«
    Maerad wandte das Gesicht ab und wusste nichts zu erwidern. Silvia zog sie an sich und umarmte sie erneut, dann murmelte sie mit gedämpfter Stimme in Maerads Haar: »Aber sie ist auch voller Freude, und das dürfen wir nicht vergessen. Ich habe jeden Tag an dich gedacht und befürchtet, ich würde dich nicht wiedersehen. Ich bin so froh, dass du zurück bist. Aber jetzt«, fügte sie hinzu und hörte sich plötzlich forsch an, »denke ich, wir brauchen beide etwas zu trinken. Ich jedenfalls. Ich bin ziemlich sicher, dass hier noch irgendwo Wein ist…«

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