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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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dem Hem vermutete, dass es Lebensmittel oder Kleider enthielt. Kurz untersuchte er die Pferde; Minna sah gut aus, aber Usha lahmte immer noch ein wenig, und ihr Huf fühlte sich heiß an, weshalb er ihn rasch mit etwas Magie behandelte. Hekibel hatte den Tieren die Sättel nicht abgenommen, und sie wirkten unbehaglich vor getrocknetem Schweiß. Sie mussten bald gestriegelt werden, sonst würden sie Sattelwundstellen entwickeln. Hem sah sich um und fand eine Bürste, die er später dafür verwenden wollte und die er hastig in seinem Bündel verstaute. Dann wob er einen Glimmerschleier um die Pferde, stieg auf Minna, ergriff Ushas Zügel und lenkte die Tiere hinaus auf die Straße. Obwohl er wusste, dass niemand seinen Glimmerschleier durchbrechen und ihn sehen konnte, fühlte er sich dort ungeschützt, weshalb er die Pferde im klaren, wässrigen Sonnenlicht so rasch wie möglich über die kahlen Hügel zu der Hütte trieb, wo Saliman und Hekibel warteten.
    Sie brachen in der Morgendämmerung des folgenden Tages auf, als gerade der Rand der Sonne über den Horizont lugte. Es war ein feuchter und freudloser Morgen: Der Wind war abgeflaut, und vom nassen Boden stieg dichter Nebel auf und brachte eine klirrende Kälte mit sich, die ihnen tief ins Mark drang. Hems Nacht war von seltsamen Träumen erfüllt gewesen, an die er sich nicht erinnern konnte, wenngleich er noch wusste, dass Maerads Stimme darin vorgekommen war, die ihn rief. Er erwachte rastlos und ungeduldig, verärgert darüber, dass sie einen ganzen Reisetag verloren hatten, obschon er wusste, dass es keine Wahl gegeben hatte, wenn er gemeinsam mit Hekibel und Saliman aufbrechen wollte.
    Saliman wirkte etwas kräftiger, und Hekibel hatte sich von ihrer Erschöpfung erholt, wenngleich immer noch Schatten ihre Züge verdunkelten. Am Tag zuvor hatten Saliman und Hem ihre Vorräte überprüft, während Hekibel schlief. Sie erwiesen sich als recht üppig. Hekibel hatte selbst einiges an Lebensmitteln mitgebracht, und Saliman meinte, dass sie insgesamt genug hätten, um damit mehrere Wochen lang auszukommen.
    Auch die Pferde hatten sie sorgfältig untersucht. Ushas Lahmen war nicht so schlimm, wie Hem befürchtet hatte; sie trat zwar noch behutsam auf, aber Salimans Einschätzung nach hatte sie beim Durchqueren des Inlan nur einen Bluterguss erlitten, der größtenteils abgeklungen war. Er schlug vor, das Gepäck auf beide Pferde aufzuteilen, und dass Hem und Hekibel, die leichter waren als er, zusammen auf Minna reiten sollten.
    »Es sind starke Tiere in guter Verfassung, also sollte es keine übermäßige Belastung für sie darstellen«, meinte er und tätschelte Minnas kräftige Schulter. »Und hoch zu Ross werden wir umso schneller vorankommen. Es ist ein glücklicher Zufall, dass Hekibel uns gefunden hat. So es denn Glück war.« Mit zusammengekniffenen Augen blickte er zum Himmel und betrachtete die sich hoch droben zusammenziehenden Wolken. Noch drohten sie zwar nicht mit Regen, aber der nächste Tag würde frostig werden. »Es sind Kräfte in Bewegung, die ich nicht verstehe, Hem. Mein Herz sagt mir, dass noch vieles mein Verständnis übersteigen wird, ehe all das vorüber ist. Mein Weistum verrät mir nichts über den Pfad, der vor uns liegt, und ich bin in gleichem Maße von Beklommenheit wie von Hoffnung erfüllt. All mein Vertrauen ruht nun auf dir.«
    Hem nickte und wünschte, er hätte das Gefühl zu wissen, was er tat. Salimans Vertrauen in ihn empfand er als ein wenig beängstigend. Alles, was er wusste, war, dass sie Maerad so bald wie möglich finden mussten. Weshalb, verstand er selbst nicht. Zuvor hatte er versucht, über Maerads Ruf zu reden, und war dabei ständig über die eigenen Worte gestolpert. Saliman hatte ihm aufmerksam gelauscht, und die Augen in seinem schmalen Gesicht hatten dabei geleuchtet. Er hatte sich erkundigt, ob Hem sicher sei, dass es Maerad gewesen war, und als Hem genickt hatte, war er verstummt.
    In jener Nacht teilten er und Saliman sich zum ersten Mal, seit sie die Hütte bezogen hatten, eine Wache. Da sie sich ein gutes Stück von der Weststraße entfernt befanden, beschlossen sie, keinen Glimmerschleier zu wirken; Saliman gab unumwunden zu, dass er sich dazu kaum in der Lage fühlte. Die Nacht verstrich, ohne dass sie etwas Gefährlicheres sahen als jagende Eulen und Füchse, doch als Hem in die leere Dunkelheit spähte und den Blick prüfend über den Himmel und die an den Sternen vorüberziehenden Wolken wandern

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