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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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ließ, spürte er einen Schatten, der auf seinen Geist drückte, ein Gefühl, dass sich etwas Feindseliges näherte. Sie brauchten nicht lange, um zu packen und die Pferde zu beladen. Danach brachen sie querfeldein Richtung Nordwesten auf, gefolgt von Fenek und Irc, der gemächliche Kreise über ihren Köpfen flog. Im Laufe des Vormittags gelangten sie hinunter auf die überschwemmten Ebenen und hielten bestürzt davor an. Das Hochwasser hatte breite Schwaden schwarzen Schlamms über die Ebenen ausgebreitet, und selbst wenn sie einen Umweg machten, wäre es nach wie vor unmöglich, dem Matsch auszuweichen. Der Schlamm erwies sich zwar als nicht sehr tief, aber ihre Spuren würden so deutlich zurückbleiben, als marschierten sie über ein Schneefeld. Und es stank.
    »Ich fürchte, wir haben keine Wahl«, meinte Saliman schließlich. »Wir werden wohl einfach hindurchmüssen.«
    »Ich vermute, das ist einfacher gesagt, als getan«, erwiderte Hem. »Und wir müssen besonders darauf achten, dass die Pferde nicht in Löcher stolpern, die wir unter dem Matsch nicht sehen können.«
    Minna und Usha bedurften einiger Überredung, dann traten sie mit so viel Ekel in den Schlamm, wie ein Pferd auszudrücken vermochte. Danach begannen sie mit der langwierigen Überquerung von etwas, das in Wahrheit flachen Seen aus schwarzem Schlamm glich. An manchen Stellen erwies sich der Matsch nach den paar trockenen Tagen als überraschend fest, an anderen hingegen mussten die Pferde sich oft knöcheltief hindurchquälen, und einmal verlor Minna den Halt und versank bis zum Bauch darin. Bis sie das Tier befreit hatten, waren sie alle schwarz vor Schlamm. Da Fenek leichter als die Pferde war, kam er besser zurecht, doch er hatte die Lefzen zu einem ständigen Knurren der Abscheu zurückgezogen. Bisweilen stießen sie auf Anhäufungen von Schutt - abgebrochene Aste, Gezweig, tote Tiere -, die ihnen manchmal bis zu den Schultern reichten, und der Verwesungsgestank ließ die Pferde unruhig werden. Zumindest sahen sie keine verwaisten Häuser, wodurch die Landschaft noch trauriger gewirkt hätte; dieser Teil von Ifant, nördlich von Hiert, war größtenteils unbewohnt. Die Mischung aus ständiger Wachsamkeit und Langeweile war zermürbend, und am Ende des ersten Tages wollten sie nur noch ein Fleckchen grasiger Erde ohne Schlamm finden, wo sie das Lager aufschlagen konnten. Obwohl die Hügel, von denen sie aufgebrochen waren, mittlerweile weit hinter ihnen lagen, hatte Hem das Gefühl, sie wären überhaupt nicht vorangekommen. Es war ein langer, entmutigender Tag gewesen, und niemand redete viel, während sie das Abendessen und das Lager vorbereiteten. Sie alle, einschließlich der Pferde, waren erschöpft, und Hem musterte Saliman voll Sorge. Er war so ausgezehrt, dass seine Augen in den Schädel gesunken schienen, und er sprach kaum, außer um Hem zu ersuchen, sowohl einen Glimmerschleier als auch einen Schutzbann anzufertigen, damit sie sich in dieser Nacht alle ausruhen konnten. Hem nickte, wenngleich beide Zauber beinah mehr waren, als er zu bewältigen vermochte: Zumindest würden sie so zum Schlafen kommen.
    Der nächste Tag verlief wenig besser. Im Norden erblickten sie höheres Gelände und änderten geringfügig die Richtung. Das bedeutete zwar, dass sie nicht mehr dem kürzesten Weg zu Maerad folgten, wie Hem ihn sah, aber obwohl er den Ruf so stark wie eh undje verspürte, erhob er keine Einwände. Mittlerweile wollte er nie wieder Schlamm sehen oder riechen, und er hätte alles, was er besaß, für ein Bad gegeben.
    Bei Anbruch der Abenddämmerung erklommen sie trockenes Gelände und fanden einen geeigneten Lagerplatz in einem Hain aus uralten Ebereschen. Ein kleiner Bach floss in der Nähe, voll von segensreich klarem Wasser, mit dem sie sich nacheinander den Schlamm abwuschen. Das Wasser erwies sich als eisig, was Hem jedoch nicht störte: Er spritzte es sich über den Kopf und beobachtete, wie der schwarze Schlamm in der Strömung wirbelnd davonfloss. Nachdem sie sich gewaschen hatten, zogen sie alle weniger schmutzige Gewänder aus ihren Bündeln an - nichts, was sie dabeihatten, war noch wirklich sauber -, dann wuschen sie die anderen Kleider aus und hängten sie zum Trocknen an den Bäumen auf. Ganz gleich, wie müde sie sein mochten, ihre erste Sorge war, den Gestank des Matsches aus ihren Habseligkeiten zu bekommen.
    Zuletzt führte Saliman die Pferde in den Bach und schrubbte den Schlamm von ihren Winterfellen. Die Tiere

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