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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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stampften und prusteten, froh darüber, den Gestank aus den Nüstern zu haben, danach wälzten sie sich freudig im Gras. Fenek platschte geräuschvoll in den Bach, schnappte nach dem Wasser und wälzte sich mit den Pferden auf dem Boden. Irc beobachtete die anderen Tiere recht selbstgefällig von einem niedrigen Ast aus. Er war der Einzige der Gruppe, der keinen Spritzer Dreck am Körper hatte.
    Fahlgelbes Licht tauchte den Himmel in einen sanften Glanz, während Hem und Hekibel Feuerholz sammelten, um eine Mahlzeit zu kochen. Als Saliman mit den Pferden fertig war, kehrte er in den Hain zurück, sah sich um und lachte. Dann verneigte er sich zu Hems Überraschung vor den Bäumen und begrüßte sie in der Hohen Sprache so feierlich, als beträte er den Palast von Turbansk. »Hem, besinn dich deiner Manieren«, sagte Saliman. »Begrüß diese edlen Bäume. Und du auch, Hekibel.«
    Verwirrt verbeugte sich Hem und sprach die formelle Begrüßung. »Samandalame.« Hekibel vollführte einen anmutigen Knicks, wobei sie Saliman aus dem Augenwinkel ansah, als vermutete sie, er hätte entweder den Verstand verloren oder spielte ihnen einen eigenartigen Streich.
    »Das Licht ist uns wohl gesinnt«, verkündete Saliman. »Das ist ein Bardenheim. Hier haben wir nichts zu befürchten und brauchen keinen Glimmerschleier; wir können heute dank der Bäume, die diesen Ort beschützen, unbesorgt schlafen.« Hem und Hekibel sahen sich verwundert um. Auf den ersten Blick schien der Hain sich von keinem anderen zu unterscheiden. Sie befanden sich in einer kleinen, waldigen Senke, um die sich die kahlen Arme von Ebereschen erstreckten, auf denen Frühlingsknospen zu sprießen begannen. Als sie jedoch die Stille des Ortes in sich aufsteigen fühlten, schien es, als wäre die Luft zwischen diesen Bäumen heller, als strahlten die Sterne kräftiger durch ihre Äste, als wüchse das Gras zwischen ihren Stämmen weicher, grüner und duftender als jenseits ihres Kreises. Hem fühlte, wie sein Erdgespür sich mit einer tiefen Freude füllte, wie er sie in der Heimat des Elementars Nyanar weit südlich von hier in einer längst vergessenen Zeit empfunden hatte, und er atmete tief ein. Maerad hatte ihm von solchen Orten erzählt - sie und Cadvan hatten sie bisweilen zum Rasten verwendet, als sie nach Norloch gereist waren -, aber er hatte noch nie selbst einen gesehen. »Das kann kein bloßer Zufall sein«, meinte Hem. »Vielleicht hilft uns Maerad irgendwie.«
    »Vielleicht«, erwiderte Saliman und grinste breiter, als Hem es seit Wochen erlebt hatte. Einen Lidschlag lang wirkte er wie der alte Saliman in Turbansk, und Hem fasste neuen Mut. »Oder vielleicht hat uns ein Weistum unterhalb unserer Wahrnehmung hergeleitet. Dies sind uralte Plätze: Sie wurden geschaffen, als die Barden erstmals in Annar Einzug hielten, lange vor der Großen Stille. Ob es einen Grund gibt oder nicht, ich bin aus tiefster Seele dankbar. Ich muss gestehen, allein aus dem Schlamm heraus zu sein ist schon herrlich; dazu noch eine Nacht lang vor den Bedrohungen der Dunkelheit sicher zu sein ist ein Segen jenseits aller Hoffnung. Und es ist heilsam, unter diesen Bäumen zu schlafen. Der einzige Nachteil ist, dass es verboten ist, hier ein Feuer anzuzünden; aber ich denke, wir können die Kälte ertragen.«
    Hekibel und Hem tauschten einen Blick, dann warfen sie ihr Anmachholz weg. Hem breitete das Zelt auf dem Boden aus, um sie gegen die Feuchtigkeit zu schützen, und sie schliefen unter den Bäumen, eingerollt in Decken und Mäntel. Fenek schmiegte sich dicht neben sie, und Irc ließ sich auf einem Ast über ihnen nieder, den Kopf unter eine Schwinge gesteckt. Sie alle schliefen tief, fest und traumlos und erwachten erfrischt, als hätten der Kummer und die Unbilden der vergangenen Tage ihren Griff während dieser paar Stunden gelockert.
    Der Heiler in Hem erkannte voll Erleichterung, dass die Abgehärmtheit aus Salimans Zügen gewichen war. Hem hatte Saliman aufmerksam beobachtet, seit er ihn geheilt hatte, allzeit in Sorge, dass der dunkelhäutige Barde am Rande des Zusammenbruchs stünde; nach einer solch schweren Krankheit hätte er das Bett hüten sollen, statt eine beschwerliche Reise durch die Wildnis zu unternehmen. Obwohl Saliman sich nie beklagt hatte, konnte er seine Erschöpfung vor Hem nicht verbergen, dem aufgefallen war, dass die sonst so lebhaften Züge seines Freundes zu einer verkniffenen Maske des Erduldens geworden waren. Hem hatte schon geglaubt,

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