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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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das Wagnis auf uns nehmen, einen weiteren Tag hier zu verweilen, um morgen umso kräftiger für die Reise zu sein. Hem und ich müssen von hier aus nach Norden; wir werden die Straßen meiden. Möchtest du mit uns kommen, oder hast du ein anderes Ziel im Sinn?«
    »Ich kann nirgendwohin«, flüsterte Hekibel.
    »Wenn du mit uns reist, schwebst du in Gefahr«, gab Saliman zu bedenken. »Ich wäre auch kaum sicherer, wenn ich allein und ohne Freunde reiste …« Ihre Stimme kippte, und um ihre Gefühle zu überspielen, griff sie hinab und streichelte den zu ihren Füßen schlafenden Hund. »Es tut mir leid, ich möchte nicht so selbstmitleidig wirken. Ich bin nur so müde.«
    Saliman lächelte matt. »Du wärst eine willkommene Reisegefährtin«, erwiderte er. »Du hast zuvor gesagt, du bist hierher geritten, aber wo sind die Pferde?« »Ich habe sie im Stall der Schänke eingestellt«, antwortete Hekibel. »Auf dem Heuboden war noch trockenes, brauchbares Heu. Die armen Tiere waren so hungrig und so müde. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich sie noch weitertreiben konnte.«
    Saliman sah Hem an. »Hem, glaubst du, du könntest ins Dorf gehen und sie herbringen?« Der Junge nickte. »Bring einen Glimmerschleier um dich und die Pferde an, und geh nicht auf der Straße, sondern im Gras, wo man ihre Hufe nicht hört. Und achte darauf, ob dir etwas auffällt, während du dort bist.« Hem wob einen Glimmerschleier, gürtete sich sein Kurzschwert um und marschierte zum zweiten Mal an diesem Tag über die Hügel, wobei er mit allen Sinnen auf j egliche Anzeichen von Hexerei achtete. Irc begleitete ihn, bald auf seiner Schulter hockend, bald vorausfliegend. Die Krähe hatte Hiert weit und breit ausgespäht, wie sie Hem berichtete, und keine Spur von Untoten oder lebenden Menschen entdeckt.
    Der Ort ist verwaist, sagte er. Dort sind nur noch ein paar nasse Kühe-und Ziegen. Ein kurzer Blick die Weststraße hinab schien Ircs Aussage zu betätigen. Eine Schicht schleimigen Matsches bedeckte die Straße, dunkle, traurig wirkende Häuser säumten sie, bis unter die Dächer des ersten Stockwerks vom Hochwasser gezeichnet. Uber allem hing der schale Gestank von Schimmel und abgestandenem Wasser. Hems Nerven lagen durch Hekibels Geschichte blank, und als er sich der Straße näherte, überprüfte er den Glimmerschleier neuerlich und verdoppelte seine Wachsamkeit. Er wollte nicht in den Schlamm treten und seine Stiefel besudeln. Letzten Endes zog er sie aus, trug sie und verzog das Gesicht, als seine Zehen in den Schlick eintauchten. Mit vorsichtigen Schritten bewegte er sich vorwärts und versuchte, so wenige Spuren wie möglich zu hinterlassen. In der Luft hing kein Geruch von Hexerei, ebenso wenig spürte er die dunkle Gegenwart von Untoten, dennoch bereitete irgendetwas seinem Erdgespür Unbehagen, das Prickeln einer Vorahnung, die ihn sich so hastig bewegen ließ, wie es mit angemessener Vorsicht vereinbar war. Vielleicht hatte Saliman recht, und der Untote hatte die Verfolgung aufgegeben, weil er sie beide für tot hielt. Für wahrscheinlicher jedoch hielt er, dass in diesem Augenblick mehr als ein Untoter Richtung Hiert geritten kam. In Hem schwelte die Ungeduld, weiterzuziehen; tief in seinem Innersten spürte er die Anziehungskraft von Maerads Ruf, zudem fürchtete er sich zutiefst vor Untoten. Zugleich wusste er, dass sie zumindest bis zum ersten Tageslicht am nächsten Tag in der Hütte festsitzen würden, sofern er nicht alleine aufbrechen wollte.
    Er ging zum Ende des Dorfes und stieß auf nichts Ungewöhnliches. Die verwüsteten Häuser bedrückten ihn, und als er an den nassen, ascheverschmierten Trümmern des Gebäudes vorbeikam, vor dem er und Saliman angegriffen worden waren, erinnerte er sich lebhaft und mit einem Entsetzen, das ihm durch den Leib fuhr und ihn in Schweiß ausbrechen ließ, daran zurück, wie die weiße Krankheit seinen Körper berührt hatte, als er dabei gewesen war, Saliman zu heilen. Mit einem Gefühl der Niedergeschlagenheit kehrte er um und eilte zur Schänke. Die Pferde befanden sich im Stall, der zwar nass war und nach schimmligem Heu stank, jedoch irgendwie vom Schlamm verschont geblieben war. Minna und Usha mampften zwanglos aus einem Trog mit Heu. Sie begrüßten Hem mit erkennendem Wiehern.
    Wir müssen noch ein Stück weiter, sagte er zu ihnen.
    Die Pferde schnaubten bestürzt, und Usha erwiderte: Mir gefällt es hier nicht. Es riecht nach Tod.
    Usha war mit einem Bündel beladen, von

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