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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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könnte. Und wir können nicht umdrehen, die Soldaten dort haben uns gesehen. Vergiss nicht, still zu sein, Hem.« Die Absperrung, ein grob angefertigtes Holztor, das sich quer über die Straße erstreckte, befand sich neben einem gestreng anmutenden Gebäude, das nach Truppenunterkünften aussah.
    Zwei gelangweilte Soldaten bemannten den Posten. Sie kauerten am Tor und würfelten. Als die Reisenden sich näherten, erhoben sie sich langsam. Saliman nickte freundlich zum Gruß.
    »Schönen Nachmittag«, sagte der größere der beiden Soldaten, ein Mann mit der hellen Haut und den blauen Augen des nördlichen Annar. »Darf ich fragen, wohin ihr an diesem prächtigen Tag reist?«
    »Guten Tag, werte Herren«, erwiderte Saliman. Hem fiel auf, dass er den Soldaten mit einem überraschten Blick bedachte, als hätte er vermeint, ihn zu erkennen, und dann entschieden, er hätte sich geirrt. Und Saliman hatte unverhofft den Akzent gewechselt; er bediente sich nicht mehr jenes von Lauchomon, sondern dessen von Desor. »Wir sind nach einer langen Reise auf dem Weg nach Hause.« »Niemand darf hier vorbei«, gab der Soldat zurück. »Ihr müsstet doch die Anordnungen aus der Schule gehört haben.«
    »Wir waren zu Besuch in Hiert und sind dort in die Überschwemmungen geraten«, erklärte Saliman. »Wir haben von keinen Anordnungen gehört. Meine Gemahlin und ich haben den Kindern die Verantwortung über den Hof überlassen, und sie erwarten uns heute zurück.«
    Einen Augenblick hatte es den Anschein, als würde der Soldat Salimans Geschichte glauben und das Tor öffnen, und Hem stieß ein leises Seufzen der Erleichterung aus. Der zweite Soldat allerdings musterte sie argwöhnisch. Hem mochte das Gesicht des Mannes nicht: Während die Miene des ersten derb und offen, wenngleich nicht sonderlich klug wirkte, sah der zweite wie ein Rohling aus. »Und wo ist dieser Hof?«, fragte der zweite. »Ich kann mich nicht an dein Gesicht erinnern, und ich bin aus dieser Gegend. Ich bin sicher, dass ich mich an deine Frau erinnern könnte, wenn ich sie schon mal gesehen hätte.« Dabei heftete er einen anzüglichen Blick auf Hekibel, und Hem, der hinter ihr auf dem Pferd saß, spürte, wie sie die Schultern straffte.
    »Wir haben einen Bauernhof am Rand des Hohlen Landes«, erwiderte Saliman ohne jegliches Zögern. »Es mag kein besonderes Heim sein, aber man kann sich damit einen ehrlichen Lebensunterhalt zusammenkratzen. Und ich möchte wirklich möglichst rasch zurück, wir sind bereits spät dran. Wenn ihr uns also bitte entschuldigt…«
    Ein dritter Soldat kam aus dem Schuppen und schlenderte zu den ersten beiden. Zu seinem Erschrecken sah Hem, dass er sein Schwert gezogen hatte. An der Befehlsgewalt, die der Mann ausstrahlte, erkannte er, dass es sich um den Anführer der drei handeln musste. Fenek wich zu den Pferden zurück und begann mit gebleckten Zähnen zu knurren.
    »Absteigen!«, befahl der dritte. »Ich bin der Hauptmann dieser Gegend. Die Befehle lauten, dass niemand ohne ausdrückliche Genehmigung in das Gebiet westlich von hier darf. Ich muss euren Passierschein sehen, andernfalls ist eure Reise für heute zu Ende.«
    Der zweite Soldat grinste höhnisch. »Du bist unserer Gnade ausgeliefert, Bauer«, sagte er. »Vielleicht möchten wir dein Frauchen ein wenig besser kennen lernen, was, Brant?« Damit stupste er den ersten Soldaten, der sich in seiner Haut nicht wohlzufühlen schien. Der zweite ging zu Usha, legte die Hand auf Hekibels Schenkel und ließ sie ihr Bein emporwandern. Usha scheute und bäumte sich beinah auf, und der Soldat ließ Hekibel lachend los. »Sie scheint mir eindeutig von der griffigen Sorte zu sein. Bestimmt könnten wir Spaß miteinander haben, was?« In Salimans Augen blitzte Zorn auf. Er erwiderte nichts, aber Hem bemerkte erschrocken, dass der Barde um ein Haar die Selbstbeherrschung verloren hätte: Sein Tarnbann geriet kurz ins Wanken, sodass einen Lidschlag lang sein wahres Gesicht durchschimmerte. Gleichzeitig sprang Fenek, dessen Knurren immer lauter geworden war, dem Mann, der Hekibel berührt hatte, an die Kehle. Der Hauptmann streckte gemächlich eine Hand aus. Zuerst schien nichts zu geschehen, doch dann verspürte Hem einen kurzen Magiestoß, und Fenek fiel schlaff zu Boden. Mit verrenktem Körper und aus dem Maul baumelnder Zunge blieb er liegen, die Lippen zu einem erstarrten Knurren zurückgezogen. Mit einem Anflug von Furcht begriff Hem, dass der Hauptmann ein Barde war. Kein

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