Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
besonders mächtiger - ihm haftete nur ein leichter Schimmer von Magie an -, aber eindeutig kein Untoter. Hem hatte noch nie einen Barden mit so beiläufiger Grausamkeit handeln sehen; selbst in Anbetracht der ihnen blühenden Katastrophe entsetzte es ihn.
    »Du hast meinen Hund getötet!«, brüllte er und vergaß, dass er nichts sagen sollte. »Du drecksgesichtiger Mörder!«
    »Schweig still, Balg!«, herrschte ihn der Barde an. »Sonst mache ich mit dir dasselbe.«
    Hekibel beugte sich flehentlich, mit einem verzweifelten Schluchzen in der Stimme, den Soldaten zu. »Ich flehe euch an, werte Herren, lasst uns durch. Es tut mir leid, dass mein Hund auf euch losgegangen ist - er wollte mich beschützen, auf mich aufpassen; ich hatte ihn, seit ich ein Kind war. Gewiss ist es Strafe genug, dass ihr ihn vor meinen Augen getötet habt. Meine Kinder erwarten uns, und sie sind ganz alleine …«
    »Geschieht euch recht dafür, dass ihr in Kriegszeiten eine Reise unternommen habt«, herrschte der Barde sie an. »Glaubst du etwa, mich kümmern deine stinkenden Bälger? Sofern es diesen Hof überhaupt gibt.«
    »Was soll das heißen, sofern es ihn gibt?«, stieß Saliman schroff hervor. »Nennt Ihr mich einen Lügner?«
    Der Barde bedachte ihn nur mit einem verächtlichen Blick. »Absteigen, sagte ich!«, befahl er in herrischem Tonfall.
    Was immer geschieht, steig nicht ab, sagte Saliman in Hems Geist. Und mach dich bereit zur Flucht.
    »Verzeiht, aber ich fühle mich dabei nicht sicher«, sagte Saliman gefasst. »Ihr habt gerade meinen Hund getötet, und einer Eurer Männer hat meine Gemahlin bedroht.«
    »Ich habe keine Drohung gehört«, entgegnete der Barde. »Aber wenn ihr mir nicht gehorcht, erfahrt ihr, was eine Drohung ist. Absteigen.«
    Der Barde hob die Hand, vermutlich in der Absicht, sie mit einem Bann zu lähmen, doch Saliman kam ihm zuvor. Ein Magiestoß schoss aus seinen ausgestreckten Händen hervor und schleuderte den Barden zu Boden. Usha bäumte sich vor Schreck auf; Hekibel sog scharf die Luft ein und starrte auf den Barden, der bleich und reglos neben Feneks Leichnam lag. Die beiden Soldaten standen völlig überrascht mit offenen Mündern da. Gleich darauf zersplitterte ein weiterer Magiestoß das Tor, und Saliman, dessen Tarnung durch die Kraft seiner Magie vollends zerbrochen war, galoppierte bereits hindurch.
    Hem, der Einzige, der nicht vollends überrascht worden war, gab Usha die Sporen. Das verängstigte Pferd raste außer Rand und Band hinter Minna her, während Hem die Arme um Hekibels Mitte schlang und Hekibel sich krampfhaft an den Zügeln festklammerte, um nicht abgeworfen zu werden. Hem spähte über die Schulter zurück und erhaschte einen Blick auf die beiden Soldaten, die eilig auf Pferde stiegen und brüllten. Weitere Soldaten kamen herbeigerannt. Dann richtete er alle Aufmerksamkeit darauf, nicht vom Pferd zu fallen, und betete, Usha möge nicht wieder lahmen, nicht ausgerechnet jetzt.
    Er wagte einen weiteren kurzen Blick zurück: Die beiden Soldaten verfolgten sie in vollem Galopp die Straße herab. Wenngleich sie den Soldaten gegenüber einen guten Vorsprung hatten, wurde Hem klar, dass Usha und Minna, beide bereits müde von einem Tag anstrengenden Reitens, den frischen Pferden hinter ihnen niemals davonlaufen konnten. Usha raste nicht mehr blindlings vor sich hin, Hekibel hatte ein wenig Herrschaft über sie zurückerlangt. Sie lenkte sie von der Straße hinter Saliman her, der über ein nicht umzäuntes Feld auf einen dunklen, bewaldeten Hügel zuhielt. Die Stute atmete schwer, und Hem war nicht sicher, wie lange sie noch in Bewegung bleiben konnten. Abermals schaute er zurück: Die Soldaten holten auf, und er glaubte, mindestens einer von ihnen habe einen Bogen. Verspätet fiel ihm ein, dass er einen Schild hätte anfertigen sollen, und irgendwie gelang es ihm, trotz ihrer halsbrecherischen Geschwindigkeit den Bann zu weben.
    Dann gelangten sie endlich in den Schutz der Bäume, wenngleich ihr Ritt dadurch noch furchteinflößender wurde. Hem konnte kaum hinsehen, als die Pferde durch abgestorbenen Adlerfarn preschten, der ihnen über die Bäuche strich, nur knapp vorbei an den Bäumen. Es war unmöglich, den Boden zu erkennen: Wenn die Pferde in ein Loch träten oder über eine Baumwurzel stolperten, würden sie sich die Beine brechen, was eine Katastrophe wäre. Ein Ast fegte Hem um ein Haar von Ushas Rücken und peitschte ihm brennend über die Wange; Hekibel zischte ihm zu,

Weitere Kostenlose Bücher