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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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und sich Flügel wachsen lassen können. Diese Schutzbanne wurden schon eingesetzt, als Tinagel angegriffen wurde, und sie wirken nicht wie Mauern. Nicht einmal ein feindseliger Vogel sollte in der Lage sein, sie zu überwinden.«
    Indik nickte. »Ich denke, wir sollten unsere magischen Kräfte am Tor bündeln. Wenn es vom Landrost durchbrochen wird, versagt auch die Wirkung der Schutzbanne. Maerad, weißt du, wie man gegen einen Elidhu kämpft?« »Nein«, antwortete sie.
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Cadvan ungeduldig. »Du hast den Landrost schon einmal abgewehrt, noch bevor du im Vollbesitz deiner Kräfte warst.« »Ich habe noch nie gegen einen Elidhu gekämpft«, beharrte Maerad. »Ich weiß nicht, wie man das macht.« Durch Indiks Frage wurde ihr übel vor Panik; offenbar betrachtete er sie als seine größte Hoffnung. Mit einem Schlag ruhte ein bedeutender Teil der Verantwortung für die Verteidigung Inneils auf ihren Schultern, und dabei wusste sie nicht einmal, ob sie überhaupt eine Hilfe sein könnte. Sie begegnete Indiks Blick; er musterte sie mit unergründlicher Miene, schien sie einzuschätzen. Leicht erschrocken erkannte sie, dass in seinem Gesicht derselbe Ausdruck wie bei der Erprobung eines neuen Schwertes prangte: Er schätzte die Vorzüge einer Waffe ein, ihre Härte und Schärfe.
    »Maerad, du weißt mehr über die Elementare als wir alle; niemand von uns hat je einen gesehen«, sagte er schließlich. »Ich erwarte nicht, dass du den Landrost ganz allein niederstreckst, aber ich vertraue auf dein Gespür für ihn - vor allem auf dein Gespür für seine möglichen Schwächen. Dasselbe gilt für dich, Cadvan. Du warst eine Zeit lang sein Gefangener. In den kommenden Stunden könnte jede noch so kleine Einzelheit den Ausschlag zu unseren Gunsten geben.«
    »Das Erste, worum wir uns kümmern müssen, ist der Sturm«, meinte Malgorn stirnrunzelnd. »Ich lasse alle Barden, die ich entbehren kann, seit dem ersten Aufziehen der Wolken wetterwirken, allerdings vergeblich; die Winde wollen uns nicht erhören. Cadvan, ich weiß, dass du wetterwirken kannst; würdest du uns vielleicht mit deinen Kräften dabei unterstützen? Das würde mir helfen.« »Selbstverständlich«, erwiderte Cadvan. »Es wäre vielleicht gut, wenn auch Maerad dabei mitarbeitet. Maerad?«
    Maerad hatte in ihrem ganzen Leben noch nie wettergewirkt und wies daraufhin, dass sie vermutlich wenig nütze sein würde, wenn selbst die Barden von Inneil die Winde nicht zu drehen vermochten. Ungeachtet dessen teilte Malgorn sie beide für die Aufgabe ein.
    Mittlerweile kam Bewegung in den Obersten Kreis; die Barden wussten, dass nur sehr wenig Zeit blieb und die Armee des Landrosts schon fast vor den Toren stand. Sie verteilten sich auf verschiedene Ziele innerhalb Inneils und umarmten einander in gedrückter Stimmung, als sie sich voneinander verabschiedeten. Silvia küsste Maerad leicht auf die Stirn und lächelte zu Maerads Überraschung dabei herzlich. »Solange wir atmen, besteht Hoffnung«, sagte sie. »Und ich atme noch!« Sie hatte die Verantwortung für einen Abschnitt der Mauern im Osten Inneils, und als Maerad ihr nachschaute, fragte sie sich traurig, ob sie Silvia je wiedersehen würde.
    Maerad und Cadvan brachen mit Indik und Malgorn auf: Wetterwirken musste unter freiem Himmel erfolgen, und die dafür zuständigen Barden hatten sich auf den Mauern über dem Tor versammelt, in der Nähe der Stelle, wo Indik und Malgorn den Befehl hatten.
    Als Maerad aufstand, schaute sie zu Cadvan und holte tief Luft. Sie hatte noch nie an einer richtigen Schlacht teilgenommen und hatte ein hohles Gefühl im Magen. Cadvan hatte eine verkniffene Miene aufgesetzt, doch seine Züge wurden sanfter, als er Maerads Anspannung spürte. »Silvia hat recht«, sagte er. »Solange wir standhaft bleiben, besteht eine Aussicht, Maerad.«
    »Wir haben wohl keine andere Wahl, oder?«, erwiderte Maerad und rang sich ein Lächeln ab.
    »Wir haben immer eine Wahl«, entgegnete Cadvan. »Wie ich dir schon viele Male gesagt habe. Niemand von uns wird seine Seele opfern, mag das Ende auch so bitter werden, wie wir befürchten. Und jetzt, um des Lichtes willen, lass uns gehen und das verteidigen, was wir lieben!«
    Es fiel schwer, wieder in den Sturm hinauszutreten. Ein Laufgang führte vom oberen Stockwerk des Wachhauses zur äußeren Befestigung über dem Tor. Allein, die schwere Tür zu öffnen und zu verhindern, dass sie sofort wieder zugeschlagen

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