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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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wurde, erwies sich als zähes Ringen. Ohne ihre Magie, die sie abschirmte, wäre Maerad vermutlich geradewegs in die Tiefe gerissen worden. Das Kreischen des Windes war so laut, dass es in ihren Ohren schmerzte. Wenngleich ihr Schild sie gegen den Wind und den Regen schützte, hielt er nicht die bittere Kälte ab, deren erste Berührung Maerad scharf die Luft einsaugen ließ; sie fuhr ihr in die Knochen wie der tiefe Frost der Nordländer.
    Aber das ergibt keinen Sinn, dachte sie. Wenn es so kalt wäre, müsste alles Eis sein…
    Als sie die Feste erreichten, zuckte so nah ein Blitz herab, dass Maerad ihn riechen konnte, durchdringend wie das Meer. Gleich darauf folgte ein gewaltiger Donnerschlag, der sie sich unwillkürlich ducken ließ. Im kurzen Aufflackern des Blitzes sah sie, dass die Zinnen von Menschen bevölkert wurden. Ein paar Pechfackeln erhellten die Mauern, abgesehen davon herrschte sehr wenig Licht; ein silbriger Schimmer ein Stück entfernt verriet, wo die Barden wetterwirkten.
    Maerad erkannte auf Anhieb, dass es keine einfache Aufgabe war. Zum einen war es nicht möglich, hinter einem Schild hervor wetterzuwirken, weshalb die acht damit betrauten Barden sich an die Außenmauer drückten und versuchten, den schlimmsten Unbilden des Sturmes zu entgehen. Der schiere Lärm des Unwetters machte es unmöglich, ein Wort zu verstehen.
    Maerad, sprach Cadvan in ihrem Geist. Erinnerst du dich daran, wie man seine Macht mit der eines anderen Barden verschmilzt ? Ich weiß, dass du es noch nie mit so vielen Barden getan hast, aber es macht wirklich kaum einen Unterschied. Maerad nickte. Sie fürchtete, dass sie versagen könnte; als sie zuletzt versucht hatte, ihre Macht mit jener Cadvans zu verschmelzen, während sie in den Bergen angegriffen wurden, hatte es überhaupt nicht geklappt. Doch sie schwieg. Diesmal musste es gelingen.
    Sie wusste nicht, wer die Barden waren, mit denen sie zusammenarbeiten sollten; an einige Gesichter erinnerte sie sich verschwommen, doch sie hatte sich nie lange genug in Inneil aufgehalten, um alle kennen zu lernen. Mit vor Anstrengung gräulich wirkenden Gesichtern schauten die Männer und Frauen auf, als Cadvan und Maerad in ihren Kreis traten und ihre Schilde ablegten.
    Es war keine Zeit, einander vorzustellen, wenngleich ein paar der Barden Freudenrufe ausstießen, als sie Cadvan erkannten. Als Maerad ihren Geist öffnete, konnte sie zu ihrer Erleichterung die sich miteinander vereinigenden Kräfte der Barden fühlen. Behutsam tastete sie sich mit ihrer eigenen Macht vor, um sie mit der ihren zu verschmelzen. Es war ein wenig, als streckte eine Pflanze Ranken aus, um sich mit einer anderen Pflanze ineinander zuschlingen, ein zugleich zarter, wirrer und sehr persönlicher Vorgang. Sobald sie sich mit den anderen Barden vereint hatte, beeinträchtigte der Sturm sie weniger; trotz der Außergewöhnlichkeit der Lage schlug die Erfahrung, so viele Geister auf einmal zu berühren, sie in ihren Bann und erfüllte sie mit Neugier über die Kräfte, die sie zusammen entwickelten. Tatsächlich war es, als versuchte man, einen Bildteppich aus unzähligen unwirklichen feinen Fäden zu erfassen, nur änderte sich dessen Muster unablässig. Oder genauer ausgedrückt, er wurde ständig zerrissen und neu gewoben.
    Die Gefühlsregungen der Barden verliehen der Magie Farben; sofort spürte Maerad sowohl ihre Furcht als auch ihre Entschlossenheit. Als sie sich tiefer in das Muster vortastete, erkannte sie, dass es eine deutliche Form besaß, die sie jedoch nicht zu deuten vermochte. Vermutlich fehlte ihr die entsprechende Ausbildung, denn für sie war es, als blickte sie in einen Band mit Gedichten einer Sprache, die sie nicht verstand. Sie nahm zwar die Grammatik, den Satzbau, wiederkehrende Wörter und Versformen wahr, doch die Bedeutung entzog sich ihr.
    An dieser Stelle war Maerad kurz davor aufzugeben. Offensichtlich würde sie nutzlos sein, da es ihr an der nötigen Erfahrung mangelte. Aber sie war immer noch zutiefst neugierig, weshalb sie sich weitertastete. Dabei spürte sie plötzlich erschrocken, wie die Magie von den Kräften des Sturmes zerrissen wurde; Ranken brachen und schlugen wild umher, wenngleich die Verschmelzung der Barden an sich unversehrt blieb. Unwillkürlich bewunderte Maerad ihre Stärke; sie selbst fühlte sich, als wäre sie geschlagen worden, und keuchte laut auf.
    Geduldig begannen die Barden von vorne, und diesmal glaubte Maerad zu erahnen, was sie zu tun

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