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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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zwischen den Gebäuden. Allein, sich hinauszuwagen, erschien gefährlich. »Schütz dich mit einem Schild, Maerad«, sagte Cadvan ihr ins Ohr. »Wir werden rennen müssen, und ich möchte nicht, dass du von einem umstürzenden Baum erwischt wirst.«
    Sie nahm sich kurz Zeit, um einen magischen Schild um sich zu bilden, dann verließen sie und Cadvan die warme Zuflucht der Stallungen und liefen zum Wachhaus. Der Schild schützte Maerad vor dem Sturm, und das Licht der Magie gestaltete es ein wenig einfacher, etwas zu sehen, obschon es sich beunruhigend anfühlte, wenn Blätter und Unrat unmittelbar an ihrem Gesicht vorbeigeweht wurden. Regen, Hagel und Schneeregen wurden so heftig vom Wind erfasst, dass sie waagerecht von den Dachgesimsen der Gebäude spritzten. Maerad hörte hinter sich ein Krachen; wahrscheinlich ein Baum, der auf ein Haus oder eine Wand gestürzt war. Sie schaute nicht zurück. Trotz ihres Schilds empfand sie den Sturm als beängstigend. Ein solches Unwetter konnte nur vom Landrost heraufbeschworen worden sein. Dies, dachte Maerad, war der Grund, weshalb Barden den Elidhu misstrauten diese ungezügelte Macht, die in wüste Verheerung verwandelt werden konnte. Sie hatten das Wachhaus fast erreicht, einen kleinen Steinturm, der über die Tore aufragte, als ein entsetzliches Kreischen beinah direkt in Maerads Ohr ertönte und etwas von hinten gegen ihren Schild prallte. Trotz des Schutzes wurde sie um ein Haar zu Boden geschleudert, und sie rief nach Cadvan, als sie seitwärts sprang, an eine Mauer zurückwich und das Schwert zog. Sie konnte nicht sehen, was sie getroffen hatte, aber sie spürte eine tödliche Kälte oder eine Veränderung in der frostigen Luft wie eine Woge an sich vorbeiziehen.
    Oben, sprach Cadvan in ihrem Geist. Hast du die Schwingen nicht gesehen? Ich habe gar nichts gesehen, erwiderte Maerad. Und mein magisches Gehör wirkt nicht bei diesem Lärm.
    Ich glaube, es sind Werwesen, sagte Cadvan. Und sie fliegen … Sie müssen über die Schutzbanne hinweggekommen sein. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in den Himmel. Mit diesem magischen Licht sind wir deutliche Ziele. Ich kann dort oben nichts erkennen, aber dieses Ding ist wie aus dem Nichts herabgestoßen. Ich hatte es noch kaum gespürt, da war es schon wieder verschwunden…
    Überrascht stellte Maerad fest, dass sie sich nicht fürchtete. Es ist nicht mehr weit zum Wachhaus, erwiderte sie.
    Cadvan nickte, und sie rannten wieder los, wobei sie Haken schlugen wie Kaninchen, die einem angreifenden Adler auswichen. An der äußerst spärlich von einem Vordach geschützten Tür standen zwei Wachen, die sie wortlos hineinließen.
    »Geflügelte Werwesen sind unterwegs!«, brüllte Cadvan über den Wind, als sie durch die Tür traten. »Nehmt euch in Acht!«
    Einer der Wachmänner nickte, um ihm anzuzeigen, dass er ihn gehört hatte, doch er wirkte keineswegs erschrocken. Wahrscheinlich war ihm zu kalt dafür, dachte Maerad; die Haut in seinem Gesicht sah bläulich aus.
    Dann schwang die Tür zu, und das Tosen des Unwetters wurde schlagartig gedämpft. Unbewusst seufzte Maerad vor Erleichterung: Sie empfand das Kreischen des Windes als beinah so unerträglich wie die Kälte. Sie standen in einem kleinen, kahlen Raum mit unbehauenen Steinwänden, der von einer einzigen Lampe erhellt wurde, dennoch wirkte er nach dem Chaos draußen nachgerade heimelig.
    »Ich vermute, Malgorn ist oben«, sagte Cadvan und deutete auf eine Treppenflucht. Maerad nickte, und sie bahnten sich den Weg in die obere Kammer. Wie der Rest des Wachhauses erwies auch sie sich als schmucklos, abgesehen vom Pferdesymbol Inneils, welches als Relief an der Wand über dem breiten Kamin prangte, in dem ein Feuer knisterte. Der Sturm ließ die Fensterläden klappern, und plötzlich verspürte Maerad Platzangst. Was ging draußen vor sich? In der Mitte des Raumes stand ein großer, von Stühlen umgebener Holztisch. Die Barden des Obersten Zirkels von Inneil hatten sich darum versammelt und waren ins Gespräch vertieft. Als Cadvan und Maerad die letzten Stufen erklommen, drehte Malgorn sich um und winkte sie zum Tisch. »Klug von euch, dass ihr zurückgekommen seid«, meinte er.
    »Das Wetter hat sich jäh verschlechtert«, erwiderte Cadvan. »Und ich habe schlechte Neuigkeiten. Ein geflügeltes Werwesen hat sich aus der Luft auf Maerad gestürzt, als wir hierher gerannt sind.«
    »Ein Werwesen?« Mit blassem Antlitz schaute Silvia auf. »Malgorn, ich habe dir ja

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