Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
ab, und die beiden schlenderten zusammen aus dem Kreis. »Ich bin noch nicht lange genug hier, um herausgefunden zu haben, wo sich der Markt befindet«, gestand er. »Außerdem dachte ich, ihr hättet jede Menge Vorräte.«
»Aber herzlich wenig davon sind frisch. Kommst du heute Nachmittag, um dir die Aufführung anzusehen?«
»Ja«, antwortete Hem. »Ja, das würde ich gern tun.«
»Es ist die einzige, die wir geben. Wir hoffen heute auf ein gutes Publikum. Karim ist sehr beunruhigt und möchte von hier verschwinden, sobald wir können. Wir beabsichtigen, morgen aufzubrechen. Karim fürchtet, dass wir sonst in einer belagerten Stadt festsitzen könnten. Und ausnahmsweise bin ich einer Meinung mit ihm.«
»Saliman und ich wollen auch nicht hier gefangen sein«, sagte Hem. Dann kam ihm ein Gedanke. »Vielleicht könnten wir mit euch reisen? Das könnte uns allen zugutekommen. Saliman ist ein großartiger Schwertkämpfer, und wir könnten helfen, euren Wagen zu beschützen - wir haben Wege und Mittel, um verborgen zu bleiben. Und für uns wäre es eine hervorragende Tarnung … Ich bin sicher, Saliman könnte sogar auch schauspielern …« Plötzlich ereilte ihn eine Vision von Saliman auf einer Bühne; irgendwie wusste er, dass der dunkelhäutige Barde ein guter Schauspieler wäre.
Hekibel lachte. »Vermutlich würde Saliman seine eigenen Vorstellungen darüber haben«, meinte sie. »Und was ist mit deinem Freund Soron?«
»Til Amon ist Sorons Geburtsschule«, erklärte Hem. »Er wird uns nicht begleiten.« Er verspürte einen jähen Stich im Herzen: Seit mittlerweile vielen Wochen war er mit Soron gereist, und er würde seine allzeit gutmütige Gesellschaft vermissen. »Ihr brecht morgen auf? Das könnte uns auch gut passen. Glaubst du, Karim würde einwilligen? Ich werde meinerseits Saliman fragen.«
Hekibel bedachte Hem mit einem belustigten Blick. »Wenn Saliman es für eine gute Idee hält, werde ich versuchen, Karim zu überzeugen«, sagte sie. »Aber irgendwie bezweifle ich, dass ein Barde angetan davon wäre, mit Schauspielern zu reisen. Und im Wagen ist gewiss kein Platz für zwei weitere Menschen.«
»Oh, wir kommen auch so zurecht«, erwiderte Hem. »Vergiss nicht, wir sind wochenlang ohne einen Wagen gereist.« Je länger er darüber nachdachte, desto besser schien ihm die Idee zu sein; obendrein wäre es lustiger, zur Abwechslung mal mit anderen zu reisen. Jedenfalls aßen die Schauspieler eindeutig besser, als er es unterwegs gewohnt war. Und vielleicht erhielte er sogar die Gelegenheit, selbst an einem Schauspiel teilzunehmen …
Später, nach einer angenehmen Stunde auf dem Markt, wo Hekibel um Obst, Käse und Gemüse feilschte, versuchte Hem herauszufinden, wo Irc sich herumtrieb. Wie er vermutet hatte, prahlte der Rabe großschnäblig gegenüber dem örtlichen Federvieh. Anschließend kehrte Hem zum Bardenhaus zurück, wo er unsicher in der Eingangshalle stehen blieb und überlegte, ob er nach oben zu Salimans Zimmer gehen sollte oder ob es unhöflich wäre, an Nadals Tür zu klopfen, doch da kam Nadal zur Eingangstür herein, begleitet von zwei Frauen, beide Bardinnen. »Sei gegrüßt, Hem«, sagte er. »Was machst du hier?«
»Ich war auf der Suche nach Saliman«, erwiderte er. »Aber vielleicht schläft er noch.«
»Das glaube ich nicht. Wir hatten vor, uns um diese Zeit hier zu treffen«, entgegnete Nadal. »Du kannst dich uns gern anschließen, wenn du möchtest.« Seine Gefährtinnen zogen überrascht darüber die Augenbrauen hoch, dass ein einfacher Junge so beiläufig zu wichtigen Beratungen eingeladen wurde, äußerten sich jedoch nicht dazu. Nadal, der ihren Blickwechsel bemerkte, entschuldigte sich und stellte sie einander vor. Es handelte sich um zwei Bardinnen des Obersten Zirkels von Til Amon, Mandil und Seonar.
»Das ist Salimans Schüler, Hem von Turbansk«, sagte er, und Hem verneigte sich feierlich vor den beiden Frauen. »Nach allem, was ich gehört habe, hat dieser Junge genauso viel Anrecht darauf, bei dieser Besprechung anwesend zu sein, wie jeder hier. Vielleicht sogar noch mehr.«
Die Frauen nickten und musterten Hem neugierig, als sie in Nadals Gemächer weitergingen. Saliman befand sich bereits dort und ließ keine Spur von Schläfrigkeit erkennen, ebenso wenig wie Soron und ein paar weitere Barden. Als Hem sie begrüßte und auch ihnen vorgestellt wurde, erkannte er, dass er Kriegsräte satt hatte. An wie vielen hatte er in den vergangenen Monaten
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