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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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dich in die Taverne lassen. Also benimm dich besser.
    Irc zupfte an Hems Haar, schien jedoch abgesehen davon zufrieden zu sein, still auf seiner Schulter zu hocken.
    Als Saliman und Hem mit den Schauspielern im Schlepptau eintraten, war die Gaststätte beinah menschenleer; die Menschen in Til Amon neigten dazu, spät zu Abend zu essen. Soron würde erst frühestens in einer Stunde eintreffen. Die wenigen Anwesenden beäugten Irc neugierig, dann wandten sie sich wieder ihren Getränken zu. Hem und die anderen nahmen Platz, während Saliman den Besitzer, einen rundlichen, kleinwüchsigen Mann namens Emil, über den Inhalt seiner Keller ins Kreuzverhör nahm und letztlich einen Krug vollmundigen Weins aus Turbansk bestellte.
    »Eine gute Wahl, mein Herr«, meinte Emil, als erden Krug und ein paar Kelche auf ihren Tisch stellte. »Aber natürlich müsst Ihr mit den Weinen aus jener Gegend vertraut sein. Leider ist unser Vorrat begrenzt, und es sieht nicht danach aus, als würden wir in naher Zukunft Nachschub bekommen.«
    »Ja, leider«, pflichtete ihm Saliman bei. »Aber das ist noch die geringste unserer Sorgen.«
    »Da habt Ihr wohl recht«, erwiderte Emil nüchtern. »Und es scheint, dass auf eine Sorge stets eine weitere folgt.«
    »Aber solange wir solche Weine trinken können, ist noch nicht alles verloren«, gab Saliman zurück und schenkte ein. »Möchtet Ihr selbst welchen?«
    »Ich danke Euch, aber es ist noch früh, und ich muss mich um die Küche kümmern«, lehnte Emil höflich ab. »Andernfalls habt Ihr am Ende noch Grund zur Klage, was mich zutiefst betrüben würde.« Damit entfernte er sich flugs, und Saliman hob seinen Kelch an.
    »Ich trinke auf das Licht!«, rief er aus. »Möge es uns alle segnen !«
    Hem war nicht der Einzige, den der unerwartete Ernst von Salimans Trinkspruch erstaunte, aber er nahm fügsam einen Schluck. Ihm fiel auf, dass Karim eine äußerst schwermütige Miene aufsetzte und an seinem Wein nippte, als tränke er aus einem geheiligten Kelch. Hem fragte sich, ob er sich je wie ein normaler Mensch verhielt; Marich und Hekibel wirkten abseits des Pomps ihrer Rollen rundum gewöhnlich und scherzten im Anschluss an ihre Auftritte miteinander, Karim hingegen schien sich noch immer auf der Bühne zu befinden. Vielleicht, dachte Hem, spielte er für Saliman; jedenfalls hatte sich sein Gebaren unbestreitbar verändert, seit er wusste, dass Saliman ein Barde und nicht bloß ein zerlumpter Reisender war.
    Eine Zeit lang unterhielten sie sich über die Aufführung, bis Irc ungeduldig wurde und etwas zu essen verlangte. Emil brachte beflissen eine kleine Schale voll rohem, mit Minze verfeinertem Ziegenfleisch, das Irc regelrecht verschlang. Die Schauspieler vergnügten sich damit, Irc mit der Hand zu füttern, und er spielte unter ihrem Gelächter mit, indem er wie ein Gaukler auf dem Tisch auf und ab hüpfte. Irgendwann war Irc satt, kauerte sich schläfrig auf Hems Schulter und gurrte wohlig, als Hem ihm den Hals kraulte.
    Danach begann Saliman, Fragen über die Pläne der Truppe zu stellen. Wie Hekibel gesagt hatte, wollten sie am nächsten Morgen so früh wie möglich aufbrechen.
    »Ich fürchte mich davor, in einem Krieg gefangen zu werden, der uns nicht betrifft«, erklärte Karim mit gerunzelter Stirn. »Wir hoffen, weiter nördlich einige sicherere Zufluchten zu finden.«
    »Ich kann Euch keinen Vorwurf daraus machen, dass Ihr nicht in einer Belagerung festsitzen wollt«, erwiderte Saliman. »Ich selbst habe schon genug Belagerungen miterlebt, dass es für ein Leben reicht. Allerdings fürchte ich, dass Ihr Euch irrt, wenn Ihr denkt, Ihr würdet irgendwo in Annar einen Ort finden, an dem Frieden herrscht. Traurigerweise betrifft dieser Krieg jeden, ob man will oder nicht.« »Ja, aber trotzdem möchte ich nichts damit zu tun haben.« Karim schob die Unterlippe trotzig vor, als hätte er das Gefühl, Saliman versuchte, ihn zum Kampf zu verpflichten.
    »Saliman wollte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass wir bleiben und kämpfen sollten«, meldete Hekibel sich lachend zu Wort. »Nur, dass wir Glück haben müssten, um dem Krieg zu entgehen.«
    »So ist es«, bestätigte Saliman. »Hem und ich denken, dass wir ebenfalls morgen aufbrechen müssen. So wie ihr möchten wir nicht in Til Amon festsitzen, und wir möchten nordwärts durch Annar ziehen.« Hem sah Saliman an; in seiner Brust erblühte eine kleine Knospe der Erregung, und Saliman bedachte ihn mit einem viel sagenden

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