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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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umtriebig.« Sie hielten in der Küche des Bardenhauses an, wo ein Barde, den Hem nicht kannte, das Feuer schürte und sich durch vom Schlaf zerzaustes Haar am Kopf kratzte. Er begrüßte Saliman herzlich und reichte ihnen Vorräte. Saliman übernahm das schwerere Bündel und reichte das andere Hem. Danach winkten sie zum Abschied und gingen hinaus auf die leeren Straßen, wo weiße Bardenlampen ein fahles Licht auf die Steinplatten warfen. Hem forderte Irc auf zu fliegen, weil er neben allem anderen, das der Junge zu tragen hatte, zu schwer war, und die Krähe flatterte langsam hinter ihnen her.
    Der Wagen lagerte nahe der Außenmauer von Til Amon, und sie brauchten eine Weile, um dorthin zu marschieren. Als sie ihr Ziel erreichten, fühlten die Vorräte sich bereits sehr schwer an, und Hem war froh, die Last abstellen zu können. Der Hund kläffte wild und zerriss dadurch die frühmorgendliche Stille, verstummte jedoch auf ein Wort Salimans sofort und begann, neugierig an den Füßen des dunkelhäutigen Barden zu schnüffeln, während Irc aus der Sicherheit von Hems Schulter, auf der er in demselben Augenblick gelandet war, in dem Hem sein schweres Bündel abgelegt hatte, dem Hund überlegen zukrächzte.
    Karim, Marich und Hekibel spannten gerade die Pferde an, zwei Stuten namens Usha und Minna, und begrüßten die Barden fröhlich. Hem lebte ein wenig auf und spürte, wie sich die düstere Stimmung von seiner Brust hob: Seine jungenhafte Abenteuerlust begann die Oberhand zu gewinnen. Saliman verstaute nach Hekibels Anweisungen die Vorräte im Wagen, dann wartete er, bis die Schauspieler bereit zum Aufbruch waren. Es dauerte nicht lange; die Abläufe eines Aufbruchs waren ihnen vertraut. Vorn auf dem Wagen blieb genug Platz für zwei Leute neben dem Fahrer, während die anderen im Inneren saßen oder liefen, und Hekibel, die die Zügel übernahm, schlug Hem vor, sich zu ihr zu setzen. »Kann ich vielleicht lernen, wie man die Pferde lenkt?«, fragte er erwartungsvoll, als er ihrer Einladung folgte.
    »Vielleicht«, erwiderte Hekibel. »Hast du schon einmal einen Wagen gefahren?« »Nein«, antwortete Hem. »Die Pilanel wollten mich nicht lassen, als ich zuletzt so gereist bin. Aber ich würde es gern versuchen.«
    Hekibel schnalzte mit den Zügeln, und die Pferde legten sich ins Geschirr. Der Wagen knarrte unter ihnen und setzte sich in Bewegung. Die Räder rumpelten sehr laut über die Straße, und die Pferde verfielen in einen gemächlichen Trab, während der Hund neben ihnen trottete. Bis zu den Toren war es nicht weit, und sie rollten rasch hindurch. Dabei hoben sie die Hand zum Gruß an die müde dreinblickenden Soldaten, die ihnen die Tore öffneten und deren Nachtwache sich dem Ende zuneigte.
    »Das ist lustiger als laufen!«, stellte Hem fest.
    »Tja«, meinte Hekibel. »Du bekommst ja gerade mal einen ersten Eindruck. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns. Mal sehen, wie du dich am Ende des Tages fühlst!«
    Der östliche Himmel wurde allmählich heller und offenbarte eine grüne, von Nebel und niedrigen Wolken verhangene Landschaft. Sie reisten nordwärts durch den Gau von Til Amon, eine sanfte, hügelige Gegend, gesprenkelt mit kleinen Wäldchen und blühenden Gehöften. Letztere waren mittlerweile größtenteils verwaist, da die Bewohner in der Bardenschule Zuflucht gesucht hatten, aber so früh am Morgen wirkte alles ausgesprochen friedlich. Leichter Regen setzte ein. Die Pferde schnaubten, zuckten mit den Schwänzen und trabten weiter. Der Wagen rumpelte ein wenig schaukelnd die Straße entlang. Hem beobachtete, wie die Farben der Landschaft sich verstärkten und üppiger wurden, als die Sonne aufging, und sein Herz füllte sich mit Freude.

 
Teil zwei
Die Last der Welt
     
    Der Hagel fällt, er peitscht die Welt, der Regen ist kalt wie Stahl.
    Die Fackeln flackern rot mit Macht, ein Blitz, entfacht, zerreißt die Nacht wie eine Seele in Qual.
    Gewölk umhüllt die Brauen wild, der Landrost hebt die Hand:
    »Und trotzen diese Mauern noch und seien sie hoch und stark, und doch beherrsch ich dieses Land!«
    »Zu wandeln hier verwehr ich dir die Straßen schön und weit, und wagst du’s, reiß ich dir zum Lohn die Eisenkron’ vom Haupte schon im Tod noch«, sprach die Maid.
     
    Aus Die Ballade der Maid von Inneil, unbekannter Dichter

 
     
Die Maid von Inneil
    Maerad dachte, die Kälte würde sie nie verlassen. Sie schien ihr bis ins Mark gedrungen zu sein: Ihre Knochen fühlten sich an,

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