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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Nachts in der Dunkelheit aufschlugen, erschöpft von der anstrengenden Reise des Tages, ließen sie sich unwissentlich in einer Senke nieder. Sie erwachten in einer gefrierenden Pfütze. Die Decken waren triefnass und ließen sich nicht mehr richtig trocknen. Sie hängten sie in den Wagen, wo sie den beengten Raum mit einem muffigen, feuchten Geruch erfüllten.
    Neben allem anderen wurde die Langeweile erdrückend. Das Wetter machte Auftritte und sogar Proben unmöglich. Die fünf Reisenden wurden gezwungen, den ganzen Tag die gegenseitige Gesellschaft in der Enge des Wagens zu ertragen, wenngleich Hem sich so oft wie möglich nach draußen zum Fahrer setzte. Für gewöhnlich handelte es sich dabei um Saliman, der die Straße aus eigenen Gründen im Auge behalten wollte. Da es eine kalte und nasse Aufgabe war, schlug sich niemand darum. Hem begab sich nur dann ins Innere des Wagens, wenn er nass bis auf die Knochen war oder wenn Hekibel genug von der giftigen Stimmung hatte und eine Auszeit brauchte; oder wenn zufällig Karim die Schicht als Fahrer übernahm; Hem mied Karims Gesellschaft, so gut es menschenmöglich ging. Zumeist vertrieben sie sich die Zeit mit einem schwierigen Spiel aus Schafsknöcheln, das Marich für genau solche Gelegenheiten dabeihatte. Allerdings verweigerte Karim die Teilnahme, wenn Marich mitspielte; stattdessen hockte er außerhalb der Gruppe und wahrte hartnäckig eine zutiefst beleidigte Pose, die wirksam ‘die Freude schmälerte, die den anderen sonst hätte erwachsen können. Auch zwischen Marich und Hekibel herrschten Spannungen, die Hem nicht verstand; er konnte nur vermuten, dass Marich eifersüchtig war, weil Hekibel Salimans Gesellschaft genoss. Wenn dem so war, ließ Marich jedoch keinerlei Unmut gegenüber Saliman erkennen, mit dem er wahrscheinlich mehr als mit allen anderen sprach. Hem langweilten all diese Zwistigkeiten unter Erwachsenen, die ihm größtenteils bloß Rätsel aufgaben. Ihm schienen sie eine fürchterliche Zeitverschwendung zu sein.
    Erschwerend kam hinzu, dass es viele Wegstunden weit keine Dörfer gab und somit keine Gelegenheit, aus dem Wagen herauszugelangen und sich eine Auszeit von der Gesellschaft der anderen zu gönnen. Ohne Magie war es unmöglich, ein Feuer anzuzünden, und Saliman war äußerst zögerlich, Bardenkräfte einzusetzen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, da er fürchtete, dadurch Aufmerksamkeit zu erregen. Karim fragte sich laut, wozu Barden nütze wären, wenn sie ihre Magie nicht einsetzen können, und murmelte sogar etwas von Schmarotzern. Nur Irc wirkte unbeeinträchtigt von der allgemeinen Gereiztheit. Er hielt sich on Fenek fern, stahl weitere Schmuckstücke aus den Schränken der Schauspieler und aß so viel, wie er in die Krallen bekommen konnte.
    Saliman hatte andere Sorgen. Kurz nach dem Einsetzen des Regens passierten sie die Kreuzung der Süd- und der Weststraße, die grob die Grenze zwischen Lauchomon und dem Gebiet namens Lukernil darstellte. Dort hatte Saliman echte Schwierigkeiten befürchtet; wenn die Schwarze Armee in Richtung Annar marschierte, war die Gefahr, ihr dort zu begegnen, sehr hoch. Zudem hielt er es für wahrscheinlich, dass Kundschafter oder Spitzel in der Nähe der Kreuzung postiert worden sein könnten.
    Er überzog den Wagen mit einem Glimmerschleier und blieb ständig auf der Hut, doch abgesehen von ein paar nassen Ziegen und Saatkrähen sahen sie in der Nähe kein lebendiges Wesen.
    Dennoch beunruhigte Saliman, wie ungewöhnlich verwaist die Weststraße war, und seinen scharfen Augen fielen Dinge auf, die den anderen entgingen: von vorüberziehenden Soldaten am Straßenrand zurückgelassener Unrat oder ein Haus in der Ferne, das niedergebrannt worden war, sodass nur noch die geschwärzten Schlote traurig gen Himmel ragten. Er erwähnte nichts davon, nicht einmal gegenüber Hem, doch er ließ den Wagen ständig unter einem Glimmerschleier, und ganz gleich, wie müde er und Hem sein mochten, sie woben jeden Abend einen Trugbann um das Lager.
    Das einzige Erfreuliche war, dass sie sich mittlerweile rasch Inneil näherten und es keine Anzeichen auf Fremde gab, die ihnen folgten. Saliman glaubte zwar nicht, dass der Untote - falls es sich um einen solchen handelte - ihre Fährte verloren hatte, dennoch war er froh darüber, jenes bedrückende Gefühl los zu sein, und sei es nur vorübergehend.
    Nach einer Woche hörte es zu regnen auf, obschon die Wolken weiter eine dichte purpurne Decke bildeten und

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