Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
genommen werden und sich ausruhen musste. Andererseits wäre es viel besser für sie, in einem Stall untergestellt zu werden als mitten im Nirgendwo in strömendem Regen. Marich und Saliman suchten Schutz unter einem Baum und besprachen, was zu tun sei, wobei sie besorgt von den anderen Reisenden beobachtet wurden. Letzten Endes beschlossen sie, vorsichtig weiter nach Hiert zu reisen, wo sie Stallungen für die Pferde und ein Dach über dem Kopf für sie selbst finden konnten.
    Zwar bestand die Gefahr, dass Usha unterwegs vollends zusammenbrechen könnte, doch wenn alles gut verliefe, könnten sie deutlich vor Einbruch der Dunkelheit in dem Dorf eintreffen.
    Usha zeigte sich verständlicherweise zögerlich, sich wieder in Gang zu setzen, nachdem sie angehalten hatten, aber mit ein wenig Überredung rollte der Wagen bald langsam an. Elend stapften die Pferde durch das unablässige Prasseln, und Hem spürte, wie sein Mut wieder sank, als er den Blick über die triefende, vom Regen gepeitschte Landschaft wandern ließ. Der Inlan zu ihrer Rechten hatte die Höhe seiner Ufer erreicht und quoll an einigen Stellen bereits darüber. Er fragte sich, was geschehen würde, wenn es noch weiterregnete.
    Obwohl er durchnässt bis auf die Haut war, blieb er bei Saliman auf dem Kutschbock. Trotz der Kälte empfand er es draußen als angenehmer. Drinnen zankten Karim und Marich sich wieder, und Hekibel flickte schweigend einige Kostüme, wobei sie die Nadel mit unverkennbarem Zorn durch den Stoff trieb. Irc kauerte auf der Bank neben Hekibel und beobachtete die Nadel. Wahrscheinlich hoffte er auf eine Gelegenheit, sie zu stehlen, wenn Hekibel wegschaute; und außerdem hasste er den Regen.
    Die Schatten wurden länger, als sie um eine Biegung rollten und eine Gruppe von Steingebäuden zu beiden Seiten der Straße sahen. Endlich hatten sie Hiert erreicht! Noch selten in seinem Leben hatte Hem sich so über einen Anblick gefreut. Nun konnten sie endlich aus dem Regen und ihre Kleider trocknen. Die Pferde, die anscheinend spürten, dass sie sich ihrem Ziel näherten, beschleunigten die Schritte, und bald rollten sie auf einen großen Hof hinter der Dorfschänke. Saliman und Marich schirrten die Pferde hastig ab, während Karim hineinging, um die Stallmiete zu verhandeln - zumindest behauptete er das, wenngleich Hem dachte, dass er bloß Bier wollte.
    »Sieh in den Stallungen nach, ob Plätze frei sind«, sagte Saliman zu Hem. »Ich will diese armen Tiere schnellstmöglich unterstellen, und ich sehe keinen Pferdeknecht. Wir reden nachher mit dem Besitzer. Ich kenne ihn; er ist ein guter Mann und wird nichts dagegen haben.«
    Hem nickte und rannte in den Stall. Einen Augenblick stand er triefend am Eingang und atmete den Wohlgeruch von Pferden und Stroh ein; es war eine solche Erleichterung, sich außerhalb des beharrlichen Einwirkens des Regens zu befinden. Der Stall erwies sich als völlig leer.
    »Hier ist reichlich Platz!«, rief er Saliman zu.
    »Gut«, erwiderte der dunkelhäutige Barde knapp und führte Usha bereits herüber. »Geh ins Haus, Hem, und wärm dich auf. Ich komme gleich nach.«
    Hem nickte, holte sein Bündel aus dem Wagen und rannte in die Schänke. Er folgte einem gefliesten Flur, der sich von der Hintertür zum Vordereingang erstreckte, und hinterließ dabei eine Spur nasser Fußabdrücke. Die Lampen waren noch nicht angezündet worden, weshalb in dem Gang fast völlige Finsternis herrschte, trotzdem gelang es ihm, sich den Weg durch die Schatten zum Schankraum an der Vorderseite zu ertasten. Durch die Düsternis erkannte er, dass der Kamin für ein Feuer vorbereitet worden war, das jedoch noch niemand entfacht hatte. Abgesehen von Hekibel war niemand im Raum.
    »Wo sind denn alle?«, fragte Hem. »Und wo ist Karim?«
    »Er ist nach oben gegangen, um nach dem Besitzer der Schänke zu suchen«, antwortete Hekibel. Ihre Stimme zitterte. »Es ist seltsam, hier scheint nirgends jemand zu sein.«
    Hems Mut sank, als er sich im Schankraum umsah. Hier war es weniger dunkel als in dem Gang, zumal das letzte kalte Licht des Tages gräulich durch die diamantförmigen Fenster einfiel. Ein abgestandener Geruch erfüllte die Luft, als stünde der Raum bereits geraume Zeit leer. Auf einem Tisch in der Nähe stand eine halb aufgegessene Mahlzeit aus Bohnen, und ein Stuhl war zurückgeschoben, als wäre jemand hastig aufgestanden. Ein anderer Stuhl war umgekippt. Ein Krug lag zerbrochen auf dem Boden, das verschüttete Bier zu

Weitere Kostenlose Bücher