Die Peperoni-Strategie
Sozialverträglichkeit, Teamgeist sowie Konsensfähigkeit verfügen. Vor allem aber brauchen sie 20 Prozent Durchsetzungsstärke und Biss zum Erfolg, um Stresssituationen durchzustehen und um aus Konfliktscheu und Harmoniesucht keine falschen Entscheidungen zu treffen.
Sowohl Führungsmänner als auch Führungsfrauen bejahen darum Macht und setzen sie auch durch. Weder Männer noch Frauen schrecken grundsätzlich vor »bösen« Strategien zurück.
Das Profil erfolgreicher Männer
Vor allem männliche Führungskräfte – und das sind derzeit in den Unternehmen über 80 Prozent – verstehen sich als Menschenkenner, die Einschüchterungen und das Einimpfen von |75| Minderwertigkeitsgefühlen gezielt einsetzen können, um ihren Einfluss zu zementieren. Geschickt schaffen sie so informelle Hierarchien und knüpfen ein Netzwerk, auf das sie in Krisenzeiten bauen können.
Ihr Ehrgeiz ist primär geprägt vom Willen zur persönlichen, firmeninternen und gesellschaftlichen Macht. Einfluss und Autorität gefallen ihnen, Macht ist für sie erotisch, denn sie gibt das gute Gefühl, wichtig zu sein und gebraucht zu werden. »Mein Wort ist heilig«, so der Patriarch eines deutschen Familienunternehmens, der sich damit fast päpstliche Dimensionen zusprach. Kraftvolle Autorität beinhaltet natürlich auch ein positives Verhältnis zur Aggression. Vor allem: Macht macht ihnen Spaß! Anerkannte Führerschaft beinhaltet die unterschwellige Angst der Mitarbeiter vor dieser Power. Mächtige Männer werden dafür nicht gehasst, sondern respektiert, manchmal sogar geliebt.
Als sehr wichtig beschreiben die von mir befragten Manager ihr seismografisches Gespür für drohenden Ärger. Dank ihres geschulten Blickes für ihr Umfeld ist es ihnen möglich, potenzielle Angriffe von Kollegen oder Konkurrenten abzusehen. Dies verschafft den modernen Machtmenschen den nötigen Freiraum, um rechtzeitig Gegenstrategien zu entwerfen.
Die heutigen Führungsmänner beschreiben sich als sehr selbstbewusst. Sie glauben, Berge versetzen zu können, und lieben es, von Zeit zu Zeit moralische Prinzipien über den Haufen zu werfen, denn: »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!«
Starke Führungskräfte schreiben sich Definitionsmacht zu und lieben die Freiheit, selbst bestimmen zu können, ohne größere Rücksichten nehmen zu müssen. »L’etat, c’est moi« – der Staat bin ich –, sagte der französische Sonnenkönig. Heute gibt sich die Führung etwas bescheidener. Da heißt es: »Die Unternehmenskultur |76| bestimme ich!« »Corporate Identity« wird dies euphemistisch genannt. Jeder neue Chef, der so gestrickt ist, versucht, dem Unternehmen seinen Stempel aufzudrücken und seine Duftmarke zu hinterlassen. Das wird meist »Um strukturierung « genannt und mündet in einen umfassenden Prozess. Der wird mitunter derart überzogen, dass selbst gut funktionierende Einheiten neu gemischt werden. Dabei besteht die Gefahr des reinen Aktionismus unter dem Deckmantel des Innovativen!
Die stete Anspannung und die immerwährende Verteidigung des Erreichten haben allerdings auch Auswirkungen auf die Gesundheit. Selbst kurze Urlaubsreisen sind ein zusätzlicher Stresspunkt, denn zunächst stellen sich Erfolgsmenschen die bange Frage, ob der Laden auch wirklich ohne sie läuft. Dazu tritt ein Phänomen, das vor allem Mediziner und Psychologen beobachten: Schmerzhafte Brustverengungen und Herzrhythmusstörungen florieren bei Leistungsträgern bevorzugt in der Urlaubsphase. Die Erklärung: Kaum fällt die alltägliche Selbstkontrolle, rächt sich der Körper für die Dauerbeanspruchung. Ein teuflischer Kreislauf: Der Leistungsbereite übertüncht die Erschöpfungssignale, begeistert sich daran, wie lange er arbeiten kann, erlebt seine Höhenflüge im »Workers High« und registriert erst beim Auftauchen psychosomatischer Symptome, dass Adrenalinausstöße die Kraft nur vortäuschen. An der Gesundheit wird Raubbau getrieben, und auch das Sozialleben leidet.
Wenn Sie als Mann diesem Erfolgsprofil so gar nicht entsprechen (mögen), ist das nicht tragisch, solange Sie nicht in das Schussfeld solcher Macher geraten. Sie stehen damit auch keineswegs allein: Verblüffenderweise ist das Gros der Männer durchsetzungsschwach beziehungsweise autoaggressiv in dem Sinne, dass sie ihre aggressive Power eben nicht ausleben.
|77| Mich hat immer wieder verblüfft, wie viele dieser zurückhaltenden Zeitgenossen selbst in international aufgestellten
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