Die Peperoni-Strategie
kommunikativen Umgang zugeschrieben. Das klingt gut, nutzt aber zunächst herzlich wenig: Erstens sind sie Führungsmännern gegenüber grausam in der Unterzahl, und zweitens nutzen sie ihren Diplomatievorsprung zu selten aus, da sie zwischen dem Kampf mit harten Bandagen und ihrer emotionalen Abscheu angesichts solcher Strategien hin- und hergerissen sind – und das schwächt.
Die Erfolgsautorin und Psychologin Ute Ehrhardt bringt dies auf den Punkt, wenn sie darauf hinweist, dass sich viele Frauen durch ambivalente Formulierungen selbst ausbremsen. Sie schränken ihre sehr klaren und bissigen Einstellungen durch moralisierende Prinzipien ein und werfen sich damit Knüppel der Uneindeutigkeit zwischen die Beine. Vier ambivalente Wünsche verdeutlichen dieses Dilemma, von dem sich erfolgsorientierte Frauen verabschieden sollten.
1. Wunsch: Während Männer kurze, anspruchslose Hauptsätze der Marke »Ich setze mich gerne durch!« favorisieren, ist diese Art der Fünf-Wort-Formulierungen für viele Frauen unerträglich. Sie gehen differenzierter vor: »Ich will mich durchsetzen und mein Ziel erreichen,
aber niemanden überrollen oder verletzen!«
|83| Aber wie soll das gehen? Kann man beziehungsweise frau gleichzeitig durchsetzungsstark
und
rücksichtsvoll sein? Das ist ein rhetorisch angenehmer Selbstbetrug! Wenn man sich durchsetzt, bleiben andere Zeitgenossen leider auf der Strecke. Auch solche, die gute Ideen haben. Vielleicht haben diese die Niederlage nicht verdient und womöglich sogar eine größere materiellsoziale Verantwortung, weil sie Kinder und anspruchsvolle Partner zu versorgen haben – und das potenzielle Mehreinkommen durch einen Projektsieg über Sie gut gebrauchen könnten! Natürlich sind die verletzt, wenn
Sie
den Zuschlag erhalten. Da muss man sich keinen Illusionen hingeben. Dafür sind
Sie
aber nicht verantwortlich, denn entscheidend ist, dass Ihr Streben nicht auf deren Verletzung abgezielt hat. Die Verletzungen der »Geschlagenen« sind nur das unschöne und ungewollte Nebenprodukt Ihres Erfolges!
2. Wunsch: »Ich will selbstsicher auftreten,
aber niemanden ängstigen!«
Business-Männer kleiden sich in Nadelstreifenanzügen, mit maßgeschneiderten Hemden und handgenähten britischen Schuhen, um mit ihrer Erscheinung Eindruck zu machen: Eine teure Ausstattung soll den beruflichen Erfolg untermauern. Das funktioniert sogar bei den kleinen, dicken Hässlichen! Sie wollen ihr Gegenüber mit Seriosität und dem Duft der Macht einschüchtern! Deswegen tragen positiv aggressive Erfolgsfrauen auch edle Kostüme, teure Hosenanzüge und Piaget-Ringe, die mal eben ein monatliches Netto-Professorengehalt kosten. Sie wollen natürlich ängstigen, und das gelingt auch: »Wenn eine Frau mit so edlem Outfit im Flieger neben mir sitzt, dann schüchtert mich das schon ein«, so ein gestandener 43-jähriger Mittelständler mit Machoallüren. Die edle Erscheinung schützt vor Distanz- und Respektlosigkeit sowie vor Kumpelhaftigkeit: Kleider machen Leute, das |84| wissen wir spätestens seit Gottfried Kellers wunderbarer Novelle.
Wenn Sie selbstsicher wirken – sei es durch Ihre Kleidung, sei es durch Ihr Auftreten –, werden Sie immer jemanden einschüchtern. Respekt geht nun einmal einher mit der Achtung anderer vor Ihnen.
3. Wunsch: »Ich will kritisch sein,
aber niemanden schlecht machen!«
Woher kommen diese Bedenken im Beruflichen, gerade von Frauen, die im Privaten durchaus zu kritischem Feedback bereit sind? Wer kritisch ist, weist auf Schwachstellen hin. Wer kritisch ist, verletzt. Nicht, dass man darauf aus ist, aber es passiert, denn kaum ein Mensch hört gern, dass er etwas hätte besser machen können. Wenn die Kritik auch noch den Kern trifft, ist es unerträglich. Ergo: Wenn Sie jemanden kritisieren, ist er in der Regel gekränkt (besonders wenn es sich um einen Mann handelt) – egal, wie rücksichtsvoll Sie formulieren, egal, wie berechtigt Ihre Zurechtweisung ist. Deswegen dürfen Sie natürlich nicht auf eine angebrachte Kritik verzichten. Sie müssen nur wissen, dass dies für Ihr Gegenüber niemals angenehm sein kann. Sollte im Eifer des Gefechts Ihre Wortwahl etwas unüberlegt ausfallen, können Sie sich am nächsten Tag ja immer noch entschuldigen.
4. Wunsch: »Ich will meine Meinung sagen und überzeugen,
aber nicht manipulieren!«
Was aber macht frau, wenn die Gegenspieler nicht zu überzeugen sind? Einfach nachgeben und sich in Stücke reißen lassen? In
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