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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Seine wallende schwarze Robe und seine gehässige Miene ließen ihn wie eine bösartige Krähe aussehen.
    »Sie stehen hinter diesem Blatt?« Verächtlich und angewidert schwenkte er eine Ausgabe.
    »Oui, M'sieur... ach, ja, Verzeihung. Isch bin eine der 'erausgeberinnen.«
    »Ich nehme an, Sie kommen aus Frankreich.«
    »La France, ja.« Du lieber Gott, wie sollte sie das bloß durchhalten? Mit ihren Schwestern zu Hause im Salon zu üben war etwas ganz anderes. Zum ersten Mal wagte sie einen Blick zu den Geschworenen hin. Zu den zwölf biederen und rechtschaffenen Männern. Nun, zumindest waren diese ganz gespannte Aufmerksamkeit.
    »Gehört es zu den Gepflogenheiten Ihres Blattes, den Ruf von Mitgliedern unserer Gesellschaft zu schädigen, Madame?«
    »Nein«, antwortete Prudence schlicht. Sie bekam Gideons kleines, beifälliges Nicken mit. Seine Maxime lautete, so kurz wie möglich. Sich nicht verbreiten, wenn es nicht nötig ist.
    »Und wie würden Sie diesen Artikel über eines der angesehensten Mitglieder unserer Aristokratie bezeichnen, Madamef«
    »Als die reine Wahrheit, M'sieur.«
    »Ich würde ihn eher einen gezielten Versuch des Rufmordes nennen«, sagte er glatt. »Aber für Bürger Ihres Landes ist Mord an Aristokraten ja nichts Ungewöhnliches.«
    Im Publikum wurde gelacht. Prudence sah Gideon an. Er blieb ausdruckslos.
    »Wir stehen zu unseren Nachforschungen, Sir«, sagte sie. »Andere 'ielten es ebenso.«
    »Andere!«, dröhnte er los. »Die Pall Mall Gazette etwa. Die Sensationsgier dieses Blattes kennt man zur Genüge. Ihre unhaltbaren Anschuldigungen, Madame, lieferten nur einem bekannten Klatschblatt Nahrung.«
    »Sie waren nicht unhaltbar«, erwiderte sie. »Wir 'atten Zeuginnen, Frauen, die auch mit der Pall Mall Gazette sprachen.«
    »Weiber! Gefallene Frauen! Straßendirnen! Ist die Gesellschaft schon so tief gesunken, dass das Wort einer Schlampe jenes eines Peers aufwiegt?« Seine Robe schwang aus, als er sich gestikulierend zu den Geschworenen umdrehte, um sich dann, die Kreisbewegung vollendend, wieder ihr zuzuwenden.
    »Oh, Sir Samuel, so nennen Sie also Frauen, die von ihren so genannten Dienstherren missbraucht werden. Gefallene Frauen, Dirnen, Prostituierte...« Sie verstummte, als sie merkte, dass der Akzent ihr entglitt, da sie sich, gegen Gideons Kardinalregel verstoßend, von ihrer Empörung hatte mitreißen lassen.
    »Und diese Frauen werden offenbar von Megären verteidigt«, sagte Sir Samuel und bestätigte ihre Befürchtungen mit einem Nicken, das den Geschworenen galt.
    Prudence, die hinter ihrem Schleier förmlich dampfte, atmete tief durch. »Das Aufdecken sozialer Missstände, M'sieur, gehört zu den Aufgaben unseres Blattes. Isch behaupte, dass wir genug Beweise für unsere Anschuldigung gegen Lord Barclay 'atten.«
    »Und die Behauptung angeblicher betrügerischer Machenschaften?« Er wechselte das Thema mit einem so aggressiven Ausholen der Hand, dass Prudence unwillkürlich zurückzuckte. »Was können Sie, Madame, was kann dieses Blatt...« Wieder schwenkte er die Zeitung. »Was können Sie von den vertraulichen Details eines Geschäftes zweier Freunde wissen... zweier seit Jahren sehr eng befreundeter Männer. Ich glaube vielmehr, Madame, dass Sie und Ihre Mitherausgeber aus nur Ihnen bekannten Gründen einen privaten Rachefeldzug gegen den Earl of Barclay führen und sich dazu die Tatsachen zurechtgebogen haben.«
    »Das stimmt nicht«, erklärte sie vehement.
    »Es stimmt also nicht, dass Sie Seiner Lordschaft Avancen machten, die zurückgewiesen wurden?« Er legte beide Hände auf das Geländer des Zeugenstandes und sah sie an, als könne er ihre blassen Gesichtszüge unter dem Schleier erkennen.
    Da lachte Prudence lauthals. Sie konnte nicht an sich halten, und noch während sie lachte, sah sie, dass der Blick ihres Vaters sie jäh erfasste und aufmerksam an ihr haften blieb. Ihr Lachen hatte sie natürlich nicht verstellen können. Das hatte sie nicht eingeübt. Und es sollte sich als Vorteil erweisen.
    »Sie finden das komisch, Madame?« Ihr Lachen hatte Sir Samuel, dessen absurde Anschuldigung nur dazu gedient hatte, sie zu verwirren, aus dem Konzept gebracht.
    »Ja, sehr«, gab sie zurück. » Ma mere.. . verzeihen Sie, meine Mutter lehrte mich, dass männliche Anmaßung... wie sagt man... amüsant... lächerlich ist.« Sie zuckte nach französischer Manier mit den Achseln und ließ wieder ein amüsiertes Lachen hören, das die Geschworenen vermutlich nicht

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