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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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erläutert hatte. Es würden ein paar Presseleute da sein, eine Hand voll Klatschjournalisten, vielleicht sogar ein paar neugierige Angehörige der Londoner Gesellschaft, aber zu viele konnten es nicht sein. Dass Thadeus auf Anweisung seines Chefs mit Hilfe des für die Einteilung der Räumlichkeiten zuständigen Gerichtsbeamten alles arrangiert hatte, konnten sie freilich nicht wissen.
    In einem kleinen Vorraum ließen die Schwestern ihre Schleier herunter. Jetzt war keine Zeit für Worte. Ein flüchtiger Händedruck, dann verließen Constance und Chastity Prudence und begaben sich auf die Galerie, auf der sich bereits die unruhig flüsternden Zuhörer drängten. In der allerletzten Reihe ließen sie sich hinter einer Säule nieder.
    Prudence wartete, dass Gideon sie holte. Jetzt war von ihrer Übelkeit nichts mehr zu spüren. Auch ihre Nervosität war verflogen. Es war, als befände sie sich in einem stillen Raum, abgeschieden vom Treiben der Welt um sie herum.
    »Bist du bereit hineinzugehen?« Gideon hatte die Tür so leise geöffnet, dass sie ihn nicht hörte. Sie drehte sich vor dem kleinen Fenster um, an dem sie gestanden und die kahle Wand gegenüber angestarrt hatte.
    »Ja. Wie ist mein Schleier?«
    »Undurchdringlich. Wie ist dein Akzent?«
    »Schwer«, sagte sie.
    Er nickte mit einem Lächeln, als er merkte, dass sie um einen scherzhaften Ton bemüht war. »Komm.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, und sie war froh über diese Berührung, über das Gefühl, Hilfe zu haben. Gideon würde sie nicht im Stich lassen. Nicht in diesem Fall.
    Sie verdrängte den insgeheim gedachten Zusatz. Er würde sie nicht im Stich lassen, und sie durfte ihn nicht im Stich lassen.
    Im Gerichtssaal herrschte Unruhe. Die Menschen auf den langen Bänken drehten sich um und sahen sie an, als sie den schmalen Gang zum Tisch des Verteidigers entlanggingen. Prudence hörte, wie sich das summende Geflüster zu einem leisen Gemurmel steigerte, doch nahm sie ohne einen Blick nach rechts oder links auf dem Stuhl Platz, den Gideon für sie bereithielt. Er setzte sich neben sie, legte seine Unterlagen auf den Tisch vor sich und lehnte sich ruhig und entspannt zurück. Man hätte meinen mögen, er säße zu Hause am Kamin, wären da nicht die Lockenperücke und die schwarze Robe gewesen.
    »Das Gericht möge sich erheben.«
    Die Anwesenden standen auf, als der Richter eintrat und seinen Platz auf dem Podium einnahm. Nun erst warf Prudence einen Seitenblick auf den gegnerischen Tisch. Lord Barclays Haltung wirkt selbstgefällig und bösartig, dachte sie voller Abscheu. Sir Samuel Richardson sah älter aus als Gideon, doch verwischte die antiquierte Kostümierung die Unterschiede, bis Sir Samuel schließlich das Wort ergriff. Dann aber war kein Zweifel mehr möglich. Sir Samuels Stimme klang brüchig und rau im Gegensatz zu Gideons leisem, angenehmem Tonfall. Das Auftreten der beiden hätte unterschiedlicher nicht sein können. Prudence war überrascht, als Gideon in seinen ersten Ausführungen nicht gleich auf Konfrontationskurs ging und sich beinahe versöhnlich gab. Er lächelte, zollte dem gegnerischen Anwalt mit einer höflichen Verbeugung und einem gemurmelten »Mein gelehrter Kollege« Respekt und ließ durchblicken, es sei nur zu verständlich, wenn Lord Barclav sich von der fraglichen Publikation verunglimpft fühlte. Dann setzte er sich.
    Sir Samuel hingegen gebärdete sich wie ein wahrer Wüterich. Seine Stimme füllte den Raum bis zum Deckengebälk, als er die Zeitung beschuldigte, mit voller Absicht darauf hingearbeitet zu haben, den Ruf eines »der angesehensten Mitglieder unserer Gesellschaft, Mylord« zu ruinieren.
    »Den Teufel«, murmelte Prudence, was ihr einen Rippenstoß ihres Begleiters eintrug. Sie hielt nun den Blick gesenkt, von Zorn erfüllt, der sie jedoch ungemein beflügelte. Sie hatte ihren Vater in der Reihe hinter Barclay und dessen Anwalt erblickt. Bei dem Gedanken, was man ihm angetan hatte, schwand ihre Angst. Plötzlich glaubte sie sich vom Geist ihrer Mutter beseelt und spürte eine Art gespannte Abwehrbereitschaft, nicht unähnlich einer Füchsin, die ihre Jungen schützt. Eine absurde Vorstellung, doch war sie gewillt, jedes Hilfsmittel für sich zu nutzen.
    Barclays Aussage bestärkte sie noch in ihrer Entschlossenheit. Er war scheinheilig, heuchlerisch und log unverschämt. Und doch spürte sie nicht die geringste Reaktion von Gideon, der in Tuchfühlung neben ihr saß. Von einer gelegentlichen

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