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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sollte, die Taschen des so genannten Freundes zu füllen. Wenn er sich darauf versteifte, zu seinem Freund zu stehen, und behauptete, dieser habe ihn nie hinters Licht geführt und er selbst habe immer in jede kleinste Einzelheit der Planung Einblick gehabt und ihm deshalb bereitwillig sein Haus verpfändet, brach ihre Verteidigungsstrategie zusammen. Behauptete der angeblich Betrogene, er wäre gar nicht hereingelegt worden, lag der Tatbestand des Betruges schlichtweg nicht vor.
    Constance und Chastity lauschten wortlos, als ihre Schwester ihnen diese Tatsache erläuterte. Gideon beschränkte sich darauf, ihnen Krabben-und Hummer-Brötchen und Chablis Premier Cru anzubieten, und ließ sich nur zu Bemerkungen herbei, wenn er darum ersucht wurde. Doch er beobachtete Prudence genau und war erleichtert, als sie von ihrem Wein kaum etwas trank.
    Und schließlich sagte er: »Prudence, ich nehme an, Sir Samuel wird als nächsten Zeugen The Mayfair Lady verhören. Er kann nicht riskieren, deinen Vater unmittelbar nach Barclays Zusammenbruch in den Zeugenstand zu rufen.«
    »Meine Aussage muss also Vater dazu bringen, die Seiten zu wechseln«, folgerte sie sachlich.
    Er nickte. Er wollte sie in die Arme nehmen und die Panik, die in ihren Augen lauerte, wegküssen. Aber dies war nicht die Zeit für eine liebevolle Geste, falls es je wieder eine geben sollte.
    »Nun gut.« Ihr Blick wanderte von Constance und Chastity zu ihm. »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich mit meinen Schwestern jetzt gern alleine reden.«
    »Natürlich.« Er stand auf und ging zur Tür, wo er zögerte. »Falls ihr etwas besprecht, das deine Aussage betrifft, muss ich es wissen. Deinem Verteidiger darfst du nicht mit Überraschungen kommen.«
    »Wir verstehen.«
    Er nickte und ging hinaus.
    Die Schwestern saßen eine Weile schweigend da, ehe Prudence sagte: »Wir alle wissen, was ich zu tun habe.«
    »Die Frage ist nur, wie du das anstellst, ohne aller Welt deine Identität zu enthüllen«, meinte Constance.
    »Ich habe da eine Idee«, verriet Chastity und beugte sich auf ihrem Stuhl vor.
    Der Gerichtssaal kam Prudence am Nachmittag heißer vor als in der Frühe. Während alle auf das Erscheinen des Richters warteten, glaubte sie in dem Stimmengesumm um sie herum eine andere, aufmerksamere Note wahrzunehmen, zudem war sie sich der ihr geltenden Blicke deutlich bewusst. Ihr Herz pochte heftig, der schützende Schleier schien ihr erstickender als je zuvor. Sie spürte, dass ihre Wangen hochrot waren und dass ihr Schweißperlen auf der Stirn standen. Gideon freilich saß locker wie immer neben ihr, und sie versuchte mittels Osmose etwas von dieser ruhigen Gelassenheit in sich aufzunehmen. Es glückte ihr nicht.
    Ein einziger Blick auf Lord Barclay hatte ihr gezeigt, dass auch er puterrot war, doch stand zu vermuten, dass dies vor allem einem vorwiegend flüssigen Lunch zuzuschreiben war. Keuchend und schnaufend führte er wiederholt im Flüsterton heftige Wortwechsel mit seinem Anwalt. Ihr Vater, bleicher als sonst, saß kerzengerade auf der Bank hinter Barclay und starrte geradeaus zum erhöhten Richtertisch.
    »Bitte, sich zu erheben.«
    Das Gericht erhob sich, der Richter nahm seinen Platz ein, rückte die Perücke zurecht und warf erwartungsvoll einen Blick auf die Anwälte. »Sir Samuel?«
    Der Verteidiger stand auf und sagte mit besonderem Nachdruck: »Wir rufen The Mayfair Lady in den Zeugenstand, M'lord.«
    »Die Zeitung selbst?« Der Richter sah den Verteidiger ungläubig an.
    »Einen Vertreter der Zeitung. Eine...« - ein winziges Zögern betonte die Geringschätzung - »...eine Dame, soweit uns bekannt ist, die nur als Madam Mayfair Lady aussagen möchte.«
    »Ungewöhnlich«, bemerkte der Richter. »Kann ein Presseerzeugnis unter Eid aussagen?«
    Gideon erhob sich. »Ein Vertreter des Presseerzeugnisses kann es, M'lord. Ich verweise auf Angus gegen The Northampton Herald, 1777 .«
    Der Richter nickte bedächtig. »Haben Sie Einwände gegen eine Repräsentantin der Zeitung, Sir Samuel?«
    »Nein. Ich gehe davon aus, dass die Zeugin der menschlichen Rasse angehört.« Gekicher war zu hören. Prudence starrte durch ihren Schleier unbewegt geradeaus. Bei Gideon zuckte nicht ein Muskel.
    »Sehr gut.« Der Richter nickte. »Diese Madam Mayfair Lady möge also ihre Aussage machen.«
    Prudence stand auf und ging gelassen zum Zeugenstand. Sie wurde vereidigt und setzte sich mit im Schoß gefalteten Händen.
    Sir Samuel näherte sich dem Zeugenstand.

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