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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Notiz abgesehen, beschränkte er sich aufs Zuhören.
    Bis Sir Samuel nach einer Verbeugung vor Richter und Geschworenen und mit einem Nicken, das seinem gelehrten Kollegen galt, zurücktrat.
    Gideon erhob sich lächelnd und begrüßte Barclay mit einer Verbeugung: »Guten Morgen, Mylord.«
    »Morgen.« Es war eine schroffe Erwiderung.
    »Sie stehen unter Eid, Lord Barclay«, belehrte Gideon ihn in angenehmem Ton. Und von da an legte er los. Er war der Verteidiger, wie Prudence sich ihn erwartet hatte und wie sie ihn selbst schon erlebt hatte. Gnadenlos, brutal, unerbittlich, bis er dem Zeugen die gewünschte Antwort abgerungen hatte. Es kamen Einwände von Sir Samuel, von denen der Richter einige zuließ, Gideon aber murmelte nur einen formellen Widerruf und machte weiter.
    Prudence erstarrte, als der Name ihres Vaters das erste Mal fiel. Sie sah, wie er den Kopf mit einem überraschten Ruck hob. Dann aber konnte sie ihn nicht mehr ansehen, als Gideon sämtliche betrügerischen Machenschaften Barclays enthüllte - die nicht registrierte Planungsgesellschaft, die enormen, angeblich benötigten Beträge und schließlich die Tatsache, dass das Haus am Manchester Square verpfändet werden musste.
    Erst als der Earl sich im Zeugenstand zu einer grollenden, vor sich hin brummelnden, schwitzenden Jammergestalt verwandelt hatte, nahm Gideon wieder seine verbindliche charmante Art an und sagte: »Darf ich annehmen, Lord Barclay, dass niemals die Absicht bestand, eine Eisenbahn durch die Sahara" zu bauen? Ich bitte Sie, sich zu besinnen, wie viele andere Ihrer Freunde überredet wurden, in ein Projekt zu investieren, das aus heutiger Sicht reichlich zweifelhaft erscheint. Wie viele andere Freunde mussten Ihrer nicht registrierten Gesellschaft ihr Hab und Gut verpfänden?«
    »Das ist eine falsche Anschuldigung, Sir!«, brauste der Earl mit einem Blick zum Richter auf. »Ich wende mich an Sie, Mylord.«
    »Sir Samuel?«, fragte der Richter.
    Barclays Anwalt erhob sich gewichtig. Seine raue Stimme war jetzt müde und resigniert. »Ich beantrage eine Unterbrechung, um mich mit meinem Mandanten zu beraten und die fraglichen Unterlagen genauer einzusehen, Mylord.«
    Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch. »Die Verhandlung wird bis zwei Uhr unterbrochen.«
    Prudence schaute zu Gideon auf, als dieser zu seinem Platz zurückkehrte. Sein Gesicht zeigte keine Regung, sein Blick war fast ausdruckslos. Und sie fröstelte, als ihr klar wurde, dass Barclay dieser Miene die ganze Zeit über beim Verhör ausgesetzt gewesen war. Sie war so schrecklich, dass sie auch dem beherztesten und aufrichtigsten Zeugen Angst eingeflößt hätte. Gleich darauf verflüchtigte sich der Ausdruck, er lächelte wieder und berührte leicht ihre Hand.
    »Das ist gut gelaufen, denke ich«, sagte er. »Leider können wir jetzt nirgends gemütlich zu Mittag essen, da du den Schleier in der Öffentlichkeit nicht abnehmen darfst. Ich habe mir daher erlaubt, ein nettes Picknick in meiner Kanzlei zu arrangieren.«
    »Und meine Schwestern?«
    »Für sie natürlich auch. Thadeus bringt sie mit, sobald das Gericht sich zurückgezogen hat und keine neugierigen Augen mehr auf der Lauer liegen.«
    Wieder blickte Prudence nicht nach links und rechts, als sie aus dem Gerichtssaal ging. Ein paar Fragen wurden in ihre Richtung gerufen. Gideon ignorierte sie und hielt sie am Ellbogen fest, bis sie auf der Straße waren, wo bereits eine Droschke wartete. Nicht zufällig, das war klar. Gideon gab dem Kutscher keine Anweisung, und sobald sie eingestiegen waren, ließ der Mann seine Peitsche knallen, und das Pferd trabte los.
    Prudence atmete tief durch und schlug den Schleier zurück. »Man erstickt fast hinter diesem Ding«, gestand sie. »Jetzt kann ich mich doch sicher fühlen?«
    »Sicher genug.« Er drehte sich seitlich auf der Bank um und betrachtete sie im trüben Licht des Wageninneren. »Na, wie hältst du dich?«
    »Besser als Barclay«, antwortete sie mit einem etwas zittrigen Lachen. »Du hast ihn vernichtet.«
    »Nur fast«, sagte er ernst.
    »Du kannst ihn doch hoffentlich total erledigen?«, fragte sie unter angstvollem Herzklopfen.
    »Dazu brauche ich jetzt deinen Vater, damit er es für mich tut und die Sache zu Ende bringt.«
    »Ach so.« Jetzt verstand Prudence. Ihr Vater sollte bestätigen, dass er von einem Mann, den er für seinen Freund gehalten hatte, überredet worden war, in ein Hirngespinst von einem Projekt zu investieren, das nur dazu dienen

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