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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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für sie einnehmen würde. Ihr Vater aber, der noch blasser geworden war, konnte den Blick nicht von ihr losreißen.
    Hatte er begriffen?
    Sir Samuel hatte natürlich nichts begriffen und strahlte in der Gewissheit, die Geschworenen jetzt für sich gewonnen zu haben. »Männliche Anmaßung«, sagte er, mit der Zeitung auf das Geländer klopfend. »Ganz recht, Madame. Gut formuliert. Sie behaupten also, dass Sie Seine Lordschaft nicht persönlich kennen. Deshalb frage ich wieder: Was können Sie von den geschäftlichen Vereinbarungen zweier alter Freunde wissen? Zweier Männer, mit denen Sie nie zu tun hatten und von deren Charakter Sie daher keine Ahnung haben können.«
    Er drehte sich wieder zum Gerichtssaal um. »Hier sitzt Lord Duncan, meine Herren Geschworenen, der nun als Leumundszeuge für seinen Freund aussagen wird. Würde er sich dafür hergeben, wenn jener so genannte Freund hinter seinem Rücken mit falschen Karten gespielt hätte? Würde er einem Mann, dem er misstraut, sein Haus verpfänden? Ich frage Sie, meine sehr verehrten Geschworenen, meine Damen und Herren, ist das nicht zu weit hergeholt?« Er drehte sich wieder zum Zeugenstand um und vollführte mit spöttischem Schwung eine Verbeugung vor der Zeugin, ehe er Gideon zunickte und zu seinem Tisch ging.
    Gideon stand auf. »Keine Fragen an die Zeugin, M'lord.«
    Das Publikum schnappte hörbar nach Luft. Die einzige Zeugin der Verteidigung hatte eben einen vernichtenden Schlag hinnehmen müssen, und ihr Anwalt tat nichts dagegen.
    Prudence erhob sich und ging zu ihrem Platz zurück. Gideon berührte flüchtig ihr Knie, eine Geste, die ihr alles sagte. Während Sir Samuels Plädoyer hatte sie nicht gewagt, ihren Vater anzusehen, Gideon aber hatte ihn aufmerksam beobachtet.
    »Ich rufe Lord Arthur Duncan als Zeugen auf«, ließ Sir Samuel sich vernehmen.
    Lord Duncan begab sich in den Zeugenstand.

19
    Prudence konnte es kaum mit ansehen, als ihr Vater vereidigt wurde. Seine Ton war gefasst und höflich, und als er sich setzte, ruhten seine Hände reglos auf dem Geländer des Zeugenstandes.
    Sir Samuel näherte sich dem Zeugenstand. »Guten Tag, Lord Duncan.« Er lächelte.
    »Guten Tag.«
    »Sie sind gekommen, um für Ihren Freund Lord Barclay auszusagen.«
    »Sir, ich bin hier, um in einem Verleumdungsprozess gegen ein Presseerzeugnis mit Namen The Mayfair Lady auszusagen«, erwiderte Lord Duncan ruhig.
    Sir Samuel schien verblüfft. Dann fasste er sich und sagte: »Richtig, Mylord. Das ist die Angelegenheit, die uns alle hierher geführt hat. Würden Sie den Herren der Jury sagen, wie lange Sie und Lord Barclay befreundet sind.«
    »Ich kenne den Earl of Barclay seit fast einem Jahrzehnt.«
    »Und er ist einer ihrer engsten Freunde.« Sir Samuel beobachtete seinen Zeugen nun wie ein Frettchen einen Kaninchenbau, aus dem anstatt des Kaninchens ein Fuchs aufzutauchen droht.
    »Ich hätte ihn als solchen bezeichnet, ja.«
    Sir Samuel schloss kurz die Augen und versuchte es anders. »Sie und Seine Lordschaft sollen an einigen geschäftlichen Projekten gemeinsam beteiligt gewesen sein.«
    »Nur eines war von nennenswerter Bedeutung.«
    »Die Transsahara-Bahn?«
    »Ja. Ein Projekt, das angeblich ein Vielfaches der Investition einbringen sollte.«
    »Leider entpuppen sich solche Unternehmungen oft als Fehlschläge.« Sir Samuel schüttelte bedauernd den Kopf. » Alle Investoren mussten in diesem Fall Verluste hinnehmen, nehme ich an.«
    »Meines Wissens war ich der einzige Investor. Ja, ich musste beträchtliche Verluste hinnehmen.«
    Wieder schüttelte der Verteidiger den Kopf. »Wie auch Lord Barclay.«
    »Das bezweifle ich, Sir, da er zum Zeitpunkt des Scheiterns des besagten Projektes das Pfandrecht auf mein Haus besaß. Das kann man dann schwerlich als Verlust bezeichnen.«
    Sir Samuel blickte zum Richtertisch empor. »M'lord«, setzte er an, wurde jedoch unterbrochen.
    »Diese Aussage entspricht wohl nicht ganz der Erwartung, Sir Samuel?«
    »Nein, M'lord. Ich beantrage eine Unterbrechung bis morgen.«
    Der Richter schüttelte den Kopf. »Dafür ist keine Zeit. Entlassen Sie den Zeugen, wenn Sie wollen, und verhören Sie den nächsten.«
    »Ich kann den Zeugen nicht entlassen, ohne ihn meinem gelehrten Freund, Sir Gideon, zu überlassen«, wandte der Verteidiger gequält ein.
    »Das stimmt«, sagte der Richter. Es klang, als amüsiere er sich, und Prudence fand, dass sie ihn noch weniger mochte als Sir Samuel, wenngleich es aussah, als würde er zu

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