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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Ihnen, Gefährtin aus Broome. Wie kommen Sie in der Betonwüste zurecht?« Er wies auf die Skyline.
    Lily passte sich seinem Schritt an. »Nicht so gut, bis ich hierher kam und ein paar Mal tief durchgeatmet habe.«
    »Schon unterschrieben?«
    »Kurz davor. Ich kann es nicht fassen, dass ich das wirklich mache. Dass ich nicht das Flugzeug zurück nach Sydney nehme. In mein altes Leben. Das ist vorbei.«
    »Nun ja, Sie kommen auf jeden Fall voran. Braves Mädchen.«
    »Warum sind Sie in Perth?«
    »Ich halte Gastvorträge an der Curtin-Universität. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich in diesem Teil des Landes zu verbringen. Und allmählich baue ich mir hier eine ziemlich gute Forschungsbasis auf. Man muss ja immerzu publizieren, wissen Sie. Und Eugene war – dank Sami – sehr hilfreich.«
    »Ach so, die Dinosaurierfossilien. Werden die Sie ein Weilchen beschäftigen?«
    »Ja. Ich arrangiere gerade, dass ein paar Fachleute nach Broome kommen und Voruntersuchungen anstellen. Ich möchte auch, dass sie einige der Felsbilderschauplätze datieren. Das ist nämlich immer umstritten. Und ich habe ein Teil eines Puzzles, von dem ich Ihnen erzählen möchte. Aber zuerst, denke ich, sollten wir Ihren neuen Status feiern. Sie sehen viel zu ernst drein, sogar ein bisschen besorgt! Kommen Sie, entspannen Sie sich, das ist ein großer Augenblick für sie.«
    »Ja, ich muss ein bisschen Stress abbauen. Ich fange immer an zu hyperventilieren, wenn ich weiß, der Anwalt sagt gleich zu mir: ›Unterschreiben Sie hier.‹«
    »Es gibt ein paar wunderbare Cafés und Restaurants am Hafen in Fremantle. Zum Beispiel das Little Creatures. Mittagessen, ein Gang durch das Schifffahrtsmuseum, was immer Sie wollen!«
    »Klingt, als wär’s genau das, was ich brauche«, sagte Lily dankbar. »Ich war seit Jahren nicht mehr in Fremantle.«
     
    Die Sonne ging gerade erst auf. Jetzt, vor der gleißenden Helligkeit und Hitze des Tages, besaß die Luft noch eine Klarheit, die Sami den Atem raubte. Sie ging nochmals um ihr Fahrzeug herum. Farouz warf ihr aus dem Autofenster einen Blick zu, der besagte: »Nun mach schon!« Rosie und Harlan hielten sich an den Händen und beobachteten sie. »Los, gib Gummi. Du kannst es doch kaum erwarten, oder?«, drängte sie Rosie.
    Sami lachte und streckte Rosie ihre Gummisohle entgegen. »Ich zögere es nur hinaus, was? Schon gut. Danke, dass ihr aufgestanden seid, um uns zu verabschieden.«
    »Hab ich deiner Mutter versprochen – nicht, dass wir irgendetwas getan hätten. Ihr habt ja alles unter Kontrolle.« Harlan zupfte an dem Seil, mit dem ein Teil von Farouz’ Ausrüstung auf dem Dach festgezurrt war. »Gute Reise und erfolgreiche Jagd, oder was immer ihr vorhabt.«
    »Der Jäger ist Farouz. Ich komme mir vor wie eine von diesen unerschrockenen Forschungsreisenden damals, Daisy Bates oder Miss Pink.« Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch es war beunruhigend, wieder hinaus in die ungeheure Weite der Wüste zu fahren. Sie verspürte ein abenteuerlustiges Prickeln, zugleich zog sich ihr der Magen zusammen. Irgendwie hatte Sami das Gefühl, diese Reise in die Kimberleys würde sie mit dem Schreckgespenst ihrer eigenen Identität konfrontieren. In den letzten Jahren hatte sie versucht, mit dem, was sie war, ins Reine zu kommen. Ihre Mutter hatte die Grundfesten ihres gemeinsamen sicheren Lebens erschüttert, als sie verkündete, sie habe »noch eine Familie«. Und genau das warf sie ihrer Mutter vor: sie hatte ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken gebracht. Jedes Mal, wenn Sami in den Spiegel sah, lauerte da eine Frage. Seither überlegte sie auch, was in der Vergangenheit ihres Vaters lauern mochte. Sie hatte mit ihm nie über Lilys Familie gesprochen. Familienthemen rührten sie bei ihren gelegentlichen Telefonaten oder E-Mail-Wechseln nicht an, sondern hielten sich an sichere Themen wie den Beruf oder die akademische Welt.
    Sami schob diese Gedanken beiseite, wie sie es immer tat. Ihr Leben gab ihr im Augenblick genug auf, was sie bewältigen musste. Und die bevorstehende Reise war für eine Großstadtpflanze wie sie eine große Unternehmung. Zwar verließ sie sich auf Farouz’ Fähigkeiten im Outback, doch die Anführerin war sie. Rosie schien zu spüren, dass ihr Entschluss ins Wanken geriet. »Ich bin so gespannt darauf, was du findest. Bring mit, was du kannst. Und ruf an!«
    »Mache ich.« Sie umarmte die beiden rasch und stieg ein. Mit einem letzten Winken entfernte sie sich vom

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