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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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alten Haus. Sie warf ihrem Begleiter einen kurzen Blick zu. »Die Reise hat begonnen, was, Farouz?«
    Der alte Kamelführer saß sehr aufrecht. Nun wandte er sich Sami zu. »Ah, die Reise hat vor langer Zeit begonnen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie die Fäden, die zu einem Teppich verknüpft werden, schaffen wir in unserem Leben ein Muster. Eins baut auf dem anderen auf. Und schließlich halten wir inne und besehen uns das wunderschöne Bild, das wir gemacht haben.«
    »Hm, das ist eine schöne Metapher für das Leben, Farouz. Wie wir die Farben mischen und die Fäden miteinander verknüpfen, entscheidet darüber, was wir aus unserem Leben machen. Ich mag das«, sagte Sami nachdenklich. »Vielleicht ist es der Schlüssel dazu, wie ich an meine Dissertation herangehen sollte. Im Augenblick habe ich das Gefühl, ich habe die Wollknäuel in der Hand, weiß aber nicht, wie ich sie alle zusammenstricken soll. Vielleicht lerne ich ja noch mehr über den Gedanken des Verknüpfens, wenn wir zum Dari-Außenposten kommen.«
    »Daran glaube ich fest«, sagte Farouz zuversichtlich.
    Langsam fuhr Sami aus dem schlafenden Wohnbezirk hinaus. Dann bog sie rechts ab auf die Wüstenstraße. Vor ihnen erstreckte sich eine große Leere. Sami war wegen dieser Expedition nervös gewesen, doch je höher die Sonne am Himmel stieg, desto mehr entspannte sie sich.

[home]
Kapitel dreizehn
    Als Tim auf der Farm ankam, sah sie anders aus – er sah sie jetzt mit den Augen eines Menschen, der sich an diesen Ort gebunden hatte. Alles war ruhig, die Farm wirkte beinahe verlassen. Im Speiseraum sagte Serena ihm, sie glaube, Dave sei mit Don unten am Ponton. Die Taucher waren mit den Booten draußen, sahen nach den Austern und reinigten sie. Die übrigen Mitarbeiter arbeiteten in den Schuppen. Nach einer Tasse Tee beschloss Tim, Dave zu suchen und mit ihm über die gute Neuigkeit zu sprechen.
    Er nahm den ehemaligen Armeejeep, der auf dem Farmgelände benutzt wurde, und hielt auf den Grenzzaun zu. Durch das so genannte Hintertor wollte er hinunter zum Creek fahren. Dann kam er auf die Idee, einmal die gesamte Farm zu umrunden und sich langsam kreisförmig nach innen vorzuarbeiten. So könnte er die Star Two gewissermaßen Zentimeter für Zentimeter erkunden und sich einen genaueren Überblick darüber verschaffen, wie man sie aufwerten könnte.
    Das Hintertor stand offen. Offenbar war die Drahtschlinge, die das Tor verschließen sollte, durchgerostet. Der Pfad auf der anderen Seite führte zu struppigen Kajeputbäumen, wurde jedoch selten benutzt. Die meisten Besucher benutzten die längere, aber besser instand gehaltene Hauptstraße. Er hielt an und kramte im Werkzeugkoffer nach einer Zange, um die Drahtschlaufe zu reparieren. Es war mitten am Vormittag, unangenehm heiß und sehr still.
    Hinter sich vernahm er ein leises Knirschen und sah über die Schulter. Überrascht richtete er sich auf. Zuerst dachte er, am Zaun stünde ein Junge, doch dann wurde ihm klar, dass der Besucher ein erwachsener Aborigine war. Er war sehr klein, ging Tim gerade bis über die Taille, und war mittleren Alters. Bei seiner dunklen Haut fiel der Schopf krauser gelber Haare umso mehr auf. Er trug zerlumpte Shorts und ein Jeanshemd, dessen Ärmel an der Schulter herausgerissen worden waren. Tim fielen seine seltsamen hellgrünen Augen auf.
    »Tag, Kumpel, suchen Sie jemanden?«, fragte Tim freundlich, als der Mann auf ihn zuschlenderte.
    »Eigentlich nicht. Aber ich bin auf der Suche nach einer Mahlzeit und einem Schlafplatz.« Das war eine Feststellung, kein Betteln um ein Almosen. Er sah Tim mit einem durchdringenden Blick an.
    Tim seinerseits musterte den Mann neugierig. Er trug nur eine kleine Stofftasche bei sich, die mit einer Schnur um die Taille befestigt war. Wäre er nicht so klein gewesen, hätte er durchaus bedrohlich ausgesehen. Tim hielt ihn jedoch für harmlos; irgendein Typ auf Walkabout. Und eine innere Stimme riet ihm, großzügig zu sein. »Schätze, das kriegen wir hin. Ich bringe nur das Tor hier in Ordnung, und dann fahre ich Sie zum Speiseraum.«
    Der sonderbare kleine Mann setzte sich auf die Motorhaube und beobachtete ihn schweigend bei der Arbeit. Als Tim das Werkzeug einpackte, schwang er sich auf den Beifahrersitz, und sie fuhren zurück zum Hauptgelände. »Kommen Sie von weit her?«, fragte Tim im Plauderton.
    Die Antwort ließ auf sich warten. »Ich komme rum.« Er hielt inne. »Ich bin hier schon gewesen.« Er sah Tim an. »Dave ist doch

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