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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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genug, um die Feinheiten zu verstehen. Lily war froh, dass Dwight Robertson einen so guten Ruf hatte. Sie fühlte sich nämlich, als würde sie mit ihrer Unterschrift ihr gesamtes Leben abtreten.
     
    Palmer hängte seinen Lederhut auf eine Büste von Alexander dem Großen. Der Mann hinter dem Schreibtisch erhob sich mit einem erfreuten Lächeln. »Palmer, warum hast du mir nicht gesagt, dass du kommst? Ich hätte irgendwo auf der Welt bei einer Ausgrabung sein können.« Sie schüttelten einander herzlich die Hand.
    »Ich hab’s darauf ankommen lassen, dass du dich hier bei deinen Büchern vergraben hast. Es ist nicht die richtige Zeit, um im Ausland zu sein. Hier ist es sicherer als an den Krisenherden des Mittleren Ostens, oder?«
    »Tja, ist nicht lustig, wenn man Landminen ausgräbt statt Tonscherben. Was führt dich nach Perth? Haben sie dich zurück in die Lehre gelockt?«
    »Ich dränge mich den leicht zu beeindruckenden Scharen erst in ein paar Semestern wieder auf. Es gibt noch eine Menge Feldforschung, die mich auf Trab hält.« Palmer sank in einen Ledersessel gegenüber vom Schreibtisch seines Freundes an der Curtin-Universität.
    »Wie schade. Du beflügelst sie wie niemand sonst.« Professor Lachlan Stevens rückte seine Brille zurecht. Palmer galt als fantastischer Dozent. Seine Seminare waren stets überfüllt, denn unter den Studenten sprachen sich seine lebhafte, faszinierende Art, seine Kenntnisse und die Herausforderungen, die er ihnen stellte, rasch herum. »Also, warum bist du hier?«
    »Ich hatte dir doch ein paar Zeilen auf einem alten Papierfetzen geschickt, einen alten Text, dachte ich. Irgendwas herausgefunden?«
    Professor Stevens schlug sich an die Stirn. »O Gott, natürlich. Ich habe ihn einem meiner Doktoranden gegeben. Nick hat ihn mir zurückgegeben, aber was, zum Teufel, habe ich dann damit gemacht? Ich gehe unter in Arbeit. Weißt du noch, wie das ist, wenn alle Noten gleichzeitig fällig sind?« Er begann, die Papiere in verschiedenen Mappen auf seinem Schreibtisch zu durchsuchen. »Wo geht’s als Nächstes hin? Ins Ausland?«
    »Falsch geraten. Ich bleibe in den Kimberleys. Wenn du einen Paläontologen empfehlen solltest, der da hochkommt und an einem Fundort hilft, wer wäre das?«
    »Paul Fordeham. Guter Mann. Auf dem neuesten Stand mit all dem Hightechkram, Datierung und so. Genau, du hast von Fossilien gesprochen, bei Broome, richtig? Ah. Hier ist es. Ich habe es mir nicht genau angesehen. Nick hat etwas dazu notiert.« Er las von dem Blatt ab, das an der Fotokopie befestigt war.
    »Die Schrift sieht aus wie Kharoshti, aber ich mag mich da nicht genau festlegen. Wir brauchen einen Linguisten oder einen Epigraphiker, der uns das übersetzt. Infrage kommen verschiedene mittelindoarische Sprachen, aber vielleicht auch Awestisch, Tocharisch oder eventuell sogar ein alter Code oder modernes Urdu. Es stammt offensichtlich nicht aus einem alten Text, es hat eher die Form eines Codes … faszinierend. Ich gebe es einem befreundeten Linguisten. Gruß, Nick.«
    Stevens sah Palmer an. »Was hat es damit auf sich?«
    »Weiß der Teufel. Na ja, es ist eben ein Rätsel, hm? Sag Nick trotzdem danke für seine Mühe.«
    »Sehr ausführlicher Kommunikationsstil«, bemerkte Stevens und sah Palmer erwartungsvoll an.
    Palmer stand auf. »Ich kann dir nicht mehr sagen, Mann. Wenn sich irgendwas ergibt, lasse ich’s dich wissen.«
    »Hast du Zeit für ein Glas Rotwein, während du in der Stadt bist?«
    »Aber sicher. Ich rufe dich an.«
     
    Lily schwirrte der Kopf, als sie auf die St. Georges Terrace trat. Nachdem sie mehrere Stunden mit dem Anwalt über die Firmenstruktur gesprochen hatte, brauchte sie frische Luft. Dwight Robertson war charmant, hilfreich und gründlich gewesen. Er hatte ihr die Arbeitsweise des neuen Unternehmens, der Star Two Holdings, erklärt: Das Unternehmen sollte gegründet werden, und jeder würde Anteile daran erwerben. Bei der Übertragung des Betriebs würden Stempelgebühren fällig, die von seinem Wert abhingen. Er würde einen Vertrag zwischen den Anteilseignern aufsetzen, in dem die Vereinbarungen zwischen Lily, Tim, Dave und den beiden Investoren festgeschrieben würden. Darin stünde detailliert, welche Entscheidungen die einstimmige Zustimmung des Vorstands erforderten, wie die Direktoren zu ernennen wären, wie man bei Dividenden verfahren würde und was geschah, wenn jemand seine Anteile verkaufen wollte. Es war eine Erleichterung für Lily, dass diese

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