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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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noch da, oder?« Das war keine Frage.
    Tim nickte und fragte sich, was diesen Mann so sonderbar machte. Seine distanzierte Art, seine knappe Ausdrucksweise? Wollte er seine geringe Körpergröße durch eine übertriebene Pose kompensieren? Er sprach mit einem leichten Akzent, beinahe in einem Singsang. »Ja, Dave betreibt die Farm noch. Haben Sie hier gearbeitet, oder sind Sie einfach nur schon einmal vorbeigekommen?«
    »Ich bin ein Reisender«, erwiderte er.
    Tim gab den Versuch, Konversation zu machen, auf. Der Bursche war unergründlich. Was soll’s, dachte er, gib ihm was zu essen und dann schick ihn mit einem Sack Proviant weiter. Er fuhr an der Muschelhalde vorbei, dann an den Unterkünften und hielt schließlich vor dem Speiseraum. »Da drin, Kumpel. Fragen Sie nach Serena, sagen Sie ihr, sie hätten gerne was zu beißen.«
    »Und wie heißen Sie?«
    »Tim. Sagen Sie, das geht in Ordnung.« Er beobachtete, wie der Bursche ohne einen Blick zurück oder ein Wort des Dankes aus dem Jeep sprang. Leicht amüsiert fuhr Tim davon.
    Er fand Dave unten an der Aufschleppe, über die man den alten Logger auf den hölzernen Stapel gezogen hatte. Dort strichen er und Don den Rumpf mit Antifouling an. Dave begrüßte ihn mit Handschlag. »Schön, Sie zu sehen. Wir sind also im Geschäft?«
    »Ich denke, wir können uns gratulieren. Lily hat die juristischen Vereinbarungen beinahe fertig. Sie wird in ein, zwei Tagen mit allem herkommen. Dann müssen Sie alles prüfen und unterzeichnen.«
    Dave wedelte mit der Hand, als wollte er eine Mücke verscheuchen. »Ach, Papierkram ist nicht meine starke Seite. Ich habe genug mit Rechtsverdrehern zu tun gehabt. Mir ist ein Geschäft per Handschlag allemal lieber.« Er drückte Tim nochmals die Hand. »Heute Nacht ist Neumond. Ein neues Blatt, ein neuer Anfang und so weiter. Nachher genehmigen wir uns einen.«
    »Trotzdem findet Lily, Sie sollten Ihren eigenen Rechtsanwalt haben, der sich die Verträge ansieht und sicherstellt, dass Sie nicht zu kurz kommen, Dave.«
    »Nee. Damit will ich nichts zu tun haben. Wissen Sie was? Ich bin schon mal nach allen Regeln der Kunst übers Ohr gehauen worden, dabei hatte ich die teuersten Talare Londons angeheuert. Jetzt richte ich mich so gut es geht nach der Devise ›Leben und leben lassen‹. Also, was halten Sie von ihr?« Er deutete auf die
Georgiana.
    »Sie macht gute Fortschritte.« Tim ging in die Hocke und besah sich eine frische Reparatur am Rumpf unterhalb der Wasserlinie. »Verdammt gute Arbeit. Waren Sie das, Don?«
    Don richtete sich auf, rieb sich den Rücken und legte seinen Pinsel auf die Dose mit dem roten Anstrich. »Ja. Ich war einmal bei einem Schiffszimmermann in der Lehre. Ich habe in meinem Leben schon ein, zwei Schiffe wieder hinbekommen.«
    »Na, das ist gut zu wissen. Das Schiff wird ein echter Pluspunkt, in vielerlei Hinsicht, denke ich.«
    »Wir wollten sie eigentlich fix und fertig haben, bevor Lily kommt. Weil wir gemerkt haben, dass die alte Dame ihr was bedeutet. Ist nach ihrer Mutter benannt und so«, sagte Dave.
    »So was wird heute nicht mehr gebaut«, versicherte Don.
    »Machen Sie denn auch die laufenden Reparaturen an den anderen Schiffen?«
    »Wenn ich nicht gerade tauche und irgendwas anfällt«, erwiderte er. »Ab und an könnte ich einen Gehilfen gebrauchen.«
    »Könnten wir uns nicht ein paar junge Burschen besorgen und sie ein bisschen anlernen?«, schlug Tim vor.
    »Die Jungs da im Dorf. Da hast du doch Familie. Glaubst du, die hätten Lust? Bei Schwester Angelica sind ihre Aussichten nicht besonders«, bemerkte Dave.
    »Ich rede mit den Ältesten. So will’s der Brauch«, sagte Don.
    Dave nahm kein Blatt vor den Mund. »Manche von den Jungs geraten in Streitereien, wenn sie nach Broome fahren. Ein paar haben Arbeit auf einer Baustelle bekommen, aber ein paar weiße Jungs haben ihnen Schwierigkeiten gemacht. Da haben sie aufgegeben, sind zurückgekommen und jetzt gammeln sie nur rum. Wenn Sie und Lily da was auf die Beine stellen, könnte es funktionieren. Aber sie müssten ein bisschen mehr tun, als sich nur um die Schiffe kümmern.«
    »Serena würde auch ein Auge auf sie haben«, sagte Don.
    »Okay, wir setzen es auf die Tagesordnung für unsere erste Vorstandssitzung, wenn Lily zurück ist.«
    Dave blickte erschrocken. »Heiliger Strohsack, bloß keine Sitzungen!«
    »Ganz informell, das verspreche ich Ihnen«, lachte Tim. »Gibt es irgendetwas Dringendes, das wir wissen sollten?«
    »Hier gibt

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