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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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es immer irgendein verfluchtes Drama. Maschinen, die überall um einen her den Geist aufgeben. Aber auch da habe ich ein paar Burschen, die gut reparieren können. Vielleicht sollten wir ein Ausbildungsprogramm auf die Beine stellen.«
    »Das Problem ist, dass wir dafür richtige Ausbilder brauchen. Aber ich werde darüber nachdenken«, meinte Tim. »Übrigens habe ich da auf dem Weg hierher einen komischen kleinen Kauz aufgelesen. Er tauchte einfach am hinteren Tor auf und wollte eine Mahlzeit. Er sah sonderbar aus, sehr klein, gelbliches Haar, ganz merkwürdige hellgrüne Augen. Gesprächig war er nicht gerade. Hat gesagt, er sei auf Reisen, hatte aber nicht viel dabei.«
    »O Himmel, sagen Sie nicht, der ist wieder da.« Verdrossen schlug Dave sich an die Stirn.
    »Wie meinen Sie das?« Tim war beunruhigt. »Hab ich was falsch gemacht? Ich habe ihn zum Speiseraum gebracht, damit er was zu essen bekommt.«
    »O Gott. Jetzt werden wir den nie wieder los. Er ist eines Tages hier aufgetaucht, und dann hing er hier rum wie schlechte Luft. Der ist die Pest, wenn Sie mich fragen.«
    »Na, kommen Sie, Dave, seien Sie nicht so streng, bloß weil er ein bisschen komisch aussieht.« Tim warf Don einen Blick zu. Der widmete sich auffällig intensiv dem Anstrich.
    »Ich glaube, mit dem kleinen Scheißer kriegen wir Ärger. Sobald der mir unter die Finger kommt, setze ich ihn raus.«
    »Ach, so schlimm wird er schon nicht sein. Was steht denn sonst noch an?«, fragte Tim.
    Dave kratzte sich am Kopf und sah aus, als wäre ihm etwas unangenehm. »Wir könnten da ein Problem bekommen. Aber ich will noch mehr darüber erfahren. Ich will nicht die Pferde scheu machen, oder Lily beunruhigen, wissen Sie.«
    »Hören Sie, Dave. Wir sitzen jetzt alle in einem Boot. Wenn es also ein Problem gibt, müssen wir alle davon wissen. Glauben Sie nicht, Sie müssten Lily schlechte Neuigkeiten ersparen, nur weil sie eine Frau ist. Okay?«
    »Verstanden, Tim. Ende.« Er deutete einen militärischen Gruß an, und sein sonst unhörbarer britischer Akzent kam plötzlich leise durch. »Später, alter Junge, später.«
    Tim war leicht beunruhigt, nickte jedoch und stieg wieder in den Jeep. Er nahm sich vor, Dave irgendwann bei einem Drink noch weiter über seine Vergangenheit auszufragen. Der alte Knabe war sehr zurückhaltend, was seine Familiengeschichte betraf. Tim hatte das seiner englischen Reserviertheit zugeschrieben, aber als Geschäftspartner sollten sie einander auch persönlichere Dinge erzählen. Nicht, dass Tim Leichen im Keller gehabt hätte. Er stammte aus einer durchschnittlichen Familie: nüchterne Eltern und eine nette Schwester, die in Perth lebten. Er war der Außenseiter gewesen, indem er zum Arbeiten erst nach Indonesien und nun in den Nordwesten gegangen war.
     
    Das Abendessen lag schon lange zurück, und Tim entspannte sich noch mit einem Bier neben dem glimmenden Feuer im großen Grill. Don und Serena waren nach Hause gegangen, und die meisten Arbeiter lagen im Bett, weil sie früh aufstehen mussten. »Dieser kleine Kerl ist verschwunden. Er muss was gegessen haben und dann abgehauen sein. Was ist denn nun mit ihm?«
    Dave machte sich an seiner Pfeife zu schaffen. Die umständliche Art des Anzündens amüsierte Tim. Dave hätte in einem Ledersessel in einem Londoner Club sitzen sollen, nicht an einem offenen Feuer, in Shorts, T-Shirt und Turnschuhen ohne Schnürsenkel. Endlich legte er sein Feuerzeug hin und starrte auf die Pfeife. »Don meint, der Bursche bringt Unglück, der gehört nirgendwohin. Er nennt sich einen Reisenden. Taucht einfach überall und nirgendwo auf.«
    »So eine Art Landstreicher.«
    »Das auch wieder nicht. Er besitzt nichts und bietet auch nie an, für sein Essen zu arbeiten. Mir läuft es kalt den Rücken runter, wenn ich den Paria sehe. Letztes Mal sind wir aneinander geraten, und ich habe ihn weggeschickt. Tja, das war keine gute Zeit. Aus heiterem Himmel kam ein Sturm auf …« Dave zog an seiner Pfeife.
    »Haben Sie ihn deshalb Paria genannt?«
    »Schätze schon. Natürlich hatte er mit dem Sturm nichts zu tun. Aber manche Leute bringen einfach Ärger.«
    Tim zögerte kurz, dann sagte er: »Wo wir gerade von unglücklichen Dingen sprechen, Sie haben da eine gerichtliche Auseinandersetzung oder so was erwähnt … Worum ging es da? Wenn die Frage nicht zu aufdringlich ist!«
    »Ach, das war noch in England. Da ging es um eine Familiensache. Ich habe damals meinen Bruder und meinen Herrn Papa

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