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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Sie jetzt hier?«
    »Ähm, ja. Mit Dave und Lily Barton. Also, Munda, wollen Sie länger bleiben?«
    »Bin ich hier nicht willkommen?«
    »Natürlich sind Sie das. Ich habe mich bloß gefragt, ob Sie vielleicht einen Job suchen? Bleiben Sie, so lange Sie wollen. Haben Don oder Serena ein Bett für Sie gefunden?«
    »Ich habe alles, danke.«
    »Fein. Das Frühstück ist früh, aber spazieren Sie einfach in den Speiseraum, wann es Ihnen passt. Ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett. Wie gesagt, der Tag beginnt früh.« Der kleine Mann bereitete ihm Unbehagen. Seine Augen schienen aus eigener Kraft zu strahlen, und das Gespräch mit ihm war so verflucht zäh, obwohl er gut Englisch sprach.
    »Tim? Noch eins.«
    »Ja?«
    »Waren Sie schon einmal oben in der Nähe von Sunday Island? Oder bei den Lacepedes? Gute Gewässer, gute Plätze.«
    »Tatsächlich? Dann muss ich da mal hinfahren.«
    Der Mann stand auf. »Warten Sie nicht zu lange.«
    »In Ordnung.« Wovon zum Teufel spricht der?, fragte sich Tim, stand auf und sammelte Teller, Becher und die leere Bierflasche ein, um sie ins Haus zu tragen. Als er sich umdrehte, war Munda verschwunden.
     
    Zwei Tage später ging Ross in den Supermarkt, um Lebensmittel und den
Broome Advertiser
zu kaufen. Als er an der Kasse die Zeitung durchblätterte, stieß er auf eine Doppelseite mit der Schlagzeile: »Perlenstar aus Broome.«
    Sie gehörte zu einem langen Artikel mit Fotos von Pauline Despar und ihrer neuen Schmuckkollektion. Pauline hatte international Aufsehen erregt. Die Himmelskollektion, wie Pauline sie getauft hatte, war von einem Sonnenornament inspiriert worden, das ihr ganz zufällig in die Hände gefallen war. In einem weiteren Artikel in der Zeitung wurde zudem verkündet, dass Lily Barton sich in die Star-Two-Perlenfarm an der Red Rock Bay eingekauft hatte und so in die Fußstapfen ihres Urgroßvaters trat.
    Lächelnd faltete Ross die Zeitung zusammen. Zu Hause würde er sie genauer lesen. Er musste Lily anrufen. Das Schicksal hatte nun auch sie nach Hause, nach Broome, geführt.
    Dale holte Lily vom Flughafen ab und hörte geduldig zu, während sie die Details des Vertrags herunterrasselte, den sie in Perth zum Abschluss gebracht hatte. »Mir ist bloß nicht klar, wieso ihr davon ausgeht, dass ihr das große Geld macht«, sagte er schließlich. »Ihr könntet genauso gut ein Loch in den Sand bohren und euer Geld da reinstecken. Ich hoffe nur für dich, dass da draußen bereits ein Vermögen an Perlen hängt. Bald wird geerntet, oder?«
    »Ja, Anfang Juli, schätzt Dave. Wenn die Wassertemperatur am niedrigsten ist. Dann hören die Austern auf zu wachsen, und es sind keine Eier in den Keimdrüsen. Bei der Ernte geht es viel wissenschaftlicher zu, als mir klar war. Für so raue Dinger mit einer dicken Schale sind Austern ziemlich empfindlich.«
    Dale schüttelte den Kopf. »Jetzt nur mal angenommen, dieses kleine Unternehmen bringt dir nichts ein, was machst du dann?«
    »Wenn ich – wie du es genannt hast – mein Geld in den Schornstein schreiben muss?«, erwiderte sie.
    Er lachte auf. »Komm schon, Lily, ich habe dir von Anfang an gesagt, dass eure Idee ein bisschen wahnsinnig ist. Warum strampelt sich Dave wohl seit Jahren da oben ab, und warum hat vor euch niemand das Potenzial des Betriebs gesehen? Junge, Junge, du warst doch ein gefundenes Fressen für die!«
    »Danke für dein Vertrauen«, erwiderte Lily kühl.
    Sie war müde, und anstelle des Hochgefühls, das sie erfüllt hatte, als sie über die Bucht flog, stieg nun Wut in ihr auf.
    Sie hatte sich so gefreut, war so aufgeregt gewesen, dass sie wieder in Broome war. Nun hatte Dale ihr alles verdorben. »Und wen meinst du mit ›die‹?«
    »David George und seine Schar da oben. Mit einem Kerl, der lieber unter Schwarzen ist als in der Stadt zu leben – zumal als Engländer –, mit dem stimmt doch was nicht.«
    »Statt bei zivilisierten Weißen wie dir, Dale?« Sie wollte Simon erwähnen, entschied sich aber dagegen. Es war besser, seinen Sohn aus dem Spiel zu lassen. Dale wusste ohnehin, dass sie Simon für einen Rassisten und Unruhestifter hielt. »Ich hätte ja gedacht, jemand wie du, der sein Geld auf die harte Tour verdienen musste, wüsste einen ehrlichen, hart arbeitenden Mann zu schätzen.«
    Die Ironie in ihrer Bemerkung entging ihm. Sie hatten nie über die Geschichten gesprochen, die Lily über Dale und einige dubiose Geschäfte gehört hatte, in die er angeblich verwickelt war. »Liebling,

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