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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ziemlich aus der Fassung gebracht. Jedenfalls wurde es leider äußerst unerfreulich. Mein Großvater hatte mich in seinem Testament bedacht, und das hat zu etwas Krawall geführt. Mein Vater und mein Bruder hatten mich abgeschrieben, nachdem ich praktischerweise als Teenager einfach von der Bildfläche verschwunden war.«
    »Als Sie hierher kamen?«
    »Ins Northern Territory. Ich habe auf einer großen Farm Vieh zusammengetrieben.« Er lächelte abschätzig über sich selbst. »Damals hat die Oberklasse ihre Versager raus in die Kolonien geschickt, damit sie dort zu Männern werden. Ich fühlte mich mehr zum Vieh hingezogen als zu irgendjemandem, den ich zu Hause kannte. Also blieb ich hier, zog nach Westen – und hier bin ich.«
    »Ich schätze, sie überspringen hier einen großen Brocken ihres Lebens, Dave.«
    »Stimmt. Na ja, alles war prima, bis Großvater das Zeitliche segnete und mir mehr hinterließ als meinem Vater und meinem Bruder. Sie gingen vor Gericht. Ich wollte mich nicht streiten. Ich habe es mal kurz versucht, aber verdammt noch mal, ich wollte und brauchte das gar nicht. Also habe ich mich auf einen Vergleich eingelassen und bin geflohen. So konnte ich diese Farm kaufen. Ich bin über Nacht vom Habenichts zum Perlenbaron geworden.«
    »Und seitdem sind Ihnen juristische Rangeleien zuwider?«
    »Genau. Hier draußen ist ein Handschlag so gut wie ein Stück Papier, schätze ich. Wenn jemand einem übel mitspielt, gibt es Mittel und Wege, eine Rechnung zu begleichen, auch ohne die weißen Rechtsverdreher. Für mich funktioniert die Buschjustiz.«
    Tim dachte über den sonderbaren »Reisenden« nach. »Glauben Sie an dieses mystische Zeug, an die seltsamen Kräfte der Aborigines?«
    »An manche schon. Don kann Ihnen dazu vielleicht was sagen. Er gehört zur örtlichen Gemeinde. Er und Serena glauben an die alten Überlieferungen und Gesetze. Ich habe da so meine Vorbehalte.«
    »In Indonesien habe ich von Leuten mit besonderen Kräften gehört, ich mag das nicht völlig ausschließen. Ich will es bloß erst mit eigenen Augen sehen.«
    »Man soll sich gut überlegen, was man sich wünscht, heißt es.« Dave gähnte. »Ich lege mich hin. Bis morgen.«
    »Ja. Gute Nacht, Dave.« Tim blieb noch sitzen und betrachtete Mond und Sterne. Er hatte sich vorgenommen, irgendwann eine Nacht draußen zu verbringen und den Mond über der Bucht zu beobachten. Es wäre schön, das mit jemandem zu teilen, wenn auch nicht gerade mit dem barschen alten Dave. Seine Geschichte hatte nicht so geklungen, als hätte er sich irgendwie in Schwierigkeiten gebracht, wie Dale angedeutet hatte. Dave verstand sich mit seiner Familie offenbar nicht so gut, wenn er als junger Mann lieber im australischen Outback lebte, statt in Großbritannien ein angenehmes Leben zu führen. Tim fragte sich, ob er selbst in der gleichen Situation eine große Erbschaft stehen lassen könnte. Manche Menschen waren Kämpfernaturen, andere wollten sich Scherereien ersparen.
    Würde Dave sie im Stich lassen, sollten sie mit der Perlenfarm einmal vor einem größeren Problem stehen? Andererseits: Und wenn schon? Sie hätten es ja auch ohne ihn versucht. Ich schätze, Lily ist eine Kämpfernatur, dachte Tim, und Sami sowieso. Ihr möchte man nicht in die Quere kommen. Und sie würde höchstwahrscheinlich kämpfen wie eine Löwin, um ihre Mutter zu beschützen, zumal sie mir noch nicht ihren Segen gegeben hat. Egal, entschied er. Ob es ihr nun gefällt oder nicht, wir sitzen jetzt in einem Boot. Ich habe genügend Erfahrung um zu wissen, dass wir es schaffen können. Fünf Jahre, dann verdiene ich hier richtig Geld. Wir brauchen nur etwas Glück und stabile Preise.
    Er stand auf und harkte die letzten Kohlen auf einen Haufen. Plötzlich fuhr er zusammen: Auf der anderen Seite des Grills stand der kleine Aborigine. »Hallo! Ich habe Sie gar nicht gehört. Dachte, Sie wären schon weg.« Tim war ein wenig aus dem Konzept gebracht.
    »Kann ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Natürlich. Haben Sie was zu essen bekommen? Der Kaffee ist aus, fürchte ich. Vielleicht ist noch ein Bier da.«
    Der Mann setzte sich auf Daves verlassenen Stuhl und ließ die Beine baumeln. »Danke. Ich habe alles.«
    Für eine Weile herrschte Schweigen. Tim wollte ins Bett, fragte jedoch: »Also, entschuldigen Sie, Kumpel, aber ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«
    »Munda.«
    Tim konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Munda Down Under, nennt man Sie so?«
    »Kommt vor. Arbeiten

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