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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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die in diesen Bergen lebten.
    Als der Nachmittag kühler wurde, fuhren sie weiter. Ihr Ziel war die einsame Farm, auf der Farouz’ Freund Webster und seine Frau Rinder, Pferde und jede Menge Ziegen hielten. Webster war nur ein Spitzname, nach dem gleichnamigen Wörterbuch. »Wie ist er denn bloß zu dem Namen gekommen?«, fragte Sami.
    Farouz gestattete sich ein feines Lächeln. »Er ist ein großer Leser. Er kennt viele lange Wörter.«
    Sami lachte. »Das muss ich Palmer erzählen.«
    Die Nacht brach herein, ehe sie ankamen. Die Dämmerung schwebte wie ein blau-rosa Vorhang über der Landschaft, dann traten Dunkelheit und hell leuchtende Sterne auf. Ein kleines Licht in der Ferne wuchs rasch zu erleuchteten Fenstern in einem lang gezogenen, niedrigen Gebäude. Ein Generator tuckerte. Farouz hielt am Tor, stieg aus und schlug mit einem Stück Eisen gegen eine metallene Felge. Hunde bellten, und eine Männerstimme brüllte ihnen zu, sie sollten still sein.
    Am Hausdach ging ein helles Licht an, und ein Mann kam durch die Dunkelheit ans Tor. »Farouz? Du bist spät dran, Kumpel. Ich helfe dir. Hast du deine Freundin dabei?«
    »Hallo. Ich bin Samantha.« Sie schüttelte Websters schwielige Hand. In der schlechten Beleuchtung wirkte er schon etwas älter, über sechzig vielleicht. Ein großer Buschhut, runzelige Haut und eine Brille mit Drahtgestell, die auf einer Adlernase saß, fielen ihr auf. Ein freundliches Gesicht.
    »Willkommen. Gehen Sie rein, meine bessere Hälfte macht Ihnen Tee und was zu essen. Sie heißt Maggie.«
    Sami klopfte an die Fliegengittertür. »Hallo, Maggie. Ich bin Sami.«
    »Kommen Sie rein, meine Liebe. Ziehen Sie die Schuhe aus.«
    Die Frau wirkte ausgemergelt, braun und von der Sonne verdorrt, mit schwarzbraunem Wuschelhaar. Doch ihr Lächeln war strahlend, und als sie einen riesigen Kessel vom Holzofen hob, sah Sami, dass sie stark und voller Energie war.
    »Jesses, sind Sie jung! Was tun Sie hier draußen mit Farouz? Sie sehen nicht aus wie ein Kameltreiber. Setzen Sie sich, nehmen Sie sich Tee aus der Kanne.« Sie nickte zum Tisch in der Mitte des Raumes, der zugleich Küche und Wohnzimmer war. In einer Ecke befanden sich ein Speiseschrank und Regale, ferner gab es ein Sofa, tiefe alte Lehnsessel und ein Funksprechgerät. Über einem kleinen Schreibtisch hingen Regale voller Bücher. In einer anderen Ecke stand ein mit Mützen und breitkrempigen Akubra-Hüten beladener Hutständer. Durch eine weitere Fliegengittertür gelangte man auf eine seitliche Veranda mit Kühlschrank und Sesseln, und von dort in einen Kühlraum für Lebensmittel.
    »Ich hoffe, Sie mögen Eintopf, meine Liebe. Sind doch wohl nicht so eine neumodische Vegetarierin, hm?«
    Sami kicherte. »Nein, Maggie, der Eintopf duftet köstlich. Aber könnte ich mich vielleicht erst waschen? Ich fürchte, ich bin dreckig und stinke.«
    »Herrschaftszeiten, ich vergesse meine Manieren. Ich habe mich zu sehr an die schmuddeligen Kerle hier gewöhnt. Es ist wirklich schön, mal eine Frau zu Besuch zu haben. Kommen Sie mit.«
    »Sie bekommen wahrscheinlich nicht viel Besuch hier draußen«, bemerkte Sami und dachte bei sich, hier sei nun wirklich das Ende der Welt!
    »Alle Jubeljahre sehe ich mal eine andere Frau. Vorbeikommende Aborigines nicht mitgerechnet. Und zweimal im Jahr fliege ich an die Küste, nach Port Hedland, um mal was anderes zu sehen.«
    Sie gingen über einen Flur, und Maggie öffnete die Tür zu einem Schlafzimmer, in dem ein Mückennetz über dem Bett hing. »Schmeißen Sie Ihre Sachen hier rein. Das Badezimmer ist da hinten. Wir haben durch Solarenergie heißes Wasser – aus dem Brunnen. Stinkt nach Schwefel, aber Sie können duschen oder baden. Farouz und Webby brauchen bestimmt noch ein Weilchen. Die werden jetzt sicher erst ein Männergespräch führen. Farouz will bestimmt nach den beiden Kamelen sehen, die er auf der letzten Reise hiergelassen hat. Kommen Sie gut mit ihm aus? Er kann ein bisschen, na ja, wortkarg sein, wie Webby es nennt.«
    »Er ist ein guter Mann. Ich arbeite an einer Universität und interessiere mich für Kunst. Deshalb bringt er mich zu einem Außenposten, damit ich dort ein paar Künstler kennen lerne.«
    »Du liebe Güte, die müssen richtig gut sein, wenn Sie dafür so weit fahren! Lassen Sie sich Zeit, meine Liebe.«
    Es wurde ein langer Abend, ehe Sami ins Bett fiel. Nach dem Abendessen saßen sie stundenlang auf der geschützten Veranda und unterhielten sich über Gott und die

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